Geld vom Kanton Bern zur Aufarbeitung von Nazi-Raubkunst

Kunstmuseum Bern (Bild: PD)

Das Kunstmuseum Bern hat im November 2014 das Legat von Cornelius Gurlitt angenommen. Für die tiefergehende wissenschaftliche Erschliessung möglicher NS-Raubkunst springt nun der Kanton mit Steuermitteln ein.

Die Direktorin des Kunstmuseums Bern, Nina Zimmer, hat die weitere Aufarbeitung der Gurlitt-Thematik mit finanzieller Unterstützung aus Steuergeldern angekündigt. «Wir sind in guten Gesprächen, dass wir für die nächste Leistungsvertragsperiode zusätzliche Unterstützung vom Kanton Bern bekommen», sagte sie gegenüber der linken Zeitung «WOZ» vom Donnerstag auf die Frage nach der künftigen Finanzierung der Abteilung für Provenienzforschung.

Der Kanton Bern sei ohnehin der Hauptgeldgeber des Museums. Bis heute sei diese Abteilung aber rein durch Drittmittel finanziert, hiess es.

Neues Zeitalter für die Schweiz

Die bisher wichtigste Erkenntnis aus der Auseinandersetzung mit dem Legat Gurlitt sei, dass es eine Zeit vor und nach Gurlitt in den Schweizer Museen gebe, erklärte sie. «Heute ist es selbstverständlich, dass die Dimension Provenienz in allen musealen Debatten mitbedacht wird», hob die 49-Jährige hervor.

Dies bedeute aber nicht, dass wir schon alles erreicht hätten, hiess es weiter.

Paul Cézanne
La Montagne Sainte-Victoire, 1897
Öl auf textilem Träger, doubliert
73 x 91,5 cm
Kunstmuseum Bern, Legat Cornelius Gurlitt 2014 (Bild: PD)

Doch warum sollte die Schweiz die Probleme mit dieser deutschen Sammlung aufarbeiten, schliesslich handelte Cornelius Gurlitts Vater während des Nationalsozialismus in Deutschland mit der Kunst? «Klar ist: Die Schweiz ist keine Täternation wie Deutschland», sagte Museumsdirektorin diesbezüglich.

Verantwortung wahrnehmen

Es gebe allerdings vielfältige Verbindungen zur Schweiz, speziell was den Kunstmarkt betreffe. Da müsse man kritisch hinschauen, erklärte sie gegenüber dem Blatt. «Als Schweizer Institution ist es unsere Verantwortung, das selbstkritisch anzugehen», hob Zimmer weiter hervor, auch wenn man bis heute nicht einmal wisse, weshalb Cornelius Gurlitt sein Erbe gerade an das Kunstmuseum Bern vermacht habe.

Die Gurlitt-Werke werden laut den Angaben nunmehr Teil der Sammlung des Museums und die Abteilung für Provenienzforschung, also die Stelle für die Aufarbeitung der Herkunft von Kunstwerken, solle mit Geldern des Kantons weitergeführt werden. «Mit allem, was wir bei Gurlitt gelernt haben, können wir nun auch sie [die eigene Sammlung] nochmals kritisch anschauen», führte die Direktorin des Kunstmuseums Bern aus.

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Gurlitt. Eine Bilanz.

Kunstmuseum Bern vom 16.09.2022 bis 15.01.2023. Die Ausstellung bietet einen vertieften Einblick in das Legat Gurlitt und dessen wissenschaftliche Aufarbeitung. Die ethischen Leitlinien, die rechtlichen Grundlagen und die Ergebnisse des Projektes für Provenienzforschung werden in Themenräumen vertieft.

Mit dem Erbe von Cornelius Gurlitt (1932-2014) kamen rund 1600 Kunstwerke aus dem Nachlass des Kunsthändler Hildebrand Gurlitt (1895-1956) in das Berner Museum.

Diese werden auf mögliche Fälle von NS-Raubkunst geprüft und hatten generell Kontroversen über die Annahme des Legats ausgelöst. Eine Datenbank bietet ausserdem Zugang zum gesamten Nachlass.

18.08.2022/kut.

Geld vom Kanton Bern zur Aufarbeitung von Nazi-Raubkunst

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