Jedes Jahr werden am «Grand Prix du Vin Suisse» die besten Schweizer Weine gekürt. Diesmal gab es einige positive wie negative Überraschungen.
In den vergangenen Jahren haben Winzer in der Schweiz vermehrt bewiesen, dass sie nicht nur erstklassige Weine produzieren, sondern auch mit ihrer Vielfalt und Qualität die Welt überraschen.
Die Schweiz, traditionell bekannt für Luxusuhren und Schokolade, setzt sich zunehmend auf die Karte der Weinkenner.
Einheimische Sorten
Die Schweizerische Weinlandschaft erstreckt sich über einige Hauptregionen: Wallis, Waadt, Genf, Tessin, Graubünden und das dicht besiedelte Mittelland.
Jede dieser Regionen bietet eine einzigartige Weinpersönlichkeit, die von den unterschiedlichen Bodenarten, Mikroklima und traditionellen Rebsorten geprägt ist.
Die Vielfalt der Traubensorten überrascht, denn die Schweiz kennt mehr dutzende einheimische Sorten, die anderswo kaum zu finden sind.
Tessin mit Merlot
Besonders das Wallis zeichnet sich als der flächenmässig grösste Weinbaukanton der Schweiz durch seine kühlen Nächte und sonnigen Tage aus, was perfekte Bedingungen für den Anbau von Pinot Noir und Chasselas bietet.
Das Waadtland, das wohl bekannteste Weinanbaugebiet der Schweiz, ist für seine erstklassigen Chardonnay und Sauvignon-Blanc-Weine bekannt.
Im Tessin gedeihen Merlot und Chardonnay aufgrund des milden Klimas und der reichhaltigen Böden hervorragend.
Die Schweizer Winzer haben hart daran gearbeitet, ihre Weine auf Weltklasse-Niveau zu heben.
Die Anwendung moderner Weinbau- und Kellertechniken, kombiniert mit dem Engagement für Nachhaltigkeit, hat zu einer bemerkenswerten Verbesserung der Qualität geführt.
«Weingut des Jahres» vom Wallis
Der sehr gute Jahrgang 2022 beflügelte dabei die 17. Ausgabe des «Grand Prix du Vin Suisse» regelrecht.
Der Wettbewerb, der gemeinsam von der Vereinigung Vinea und der Weinzeitschrift Vinum durchgeführt wird, brachte die besten Weine 2023 in unzähligen Kategorien hervor – und der Gewinner des begehrten Titels «Weingut des Jahres» war die Kellerei Leukersonne aus Susten VS.
Mit ihrem «Hommage 2022» gewannen sie unter anderem in der Kategorie der roten Assemblagen, doch darüber gingen an der Gala des «Grand Prix du Vin Suisse 2023» im Kursaal Bern die Meinungen während der Preisverleihung völlig auseinander.
Als Sieger verschmäht
Aus 2740 Weinen von 432 Produzenten waren von einer Jury letztlich 91 Finalweine auserkoren worden.
Überraschungen gab es an der Gala zur Bekanntgabe der Sieger positive wie negative – das Wirtschaftsnews-Portal muula.ch, das erneut zur Preisverleihung geladen war, gibt die grössten Gewinner und Verlierer an.
Da war zum Beispiel gleich zu Beginn die Überraschung bei den Schaumweinen.
Im Vorjahr hatte, wie von muula.ch berichtet, der Brut du Valais Millésimé Jacques Germanier 2016 in der Kategorie zurecht gewonnen. Der Schaumwein stand bereits zum x-ten Mal auf dem Siegertreppchen ganz oben.
Doch diesmal muss man der Jury recht geben, dass sie den Konkurrenz-Schaumwein von Louis Edouard Mauler 2014 aus Neuenburg auf den ersten Platz gehoben hat.
Sein eleganter und frischer Stil, der durch Röstnoten sowie einen Hauch von Zitrusfrüchten überzeugte, war deutlich besser als der Germanier – Cave du Tunnel 2018 aus dem Wallis.
Süsse Sache
Zwar war den Winzern von Jacques Germanier die Enttäuschung ins Gesicht geschrieben, dass sie nicht zum fünften Mal in Folge die Kategorie Schaumweine gewonnen haben. Doch die Jury hatte nach herrschender Meinung den korrekten Entscheid gefällt.
Schade bekommt man den Mauler in dieser exklusiven Ausführung fast nur bei spezialisierten Weinhändlern, in der Weinabteilung von Manor, Globus & Co. oder direkt beim Weingut.
Im aktuellen Wein-Guide 2023/2024 vom Discounter Denner ist beispielsweise «nur» der Mauler Cordon Rosé demi-sec mit Lachsaroma und spritziger Säure aufgeführt. Doch dieses süsse Getränk dürfte nicht jedermanns Sache sein und spiegelt in keinster Weise den hervorragenden Sieger-Schaumwein wider.
Instinkt von muula.ch gefolgt
An positiven Überraschungen gab es an dem Abend dann noch zwei.
Die erste war der Syrah «Les Titans», 2020, der mit seinen Würznoten und Aromen von Brombeeren sowie extrem erdigen Noten überzeugte. Diesmal belegte der Wein des Unternehmens Provins aus Sitten VS, das mehrheitlich der Bauerngenossenschaft Fenaco gehört, den ersten Platz.
Im Vorjahr hatte dieser Wein die beste Einstufung noch knapp verfehlt, war aber von muula.ch bereits hervorgehoben worden. Diesmal folgte die Jury dem Instinkt von muula.ch aus dem Vorjahr.
Kakao und Schokolade
Und zweite positive Überraschung fand in der Kategorie Weine mit Restzucker statt, denn dort kam der Wein Casa Nova Wale-Port aus Walenstadt SG, Likörwein, 2015, auf den zweiten Platz und haute viele Weinfans an dem Anlass fast um.
Der rote Süsswein im Vintage-Stil mit seinen reifen Beeren- und Pflaumen-Aromen sowie Würznoten von Kakao und Schokolade war einfach nur lecker.
Einen Abend mit solch einem Tropfen aus St.Gallen zu schliessen, dürfte auch für viele Schweizer Haushalte ein Höhepunkt sein.
Weiter hart arbeiten
Die Überraschungen bei den besten Schweizer Weinen sind ein Beweis für die Hingabe der Winzer, die Vielfalt der Regionen und die kontinuierliche Qualitätsverbesserung. Schweizer Wein verdient es, im Rampenlicht zu stehen.
Und Weinliebhaber können sich auf noch mehr Überraschungen aus der Schweiz freuen, wenn die Winzer weiterhin ihre einzigartigen Weine perfektionieren.
Es bleibt für das kommende Jahr zur 18. Ausgabe des «Grand Prix du Vin Suisse» also spannend.
28.10.2023/kut.