Bafin-Chef Branson versetzt Zurich Insurance einen Dämpfer

Mark Branson, Präsident der deutschen Bafin
Der Präsident der deutschen Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht Bafin Mark Branson (Bild: PD)

Der Versicherungskonzern Zurich Insurance wollte ein Milliarden-Portfolio verkaufen. Doch die deutsche Finanzaufsicht Bafin stellt sich quer.

Es ist ein ungewöhnlicher Entscheid, den die deutsche Finanzaufsicht Bafin unter der Leitung von Mark Branson gefällt hat.

Das Amt von Ex-Direktor der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht Finma untersagte dem Versicherungskonzern Zurich Insurance einen Mega-Deal in Deutschland.

Gewinn aus Abwicklung

Dabei ging es um den Verkauf eines Bestands traditioneller Lebensversicherungen der Zurich Gruppe Deutschland an die Viridium Gruppe, die sich im Mehrheitsbesitz der Londoner Beteiligungsgesellschaft Cinven befindet.

Logo der Viridium Gruppe
Die Viridium Gruppe wickelt Lebensversicherungsbestände ab. (Bild: PD)

Viridium betreut die Versicherten nach dem Kauf der Lebensversicherungsbestände einfach weiter und zieht über günstigere Verwaltungskosten, höheren Kapitalerträgen sowie besseren Entwicklungen als den unterstellten Kalkulationen einen Gewinn aus den Deals.

Probleme in Italien als Ursache

Beim Verkauf des Zurich Portfolios wären rund 20 Milliarden Dollar an Reserven auf Viridium übertragen worden, wie die Zurich im Juni 2022 mitgeteilt hatte.

Eine Sprecherin von Viridium bestätigte nun am heutigen Dienstag gegenüber muula.ch, dass die Akquisition aufgrund des Vetos der Bafin geplatzt ist.

Weitere Recherchen von muula.ch ergaben, dass die Bafin, die sich normalerweise zu einzelnen Unternehmen nicht äussert, beim Hauptaktionär Cinven tatsächlich gewisse Bauchschmerzen haben dürfte.

Die Private-Equity-Gesellschaft hatte nämlich in Italien einen Versicherer, der in Schieflage geraten war, einfach auf den Problemen sitzenlassen und kein Kapital eingeschossen.

Interessen der Versicherten im Fokus

Die italienische Versicherungsaufsicht musste die Mailander Gesellschaft Eurovita dann unter Zwangsverwaltung stellen, weil mit den gestiegenen Zinsen die ordnungsgemässe Geschäftstätigkeit nicht mehr gewährleistet gewesen war.

Insofern ist Cinven quasi für alle Aufsichtsbehörden ein «Rotes Tuch» und die Bafin wollte damit sicher auch ein Signal an den Markt senden, dass sie solches Verhalten, wie in Italien vorgefallen ist, nicht akzeptiert.

Die Interessen der Versicherten wären mit Cinven als Käufer möglicherweise nicht korrekt gewahrt gewesen, erzählt man sich am Markt.

Die regelmässig gut unterrichtete «Süddeutsche Zeitung» hatte bereits vor Monaten von einem möglichen Veto der Bafin bei dem Deal berichtet.

Der deutsche Branchen-Guru Herbert Fromme hatte über mehrere Hintergrundgespräche mit den Beteiligten der Transaktion und des Regulators sowie die ablehnende Haltung wegen Cinven geschrieben.

Unternehmen relativieren

Die Zurich-Gruppe und auch Viridium bedauerten am Dienstag in separaten Communiqués den Entscheid.

Der geplatzte Verkauf habe bei Zurich Insurance aber keine Auswirkungen auf die Finanzziele oder die Kapitalmarktsituation. Unklar bleibt, ob es Vertragsstrafen beim Platzen des Deal gibt. Man wolle jedenfalls andere Optionen prüfen, hiess es lediglich.

An der Börse kamen die Informationen jedenfalls nicht gut an. Die Zurich-Titel sanken nach dem Veto der Branson-Behörde um rund 1 Prozent.

30.01.2024/kut.

Bafin-Chef Branson versetzt Zurich Insurance einen Dämpfer

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert