Die Online-Zeitung «20 Minuten» hat den Schilder-Wahnsinn in Basel mit Verkehrszeichen kritisiert. Doch das ist eigentlich nur die halbe Wahrheit.
Am heutigen Mittwoch hat die Pendlerzeitung «20 Minuten» auf ein Problem in Basel hingewiesen, das ein Leserreporter aufgebracht hatte. Gleich 16 Halteverbotsschilder gab es in einer Reihe hintereinander und dieser Schilder-Wald in der Birsstrasse wies auf engstem Raum auf ein künftiges Halte- und Parkverbot hin.
Praktisch an jedem Parkplatz auf einer Strassenseite stehe ein Schild, so der Tenor.
Die Zeitung thematisiert damit gleich zwei Themen: Einerseits wird die Geldverschwendung mit einem solchen Unterfangen angesprochen. Die Administration stellt da offenbar viel zu viele Schilder auf, was Zusatzkosten verursacht.
Andererseits greift der Beitrag auch eine gewisse Verblödung in der Gesellschaft auf, falls irgendjemand meint, es brauche an einem einzigen Ort so viele, gleiche Verbotsschilder.
Zu gut gemeint oder System?
Von den Basler Behörden hiess es gegenüber dem Blatt immerhin, dass die Industriellen Werke Basel (IWB), also ein Staatsbetrieb, dort Starkstromkabel anliefern würden und die zuständige Baufirma es mit den Warnungen wohl einfach etwas zu gut gemeint habe.
Letztlich fallen solche Übertreibungen aber auf die Steuerzahler zurück, weil irgendjemand den Unsinn bezahlen muss. Und interessant ist auch die Zusatzerklärung der Basler Behörden, dass der gesunde Menschenverstand offenbar bei der Regelung nicht mehr ausreiche, sondern das Gesetz so gemacht sei:
«Es ist gesetzlich geregelt, dass der Beginn, die Fortsetzung und das Ende eines Halteverbots mit entsprechender Beschilderung signalisiert ist. Wie viele Schilder es sein dürfen, schreibt das Gesetz nicht vor», sagte die Kantonspolizei Basel-Stadt gegenüber der Zeitung.
Regelrechte Krankheit
Wahrscheinlich ist aber der Schilder-Wahnsinn in keiner Schweizer Stadt so ausgeprägt wie in Basel. Denn das Schilderproblem ist tiefgehender als nur mit Verkehrszeichen, wie es nun «20 Minuten» angesprochen hat.
Die Basler-Schilderkrankheit geht nämlich soweit, dass es praktisch an allen Ecken und Enden der Stadt «Verlautbarungen» oder irgendwelche Hinweise gibt.
Zwar haben Bürger sicher Verständnis, wenn mittels Schildern auf die Zonen für das Rhein-Schwimmen beziehungsweise auf besondere Diebstahlrisiken hingewiesen wird. Auch die Ankündigung von Veranstaltungen über Aufsteller geht wahrscheinlich in Ordnung.
Doch viele Schilder sind entbehrlich. Ein schönes Beispiel ist momentan in der Stadt zu sehen, denn im ganzen Stadtzentrum gibt es Poster «Stoppen für SchuLkinder», die vor «Dimmi», also Dummheit, quasi nur so strotzen.
Sollen Autofahrer oder Trams etwa nur für Schulkinder anhalten? Betrifft es mit dem «Blauen L» bloss die Fahranfänger? Stoppen wir nur zum kommenden Schulanfang? Das ist alles nur rausgeschmissenes Geld.
Vielerorts Unverständnis
Hinweise auf die «Genussstadt Basel» oder unnütze Telefonanrufe braucht es sicherlich ebenfalls nicht. Oder sind die Einwohner in der Stadt am Rheinknie besonders begriffsstutzig? Sicher nicht.
Und Gewiss, einen Nutzen all dieser Beschilderung können weder die Bürger, noch die Behörden ableiten, denn niemand weiss, wie viele Unfälle oder Diebstähle mit den Schildern verhindert wurden. Besonders locker scheint das Geld jedenfalls bei der Basler Kantonspolizei zu sitzen, denn sie ist häufig als (Mit-)Initiator aufgeführt.
Allerdings gibt es auch noch Hoffnung in der Stadt: Neben all den Aufstellern mit Vorschriften und Hinweisen kann man in Basel nämlich obendrein eine weitere Beobachtung machen. Viele Baslerinnen und Basler schauen auf all die Schilder und schütteln dann im Vorbeigehen einfach nur den Kopf.
10.08.2022/kut.