Trigema bringt Licht ins braune Dunkel

Trigema-Zeppelin
Der Textilhersteller Trigema hat die braune Vergangenheit aufgearbeitet. (Bild: PD)

Trigema hat zu einem guten Zeitpunkt ein schwieriges Thema aufgearbeitet. Doch der Textilhersteller zeigt Firmen nicht nur dabei den Weg.

Der deutsche Textilhersteller Trigema, der auch in der Schweiz sehr bekannt ist, hat den Generationswechsel genutzt, um Transparenz in der Firmengeschichte zu schaffen.

Von Arisierung profitiert

Wolfgang Grupp übergab den Familienbetrieb nach über 5 Dekaden in diesem Jahr seinen beiden Kindern.

Dabei sollte die neue Generation aber nicht das schwierige Erbe des Urgrossvaters mitschleppen müssen.

Der Familienbetrieb beauftragte Neumann & Kamp Historische Projekte, um die Vergangenheit der Firma zu Zeiten des Nationalsozialismus in Deutschland zu untersuchen.

Die Trigema-Besitzerfamilie Grupp
Die Trigema-Besitzerfamilie Grupp (Bild: PD)

Dabei kam heraus, wie auf der Webseite des Unternehmens ersichtlich ist, dass Trigema unter anderem «Braunhemden» für die SA und Kleidung für die Wehrmacht fertigte und Zwangsarbeiter sowie Kriegsgefangene beschäftigte.

Der Familienbetrieb profitierte also klar von der Arisierung.

Politische Gegebenheiten akzeptieren

«Uns war es ein Anliegen, die Geschichte ehrlich zu erzählen, jedoch nicht für Marketingzwecke zu nutzen», erklärte Tochter Bonita Grupp in einem Interview mit dem «Handelsblatt» zur Publikation der brisanten Details einfach nur auf der Webseite ohne aktive Kommunikation.

Gemeinsam mit ihrem Bruder sei es ihre Idee gewesen, auch die Historie von 1919 bis heute richtig erklären zu können, sagte die Co-Firmenchefin.

Firmengründer Josef Mayer war ab 1937 Mitglied der NSDAP und erwarb die Firma Herman Levy deutlich unter Wert im Rahmen der Arisierung.

«Aus Erzählungen weiss ich, dass unser Urgrossvater ein hochanerkannter Unternehmer und sozialer Mensch war», betonte Bonita Grupp weiter.

Schuld beglichen

Der Vorfahre habe sich aber den politischen Gegebenheiten nicht entziehen können und sich stets für die Firma sowie die Mitarbeiter eingesetzt.

«Er war sich immer seiner Verantwortung gegenüber der Belegschaft bewusst», so die Unternehmerin.

Es gab 1953 mit der Familie Levy einen Vergleich mit 40.000 Mark um die Familienfirma.

«Die Umstände des Erwerbs der Firma Levy wurden 1953 gerichtlich aufgearbeitet und alle Forderungen wurden bezahlt», erklärte die Deutsche zur Situation und sieht sich dadurch sicher nicht mehr belastet, einen höheren Preis zu zahlen.

Der Generationswechsel war also ein günstiger Zeitpunkt, das Thema abzuschliessen.

Billigkonkurrenz wenig Nachhaltig

Doch nicht nur bei der Aufarbeitung dieses schwierigen Themas zeigt der bekannte Hersteller von Tennisbekleidung Trigema, wie man als Familienunternehmen agieren kann.

Die Finanzierung der Firma zu 100 Prozent mit Eigenkapital stünde auch unter der Führung von Bonita und Wolfgang junior nicht zur Disposition.

Gleichzeitig fertigt der Textilbetrieb ausschliesslich in Deutschland und hat sich nie zur Verlagerung der Arbeitsplätze an günstigere Standorte hinreissen lassen.

Grundsätzlich kann die Unternehmerin aber wenig mit Geschäftsmodellen, wie die chinesische Konkurrenz Shein, anfangen.

«Es ist ja nicht nur nicht nachhaltig, es fehlt da auch an der Wertschätzung für das Produkt», sagte sie über die Billigkonkurrenz aus Asien.

Am eigenen Weg festhalten

Die Rückbesinnung auf Produktionsstätten in Europa und das Lieferkettenchaos während der Coronavirus-Pandemie kommen Trigema zudem entgegen.

«Es ist ja nicht so einfach mit Blick auf Maschinen, Software, Zuliefere, die Produktion hier wieder aufzubauen – weil wir aber nie weg waren, haben wir das Ganze Know-how», so die Einschätzung.

Vater Grupp ist für das Festhalten der Produktion in Deutschland stets kritisiert worden. Doch liess sich nicht beirren, was dem Textilbetrieb nun entgegenkommt.

Für Schweizer Unternehmen, die auch ihren eigenen Weg gehen und dafür kritisiert werden, lautet die Botschaft also, durchaus gegen den Trend zu schwimmen.

Langfristig zahlt sich dies wohl aus.

29.07.2024/kut.

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