Swisscom zieht neuen Staatsauftrag an Land

Logo Swisscom auf dem Dach eines Gebäudes
Swisscom erhält noch mehr Einblick in die Arbeit von Journalisten und Diplomaten. (Bild: PD)

Der Bund hat den Swisscom-Konzern wieder mit einem Geschäft beglückt. Der Deal unter Staatsdienern hat jedoch bitteren Beigeschmack.

Die Bundesverwaltung hat ein neues System für Medienmitteilungen in Betrieb genommen.

Seit Montag stünde eine neue Plattform für das Abonnieren zur Verfügung, teilte die Administration freudig mit.

Linke Tasche, rechte Tasche

Der Funktionsumfang bleibe nahezu identisch, hiess es weiter. Was wegfällt, sagen die Beamten aber lieber nicht.

Das neue System werde aber durch die Swisscom, die sich mehrheitlich im Schweizer Staatsbesitz befindet, entwickelt und betrieben, hiess es weiter.

Damit erfolge auch die Datenhaltung der Abonnenten künftig im Auftrag der Bundesverwaltung bei Swisscom.

Eine Ausschreibung zu dem Auftrag konnte muula.ch auch mit längerer Suche in der Datenbank zu Beschaffungen der offiziellen Schweiz, simap, allerdings nicht finden.

Heikle Auswertungen möglich

Welcher Journalist interessiert sich für welche Themen des Landes?

Dies kann nun Swisscom nicht mehr nur durch Abhören von Telefonaten und dem Analysieren der E-Mail sowie Internetnutzung herausfinden.

Der Staatsbetrieb kann nun auch die rund 200.000 Abonnenten der Communiqués analysieren.

Neu gibt es sogar ein zweites Level bei den Themen-Abonnementen, sodass spezifische Unterthemen direkt abonniert werden können.

Wenn man sich also beim Thema Energie nur für Atomstrom interessiert, geben Nutzer ihre mögliche Identität als Klimasünder wahrscheinlich selbst preis.

Und welchen Diplomaten oder welchen Abonnenten interessiert nur die Verteidigung? Die börsenkotierte Swisscom weiss es.

Hunderte Millionen an E-Mails

Die bisherige Anwendung hat während fast 20 Jahren rund 50.000 Medienmitteilungen publiziert.

Das sind also im Schnitt über 2500 Communiqués pro Jahr beziehungsweise 50 Communiqués pro Woche.

Dafür verschickte Bundesbern hunderte Millionen an E-Mails, hiess es zur Situation.

Eigene Arbeitsplätze sichern

Doch der Bund produziert so viele Communiqués, dass es laut Nutzern und Journalisten eigentlich besser wäre, sich auf Wichtiges zu konzentrieren, statt Redaktionen mit viel Staatspropaganda zu fluten.

Anstelle eines neuen Systems zur Administration der Medienmitteilungen könnte der Bund einfach weniger Informationen verbreiten und bräuchte mit hunderten von Mediensprechern gar kein externes System.

Doch auf diese Idee sind die Beamten wohl nicht gekommen.

Warum auch, sie wollen ja ihre eigenen Arbeitsplätze nicht gefährden und Schanzen dem Staatsbetrieb Swisscom obendrein noch einen Auftrag zu.

15.04.2025/kut.

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