Volksbefragung birgt gesellschaftlichen Zündstoff

Zwei Personen springen vor Freude in die Höhe
Nicht alle Menschen würden in der Schweiz vor Freude in die Höhe springen. (Bild: R. Moura / unsplash)

Fragen nach der Befindlichkeit von Schweizern werden regelmässig mit gut beantwortet. Eine Volksbefragung zeigt aber ein anderes Bild.

Die Schweiz ist ein reiches Land und die Einkommen sind hoch. Allerdings nehmen nicht alle Bewohner des Landes an diesem Freudenfest teil.

Dies ist das Fazit der jüngsten Bevölkerungsbefragung, welche das Bundesamt für Statistik BFS unlängst publiziert hat.

Kaum über die Runden kommen

Demnach gelten in der Schweiz fast eine Million Menschen als einkommensarm. Dies sind immerhin rund 8,2 Prozent der Wohnbevölkerung, hiess es.

Im Jahr 2022 hatten zudem 9,9 Prozent der Schweizer sogar Schwierigkeiten, bis zum Monatsende über die Runden zu kommen.

Rund 4,9 Prozent der Bevölkerung waren sogar von materieller und sozialer Deprivation betroffen, was bedeutet, dass sie aus finanziellen Gründen auf wichtige Güter, Dienstleistungen und soziale Aktivitäten verzichten mussten.

Statistik vom BFS

Sie mussten also zum Beispiel auf neue Kleider, regelmässige Freizeitaktivitäten oder Treffen mit Freunden verzichten.

Obendrein konnten sie ihre Rechnungen nicht rechtzeitig bezahlen oder keine unerwartete Ausgabe begleichen.

Dabei sind die seit 2022 erfolgten Preisanstiege für Elektrizität, Heizkosten und Konsumgüter in diesen Zahlen noch nicht einmal abgebildet, hiess es weiter vom BFS. Dies birgt also gesellschaftlichen Sprengstoff.

Ausländer verdienen weniger

Nüchtern heisst es dann weiter: Wie in den Vorjahren seien ausländische Personen, Personen in Einelternhaushalten, Personen ohne nachobligatorische Ausbildung und Personen in Haushalten ohne Arbeitsmarktteilnahme besonders häufig von Einkommensarmut betroffen.

Im Jahr 2022 hiess dies, dass diese Menschen durchschnittlich 2284 Franken im Monat für eine Einzelperson und 4010 Franken für zwei Erwachsene mit zwei Kindern zur Verfügung hatten.

Ausländer werden im Hochlohnland Schweiz in der breiten Masse aber ohnehin schlechter bezahlt als Schweizer, wie muula.ch unlängst berichtete. Daher muss das Land beispielsweise an diesem gesellschaftlichen Problem arbeiten.

Zusammenleben entscheidet

Auf einer Skala von 0 bis 10 lag der Mittelwert der Zufriedenheit mit dem jetzigen Leben in der Schweiz aber dennoch bei 8. In Österreich war der Wert nur 7,9, in Italien 7,2, in Frankreich 7,0 und in Deutschland sogar nur bei 6,5, wie aus der Statistik weiter hervorgeht.

In der Schweiz hat sich die Lebenszufriedenheit seit 2014 aber kaum verändert, was zudenken gibt. Zehn Jahre lang Stillstand bei dem Wert. Die Zufriedenheit steigt in der Schweiz jedoch mit dem Alter, dem Bildungsniveau und dem Einkommen.

Besonders zufrieden ist die Bevölkerung in zwischenmenschlichen Bereichen wie dem Zusammenleben, dem Arbeitsklima oder den persönlichen Beziehungen.

Macht Geld glücklich?

Es schleckt jedoch keine Geiss weg, dass mit der vorhandenen Freizeit oder der persönlichen finanziellen Situation nur jede dritte Person sehr zufrieden war.

Bei den Unterschieden zwischen den Einkommen schneidet die Schweiz auch schlecht ab, was zeigt, dass die Schere ein gesellschaftliches Problem darstellt.

Schaut man auf die Einkommenssituation, so liegt nur noch Luxemburg vor der Schweiz.

Die Lebenszufriedenheit ist in dem Fürstentum aber mit Platz 15 viel schlechter bewertet. Geld macht also nicht unbedingt glücklich, wie es immer so schön heisst.

04.04.2024/kut.

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