Zürich etabliert sich als Mekka für Krypto-Experten

Wirtschaftsminister Guy Parmelin am Point Zero Forum in Zürich
Wirtschaftsminister Guy Parmelin eröffnete das diesjährige Point Zero Forum in Zürich. (Bild: muula.ch)

Bereits zum 4. Mal fand in Zürich das Point Zero Forum statt. Die Zukunft des Weltfinanzsystems auf der Blockchain dürfte von hier ausgehen.

Im Zuger Krypto-Valley ist es mittlerweile ruhig geworden, doch dafür wird es in Zürich einmal im Jahr beim Zukunftsthema Blockchain-Geld richtig laut.

Geheimtipp für Gespräche

Zentralbanker, Regulatoren, Krypto-Fans und Medienvertreter treffen am Point Zero Forum ungezwungen aufeinander und tauschen sich zu digitalen Geldsystemen aus.

Was die Schweiz zusammen mit dem Finanzzentrum Singapur ins Leben gerufen hat, ist mittlerweile zum regelrechten Geheimtipp geworden.

Vorträge, Diskussionsrunden, Präsentationen und Fragerunden stehen zwar im Vordergrund.

Doch am wertvollsten sind die Gespräche am Rande des Forums, und dies hat seinen Grund.

Herausragende Persönlichkeiten

Während es mittlerweile viele solche Tagungen überall auf der Welt gibt, ist das dreitägige Point Zero Forum, das am Mittwochabend zu Ende ging, nämlich ganz speziell.

Es geht im Circle Convention Center am Zürcher Flughafen nicht darum, irgendetwas zu verkaufen, weshalb es kaum nervige «Sales-Personen» gibt.

Dagegen strömt, was Rang und Namen hat, aus der Krypto- und IT-Welt, den Zentralbanken, den Aufsichtsbehörden sowie von den internationalen Organisationen in die Limmatstadt.

Mit all diesen Persönlichkeiten kommt man unkompliziert ins Gespräch.

Weber für Stablecoins

Bestes Beispiel dafür ist Ex-UBS-Präsident Axel Weber, der am Dienstagmorgen nach den Begrüssungsworten von Wirtschaftsminister Guy Parmelin und einer Fragerunde mit SNB-Chef Martin Schlegel auf die grosse Bühne trat.

Doch Weber war am späten Abend auf dem Forum immer noch in Gespräche verwickelt.

Auf eine Frage von muula.ch, ob er nach seiner bekannten Abneigung gegen Bitcoins nun ein Krypto-Fan geworden sei, antwortete Weber locker.

Er lehne den Bitcoin weiterhin ab, so der einstige UBS-Präsident. Dagegen schlage sein Herz für Stablecoins, so Weber.

Tether besser als JP Morgan

Auch die einstige Favoritin für den SNB-Vorsitz, Andréa Maechler, die nun Vize-Generaldirektorin bei der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich BIZ in Basel ist, sass nach ihrem spannenden Vortrag über Stablecoins einfach auf einem Sofa und diskutierte eifrig mit Teilnehmern.

Andréa Maechler am Point Zero Forum
BIZ-Vize Andréa Maechler hielt in Zürich einen spannenden Vortrag. (Bild: muula.ch)

Maechler hatte zuvor die neuen Dimensionen in der Finanzwelt klargemacht: denn die US-Grossbank JP Morgan erwirtschaftete im Jahr 2024 mit über 317.000 Mitarbeitern einen Gewinn von 58,5 Milliarden Dollar.

Stablecoin-Anbieter Tether (USDT) kam mit weniger als 200 Mitarbeitern allerdings bereits auf einen Gewinn von 13 Milliarden Dollar.

Der Gewinn pro Angestellten ist in der Krypto-Welt also um Lichtjahre höher, so BIZ-Vize Maechler.

Funktion von Swift unklar

Krypto-Firmen, wie Binance, Circle, Crypto.com, Cardano, Ripple, Paxos & Co. entsenden jeweils Topmanager, die für Fragen oder kontroverse Diskussionen offen sind.

Traditionelle Finanz- oder Infrastrukturanbieter, wie Visa, Mastercard, Stripe, Robinhood, IBM, Microsoft & Co., tun dies auch.

SNB-Chef Martin Schlegel
SNB-Chef Martin Schlegel fiel am Forum krypto-feindlich, mit schlechtem Englisch und einer billigen Omega X MoonSwatch auf. (Bild: muula.ch)

Bei so viel Dynamik wirkte das Dollar-basierte Zahlungssystem Swift fast altbacken.

Dieses Netzwerk wird es sicher bald nicht mehr geben, auch wenn gleich am Eingang der Konferenz gross der Sponsorenname Swift prangerte.

Finma-Direktor als Negativbeispiel

Was ist für Aufsichtsbehörden ausschlaggebend, wenn es um Bitcoin, Ethereum, Ripple & Co. geht? Solche Fragen konnte man ungezwungen an viele anwesende Regulatoren von Malta bis Japan stellen.

Der Direktor der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht Finma, Stefan Walter, machte sich dagegen – wie schon im Vorjahr – nach einer vom Blatt abgelesenen Rede gleich wieder aus dem Staub.

Finma-Direktor Stefan Walter und ETH-Bereich-Chef Michael Hengartner
Finma-Direktor Stefan Walter posierte mit ETH-Bereich-Präsidenten Michael Hengartner (Bild: muula.ch)

Er hat ohnehin nicht viel zu sagen, denn seine Behörde tötet derzeit jegliche Finanzinnovation. Walter liess es sich dennoch nicht nehmen, erneut sein Märchen von technologieneutraler Aufsichtstätigkeit zu erzählen.

Stabiler Personenkreis

Dabei hätte ein Dialog mit Krypto-Enthusiasten gerade den Vorteil, die andere Seite besser zu verstehen.

So manch ausländischer Regulator erklärte gegenüber muula.ch hinter vorgehaltener Hand, dass die anfängliche Skepsis zu Blockchain-Geld mittlerweile in Sympathie umgeschlagen sei.

Genau dabei bietet das Point Zero Forum in Zürich noch einen Vorteil, was die Popularität des Events erklärt. In der schnelllebigen Krypto-Welt hat sich ein harter Teilnehmerkreis herauskristallisiert, der sich mittlerweile kennt und vertraut.

Blackrock-Schweiz-Chef Dirk Klee war beispielsweise vorher CEO beim Zuger Krypto-Broker Bitcoin Suisse. In seiner wiedererlangten Rolle bei Blackrock fühle er sich zwar etwas wohler, sagte der Topmanager am Forum gegenüber muula.ch.

Aber auch Krypto sei eben beim US-Vermögensverwalter immer mehr ein Thema. Da passe er quasi perfekt.

Fehlender Fürsprecher

«See you next year in Zurich again», hiess es dann zum Abschied am Point Zero Forum oft.

Doch die meisten Teilnehmer versprachen sich, Whitepaper, technische Detailspezifikationen zuzusenden oder gleich in irgendeinem Projekt zusammenzuarbeiten. Besser geht es wohl kaum.

Die Schweiz hat mit dem Ausscheiden von FDP-Bundesrat Johann Schneider-Ammann einen wichtigen Fürsprecher für die Blockchain-Welt und Fintechs verloren.

Doch zumindest das Ausland sieht in Zürich einen Ort, an dem sie Zukunftspläne zum digitalen Weltfinanzsystem im Zusammenhang mit KI, Quantencomputing & Zentralbankengeld schmieden können.

08.05.2025/kut.

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