Die Schweizer Börse SIX hat hunderte Finanzinstitute der Welt nach ihren Einschätzungen zur Zukunft befragt. Besonders ein Segment jubelt laut.
Menschen lieben negative Nachrichten – doch wenn sich Positives einstellt, nimmt dies zunächst kaum jemand wahr.
Doch die Stimmung im Finanzsektor, in dem sich vor wenigen Wochen noch unglaublich viele Hiobsbotschaften überschlugen, hellt sich urplötzlich auf.
Konjunktur hellt sich auf
Dies gilt sowohl beim Ausblick auf die Konjunktur als auch bei den Wachstumsaussichten, wie die Schweizer Börse SIX am heutigen Dienstag überraschend bekanntgab.
Rund 77 Prozent der leitenden Führungskräfte im Finanzsektor der Welt gehen für das kommende Jahr von einer Verbesserung des Konjunkturumfelds aus, hiess es auf Basis einer jährlichen Meinungsumfrage unter 343 Finanzinstituten in aller Welt.
Dieser Wert ist mit über drei Viertel ein deutlicher positiverer Gesamteindruck im Vergleich zum Vorjahr, als sich lediglich zwei Drittel beziehungsweise 66 Prozent optimistisch gezeigt hatten.
Schweiz und USA als Zugpferde
Der Optimismus der Führungskräfte spiegelt sich aber auch in den Prognosen der Unternehmen für das eigene Wachstum über die kommenden drei Jahre.
Auf globaler Ebene sahen sich im Vorjahr noch 51 Prozent aller Unternehmen gut aufgestellt für signifikantes Wachstum; in diesem Jahr sind es mit 64 Prozent deutlich mehr.
Die grösste Zuversicht in Bezug auf das Wachstum zeigten Firmen mit Sitz in der Schweiz, Singapur und den USA, wo 72, 71 beziehungsweise 70 Prozent der Teilnehmer angaben, gut aufgestellt zu sein.
Bankenpleiten und der Untergang der Grossbank Credit Suisse scheinen kaum noch eine Rolle zu spielen.
KI, Datenanalyse und ESG
Themen, welche die Wachstumserwartungen beeinflussten, waren zu 38 Prozent die Identifikation von Anwendungsfällen für künstliche Intelligenz (KI). Die entsprechende Umsetzung berge das grösste Potenzial, hiess es weiter von der SIX.
Fast ebenso bedeutsam für Wachstum war die Anreicherung hochwertiger Daten und die Verbesserung der Datenanalyse-Kapazitäten und nannten weltweit rund 35 Prozent.
Im Vermögensverwaltungsbereich zeigte man sich besonders enthusiastisch, dass alternative Anlagen die grössten Wachstumsmöglichkeiten liefern werden, denn 41 Prozent aller Befragten gaben dies so an.
Vermögensverwaltung lahmt
Aus institutioneller Sicht waren die im Investmentbanking tätigen Unternehmen besonders gut gelaunt und schätzten die Entwicklung besonders optimistisch ein. Rund 74 Prozent aller Befragten in diesem Bereich sahen sich in einer guten Position für solides Wachstum.
Dabei zeigt sich, dass die Fusionen und Übernahmen, Unternehmensfinanzierungen, Geschäfte mit Hedgefunds & Co. gefragter denn je sind.
Das Segment «Asset Serving» kam laut der Gesamtstudie auf 69 Prozent. Retail Banking und Asset-Management erreichten jeweils 61 Prozent – und dies noch vor dem Wealth Management von Reichen und Superreichen, was bloss mit 54 Prozent in Richtung Optimismus zeigte.
Drei Gefahren lauern
Wo so viel Zuversicht herrscht, muss man aber auch misstrauisch sein.
Auf die Frage nach makroökonomischen Bedenken, die das Wachstum einschränken könnten, nannten die befragten Finanzmanager am häufigsten drei Punkte. Erstens lauern Gefahren bei den regulatorischen Veränderungen.
Zweitens bereiten die zunehmenden systemischen globalen Finanzrisiken gewisse Sorgen. Und drittens dürfte das Wachstum wegen geopolitischer Unsicherheiten leiden, hiess es weiter von der SIX.
14.11.2023/kut.