Die Syngenta-Gruppe macht Zahlenakrobatik, um ihre schlechten Jahresresultate zu verbergen. Bei den Chinesen läuft es gar nicht rund.
Die chinesische Syngenta tut in Basel praktisch alles, damit ihre schlechten Resultate im abgelaufenen Geschäftsjahr von der Öffentlichkeit möglichst nicht wahrgenommen werden.
So publizierte sie ein paar illustre Kennzahlen just am Karfreitag, die eine positive Entwicklung signalisieren sollten.
Zahlen aus China
Der Umsatz sank 2023 um 4 Prozent auf 32,2 Milliarden Dollar hiess es da. Und der operative Gewinn auf Stufe Ebitda brach aber «nur» um 18 Prozent auf 4,6 Milliarden Dollar ein, so die Medienmitteilung.
Brauchbares erfährt der interessierte Leser allerdings kaum, ausser dass es in Lateinamerika nicht gut lief, aber die manuell hinzugefügte Einheit Syngenta Group China regelrecht florierte.
Aus dem Reich der Mitte flossen immerhin rund 12 Prozent mehr an Umsatz – prüfen können das Externe aber nicht.
Lange Suche nach der Wahrheit
Wer es genauer wissen wollte, wie es der alten Schweizer Syngenta geht, der musste sich jedoch bis nach Ostern gedulden, denn diese Zahlen hielt der Konzern zurück.
Mittlerweile liegt der Zahlenkranz allerdings vor und bei Betrachtung sitzt der Schrecken tief.
Zunächst muss man lange suchen, bis man die Zahlen überhaupt findet. Mit dem Versteckspiel steigt allerdings das Interesse
So sank der Umsatz um fast 800 Millionen Dollar beziehungsweise um rund 4 Prozent auf 19,2 Milliarden Dollar.
Extremer Einbruch
Und der Reingewinn brach aber in Tat und Wahrheit um 43 Prozent auf nur noch 1,08 Milliarden Dollar ein. Es fehlt also fast eine Milliarde an Gewinn.
Selbst im Jahr vor der Coronavirus-Pandemie 2019 gab es mit 1,5 Milliarden Dollar noch fast eine halbe Milliarde mehr an Jahresüberschuss.
Beim Basler Agrokonzern gingen 2023 die Umsätze mit Non-Selectiv Herbiziden um fast 60 Prozent auf 1,1 Milliarde Dollar zurück.
Regional betrachtet, lief es in Lateinamerika sehr schlecht, wie im Report klar steht.
Fehlentscheide und Mehrkosten
In Basel erzählt man sich ohnehin, dass bei Syngenta in Brasilien völliges Chaos herrsche. Es seien falsche Produkte für den Markt produziert worden und der Konzern habe hohe Wertberichtigungen vornehmen müssen.
Bei seiner Verabschiedung im Dezember 2023 soll sich der langjährige CEO Erik Fyrwald regelrecht für die brasilianische Einheit geschämt haben, ergaben weitere Recherchen von muula.ch.
Gleichzeitig stiegen 2023 die Kosten für Forschung und Entwicklung im Teilkonzern um 11 Prozent auf 1,1 Milliarden Dollar.
Insgesamt haut all dies eben ziemlich unter dem Strich rein.
Gigantische Schulden
Besonders auffällig an der Bilanz der Syngenta-Gruppe ist, dass die Finanzschulden mittlerweile bei hohen 12 Milliarden Dollar liegen. Die Nettofinanzschulden legten 2023 sogar um fast 30 Prozent auf 11 Milliarden Dollar zu.
Das Finanz-Gearing verschlechterte sich um 25 Prozentpunkte auf mittlerweile 150 Prozent.
Das Eigenkapital kam bei 7,4 Milliarden Dollar zu erliegen, wobei die Eigenkapitalquote nur auf 22,5 Prozent kommt.
Mit dem steigenden Zinsniveau ist auch klar, dass Syngenta die auslaufenden Bonds deutlich höher verzinsen muss und der Finanzaufwand markant steigt.
HR-Chef leitet Finanzen
Bei alldem wird deutlich, dass solch ein Konzern nicht an die Börse gehen kann. Daher sagten die Chinesen, trotz ihrer Zahlenakrobatik mit den hinzugefügten positiven Einheiten aus China, zum wiederholten Mal den geplanten Börsengang in Schanghai ab.
Dies ist ein weiser Entscheid, denn so schaut kaum jemand genau auf die Entwicklungen.
Stünde Syngenta aber im Scheinwerferlicht der Börse, würden solch schlechte Resultate ihrer grössten Geschäftseinheit, wie sie 2023 erzielt wurden, wahrscheinlich sofort einen Einbruch des Aktienkurses bedeuten.
Und kein Wunder haben die Chinesen mit Qin Hengde den aus einfachen Verhältnissen stammenden HR-Chef nunmehr zu ihrem CFO ernannt.
07.04.2024/kut.