Die Hiobsbotschaften über den Fortgang der Welt lassen Schweizer eine Gänsehaut bekommen. Dabei ist die Situation gar nicht so schlecht.
Die vielen Meldungen über den vermeintlichen Untergang der Welt und das Schlittern in eine Rezession haben zu einer weiteren Eintrübung der Konsumentenstimmung geführt. Diese verschlechterte sich gegenüber dem Vorquartal weiter, teilte das Staatssekretariat für Wirtschaft Seco am Dienstag mit.
Der Index der Konsumentenstimmung reduzierte sich gegenüber der Umfrage vom Juli von -42 auf -47 Zähler. Das Barometer erreiche damit den tiefsten Stand seit Beginn der Umfrage im Jahr 1972, hiess es weiter. An der aktuellen Befragung nahmen 1115 Personen im Alter ab 16 Jahren auf Deutsch, Französisch oder Italienisch teil.
Finanzlage entscheidend
Zum einen haben sich laut dem Seco die Erwartungen der Konsumenten für die allgemeine Wirtschaftsentwicklung in den kommenden zwölf Monaten weiter eingetrübt. Der entsprechende Teilindex sank von -54 auf -57 Punkten. Er liege damit weit unter dem langjährigen Mittel -9 Punkten, hiess es.
Zum anderen beurteilten die Haushalte ihre finanzielle Lage nochmals deutlich negativer als im Vorquartal. Der Teilindex zur vergangenen finanziellen Lage fiel von -35 auf einen historisch tiefen Wert von -40 Punkten. Nur Anfang der 1990er Jahre sei die Lage ähnlich schlecht eingestuft worden.
Auch der Teilindex zur erwarteten finanziellen Lage reduzierte sich mit -47 Punkten auf einen neuen Tiefststand. Im dritten Quartal hatte das Seco noch -35 Zähler verzeichnet.
Zuversicht durch Arbeit
Doch es gibt auch überraschende Lichtblicke. So sind die Befragten bei grossen Anschaffungen zwar weiterhin zurückhaltend. Der entsprechende Teilindex lag mit -42 Punkten deutlich unter dem historischen Mittelwert. Allerdings war es im dritten Quartal bei -43 Zählern schon schlimmer gewesen.
Und die Befragten gehen weiterhin von einer guten Verfassung des Arbeitsmarkts aus. Praktisch unverändert positiv bewerten sie die Sicherheit der Arbeitsplätze bei -26 Punkten.
Die Erwartungen für die Entwicklung der Arbeitslosenzahlen haben sich laut dem Seco gegenüber Juli zwar etwas eingetrübt. Der entsprechende Teilindex liegt mit 39 Punkten aber noch deutlich unter dem langjährigen Mittel.
Konstantes Einkommen
Bei alldem darf nicht vergessen werden, dass sich die Finanzsituation für einen Grossteil der Bevölkerung kaum ändert. Beamte, Lehrer, Ärzte, Angestellte grosser Konzerne erhalten weiterhin ihre Löhne, wenn nicht sogar einen Schluck mehr.
Grössere Anschaffungen, wie Neuwagen, sind ohnehin derzeit nur mit Schwierigkeiten möglich, weil die Lieferfristen bei zahlreichen Herstellern schon über ein Jahr lang sind.
Auch die Firmen sehen viele Hiobsbotschaften, obwohl es vielerorts gar nicht so schlecht läuft, wie muula.ch unlängst berichtete. Der starke Schweizerfranken gibt dabei Rückenwind. Wie die Zahlen des Seco über einen längeren Zeitraum eindrücklich zeigen, war die Weltuntergangsstimmung im Frühjahr 2020 zum Ausbruch der Coronavirus-Pandemie nur von sehr kurzer Dauer gewesen.
Luxus boomt
Irgendwann realisieren die Menschen, dass die Lage eigentlich gar nicht so schlecht ist, und die Stimmung dürfte sich dann in den Befragungen wieder auf.
Bestes Beispiel dafür ist die enorme Nachfrage nach den Spitzenprodukten iPhones. Das aktuelle Modell 14 Pro, immerhin ein Premium-Produkt mit Hochtechnologie und im oberen Preissegment, ist trotz Preiserhöhungen um die 50 Franken ausverkauft, wie auf muula.ch unlängst zu lesen war.
01.11.2022/kut.