Verwirrung um russisches Uran beim Axpo-Konzern

Kernkraftwerk Beznau des Betreibers Axpo
Fliegt ein Kernreaktor von Axpo in die Luft, bleibt von der kleinräumigen Schweiz nicht viel übrig. (Bild: PD)

Der Energiekonzern Axpo hat neue Lieferverträge für den Kernbrennstoff abgeschlossen. Wie so oft bei dem Staatsbetrieb bleibt Vieles im Dunkeln.

Der Axpo-Konzern hat für die Atomkraftwerke Beznau und Leibstadt neue Verträge für den Kernbrennstoff unterzeichnet.

Dies teilte der Staatsbetrieb am heutigen Montagnachmittag überraschend zur Produktion von Kernenergie mit.

Weiterverarbeitung in westlichen Ländern

Hintergrund ist der Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine, und da wollte Axpo konzernweit keine neuen Verträge mit russischen Lieferanten abschliessen und bestehende Vereinbarungen nach Möglichkeit beenden.

Axpo habe nach umfangreichen Verhandlungen neue Verträge zur Brennstoffbeschaffung mit Uranförderunternehmen aus Kanada und Kasachstan abgeschlossen, hiess es.

Weiterverarbeitet werde dieses Uran in Frankreich, Deutschland, den Niederlanden, dem Vereinigten Königreich sowie den USA, erklärte der Schweizer Energiekonzern.

Reserven noch aufbrauchen

Mit den neuen Verträgen kaufe Axpo direkt bei den Marktführern für den westlichen Markt ein, hiess es weiter. Erste Lieferungen aus den neuen Verträgen erfolgten ab dem Jahr 2026.

Die Brennstoffversorgung von Leibstadt und Beznau sei aufgrund von Reserven seit 2022 nicht mehr auf russische Quellen angewiesen, betonte die Axpo.

Axpo verheimlicht Details

All dies verwundert aber, denn bis vor wenigen Tagen drehte sich die öffentliche Diskussion bezüglich russischer Uranlieferungen an Axpo nur darum, dass eine Änderung der langfristigen Abnahmeverträge nicht möglich sei und dreistellige Millionenbeträge bei einem vorzeitigen Ausstieg drohten.

Wie so oft bei Axpo bleibt die Kommunikation weitgehend im Dunkeln.

So ist unklar, ob es einen Swap-Deal gab, der Axpo das russische Uran abgenommen hat und nun Kasachstan und Kanada dafür an die Schweiz beliefern.

Auch ist nicht bekannt, ob Axpo bezüglich der Vertragsänderungen zumindest teilweise Schadenersatzzahlungen leisten musste. Dies wäre immerhin Volksvermögen.

Transparenz ist jedenfalls keine Stärke der von CEO Christoph Brand geführten Gruppe.

Aufsichtsbehörde Ensi blockt ab

Dies konnte man unlängst sehen, als es zu einer Notabschaltung im Kernkraftwerk Beznau kam. Was genau im Reaktor vorgefallen ist, will der Betreiber nicht sagen.

Auch die sogenannte Integrierte Aufsicht über die Kernenergie läuft diesbezüglich in der Schweiz nicht gut.

So wäre eigentlich das Eidgenössische Nuklearsicherheitsinspektorat Ensi für die Klarheit zuständig. Die stuft den Vorfall einfach temporär als unbedeutend ein – doch eine Notabschaltung eines Kernreaktors kommt ja nicht von ungefähr.

Die Aufsichtsbehörde blockiert auch regelmässig Öffentlichkeitsanfragen. Kritik, die Schweizer Uralt-Reaktoren seien unsicher, prallt ohnehin einfach ab.

Unklare Verantwortlichkeiten

Da müsste eigentlich Transparenz her.

Doch das duale Aufsichtssystem bei Kernenergie von der Axpo einerseits selber und der kleinen Aufsichtsbehörde von nicht einmal 150 Mitarbeitern andererseits bereitet vielen Menschen zurecht grosse Sorgen.

«Die Verantwortung für die nukleare Sicherheit liegt gemäss Kernenergiegesetzgebung beim Betreiber einer Kernanlage», steht auf der Webseite zur Integrierten Aufsicht.

Damit schiebt die Aufsichtsbehörde praktisch jegliche Verantwortung ab.

Kollektive Verantwortungslosigkeit

Ein solches System dürfte vielen Schweizer bekannt vorkommen. Es ähnelt nämlich der Aufsicht über den Finanzplatz Schweiz.

Für den Untergang der Credit Suisse sei das Management schuld gewesen, hatte die Parlamentarische Untersuchungskommission PUK unlängst erklärt.

Wozu es dann eine Schweizerische Nationalbank SNB mit Zuständigkeit für die Finanzmarktstabilität sowie eine eigene Finanzmarktaufsicht Finma mit hunderten Beamten gibt, erklärte niemand.

Es ist die bekannte kollektive Verantwortungslosigkeit, die bei Problemen mit einem Atomreaktor natürlich viel grössere Auswirkungen als den Untergang einer systemrelevanten Grossbank hätte.

Zürich in der Pflicht

Insofern ist die Kernenergie der Schweiz in keinen guten Händen. Wer mit Atomstrom umgeht, wäre zu absoluter Transparenz verpflichtet. Dies ist bei Axpo in keiner Weise gegeben.

Die grössten Eigentümer der staatlichen Axpo sind der Kanton Zürich und die Elektrizitätswerke des Kantons Zürich.

Diese stehen nun beim Volk in der Verantwortung.

17.02.2025/kut.

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