Sympany setzt schon wieder auf ein falsches Pferd

Logo des Krankenversicherers Sympany
Sympany hat einen merkwürdigen Entscheid für einen neuen CEO gefällt. (Bild: PD)

Die Krankenkasse Sympany hat einen neuen CEO berufen. Der Manager passt aber gar nicht zu dem Versicherer.

Die Basler Krankenkasse Sympany scheint sich schon wieder bei ihrer Personalauswahl vergriffen zu haben.

Nach unzähligen Jahren unter der Führung von Beat Ochsner kam es bei dem Krankenversicherer in jüngster Zeit immer wieder zu Chefwechseln.

Rasch verfügbar

Ruedi Bodenmann, ein Mathematiker von der Swiss Life, kam und ging. Der Chemiker Michael Willer, eine graue Maus von der Helsana, kam und ging im Juli dieses Jahres.

Und nun berief der Verwaltungsrat zum 1. November 2023 den völlig unbekannten Christian Conti zum Unternehmenschef.

Kaum jemand in der Branche hat den Namen überhaupt schon mal gehört, wie Recherchen von muula.ch nunmehr ergaben.

Offenbar war Conti aber derzeit für die neue Aufgabe rasch verfügbar.

Seine letzte offizielle Tätigkeit dauerte von 2017 bis 2022 bei Generali Schweiz, wo der Jurist den Nichtleben-Bereich geleitet hatte.

Gleiche Wortwahl

In dieser Funktion sei er unter anderem für das Produktmanagement, die Rückversicherung und die Schadenabwicklung zuständig gewesen, teilte Sympany zu der Personalie mit.

Von 2011 bis 2017 habe er die Orion Rechtsschutz-Versicherung geleitet und sei Mitglied der Direktion von Zurich Insurance gewesen, hiess es weiter.

Doch schon bei Bodenmann hatte Sympany geschrieben, dass der CEO ein ausgewiesener Versicherungsfachmann sei. «Bodenmann überzeugt mit einem umfassenden und breiten Leistungsausweis», hatte der Verwaltungsrat wörtlich gesagt.

Beim Nachfolger von Bodenmann auf dem CEO-Posten von Sympany teilte der Verwaltungsrat mit: «Willer überzeugt mit einem umfassenden und breiten Leistungsausweis».

Für Willers Nachfolge verwendete der Verwaltungsrat nun aber leicht andere Worte:

«Conti überzeugt mit seinem breiten Versicherungs-Knowhow, aber auch mit seiner Persönlichkeit und seinem leistungsorientierten und zugleich auf Menschen ausgerichteten Führungsverständnis».

Softer Chef unbrauchbar

Sympany braucht aber völlig andere Führungsqualitäten.

Jemand aus der privaten Versicherungsbranche ohne Netzwerk unter Krankenversicherungen kann kaum Verständnis für die administrativ oftmals unsinnigen Abläufe in der Grundversicherung beziehungsweise im Zusatzversicherungsbereich aufbringen. Rechtsschutz, wo Conti ein Experte zu sein scheint, ist zudem für die Assekuranz völlig unbedeutend.

Zugleich nützt das ganze kapitalmarktgetriebene Versicherungswissen von Privatversicherern nichts, weil die Verbuchung der Prämien, die Rückversicherung und die Leistungsauszahlung bei einer Krankenkasse völlig anders aussehen. Ein Krankenversicherer wird ganz anders gesteuert.

Obendrein hat Sympany ein enormes Kostenproblem, entlässt Leute und muss weiter Personal abbauen, wie auch muula.ch berichtete.

Die Gruppe muss zahlreiche Krankenkassen konsolidieren, wie aus den neuesten Unterlagen des Bundesamtes für Gesundheit BAG hervorgeht.

Einen soften mitfühlenden Chef, wie Conti zu sein scheint, kann in solch einer Situation keine Firma gebrauchen.

Chaotischer Versicherer

Nach einem Mathematiker, Chemiker soll es aber nun ein Jurist bei der Basler Krankenkasse richten.

Am Markt ist Conti jedenfalls nicht mit Höchstleistungen aufgefallen. Ganz im Gegenteil – Generali Schweiz gilt als völlig unstrukturierter, fast chaotischer Versicherer.

Doch mit der Berufung des neuen CEO werden die eigentlichen Probleme von Sympany wieder sichtbar.

Der Krankenversicherer, der schon erfolglos Ausflüge in die Welt der Sachversicherungen unternommen hat, braucht betriebswirtschaftliches Wissen über schlanke Abläufe, Effizienz und dies möglichst aus der Krankenversicherungs-Welt.

Wie man hört, hat derzeit der IT-Bereich intern das Sagen und mit Informatikern quasi an der Firmenspitze geht es bei Unternehmen kaum.

Konflikte vorprogrammiert

Intern ist Sympany für die CEO-Position jedenfalls nicht fündig geworden, obwohl die externen Manager genau an alten Seilschaften innerhalb der Gruppe regelmässig scheitern.

Interimistisch wird die Krankenkasse noch bis Ende Oktober von HR-Chefin Suzanne Blaser und Finanzchef Christian Meindl geführt, die beide schon seit gefühlten Jahrzehnten die Fäden in der Basler Firma ziehen. 

Vor allem CFO Meindl ist allerdings noch nie bei der Wahl zum CEO berücksichtigt worden – doch er will laut Beobachtern immer alles bestimmen. Ein Konflikt mit dem neuen CEO ist da quasi schon (wieder) vorprogrammiert.

Aber für den knallharten Sparkurs wollten offenbar weder die HR-Chefin noch der CFO ihre Köpfe hinhalten.

Die Gruppe der alteingesessenen Mitarbeiter, welche die eigentliche Macht bei Sympany haben, dürften es ihnen mit weiterer Loyalität danken.

05.10.2023/kut.

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