Swisscom kauft für Milliarden viel «italienische Luft»

Defektes Swisscom-Logo an einem Swisscom-Gebäude in Olten
Bei Swisscom liegt so manches im Argen. (Bild: muula.ch)

Der Swisscom-Konzern musste erneut einen gigantischen Gewinneinbruch bekanntgeben. Doch das ist nicht die einzige Hiobsbotschaft.

Swisscom steht erneut wegen einer Milliardenakquisition in Italien im Rampenlicht.

Der Staatsbetrieb kaufte für einen Preis von rund 8 Milliarden Euro auf Pump die Vodafone Italia, wie muula.ch berichtete.

Milliarden an Neuschulden

Die Zustimmung des Bundesrats zu dem Kaufentscheid bekam das Management um Swisscom-CEO Christoph Aeschlimann mit einer höheren Dividendenausschüttung ab dem Geschäftsjahr 2025.

Finanzministerin Karin Keller-Sutter schrieb dies sogleich in ihren Finanzplan.

Die Übernahme von Vodafone Italia erhöhte allerdings die Netto-Verschuldung des Staatsbetriebs um horrende 9,1 auf 15,6 Milliarden Franken, denn der Kaufpreis betrug in der Konzernwährung 7,4 Milliarden Franken und Swisscom übernahm noch Leasingschulden von 1,7 Milliarden Franken.

Jeder Bewohner der Schweiz hätte da fast 2000 Franken an Schulden. Die Eigenkapitalquote brach sogar um 14,3 Prozentpunkte auf nur noch 32,7 Prozent ein.

Gewinn bricht weg

Was hat der Zukauf noch gebracht? Nun, Swisscom konnte den Abschluss der Transaktion nicht erwarten und schloss den Deal auf den 31. Dezember 2024.

Damit war im Geschäftsjahr 2024 aber schon ein Gewinneinbruch um 10 Prozent auf rund 1,5 Milliarden Franken verbunden, wie muula.ch berichtete.

Swisscom bejubelt Banalitäten

Am heutigen Donnerstag ging es mit den Hiobsbotschaften diesbezüglich weiter. Im 1. Quartal 2025 brach der Jahresüberschuss sogar um 20 Prozent auf nur noch 367 Millionen Franken ein.

Swisscom, eine Firma im Mehrheitsbesitz des Schweizer Staates, stellt dagegen den Umsatzanstieg um 39 Prozent auf 3,8 Milliarden Franken wegen der Milliardenübernahme in Italien in den Vordergrund.

«Starkes Wachstum aufgrund des Kaufs von Vodafone Italia», lautete der banale Titel der Ad-Hoc-Mitteilung.

Den Quartalsbericht mit den ganzen Details gibt es dann nicht einmal in einer Amtssprache des Landes, sondern nur auf Englisch.

An der Börse nahmen die Investoren am heutigen Donnerstag zu Handelsbeginn gleich Reissaus.

Kaufpreis höher als Werte

Doch neben diesen Entwicklungen muss die Schweizer noch ein Punkt schrecken und das ist der Goodwill sowie die immateriellen Vermögensgegenstände, die mit der Akquisition in Italien einhergingen.

Genau wie beim Zukauf von Fastweb, einem Milliardengrab, hat Swisscom nämlich auch bei Vodafone Italia laut Geschäftsbericht 2024 nicht sonderlich viel Handfestes erworben.

Jahresabschluss 2024 von Swisscom
In der Swisscom-Bilanz sind Milliarden nicht handfest. (Screenshot: muula.ch)

Für Vodafone Italia wird ein Goodwill von 1,1 Milliarden Franken aus der Kaufpreisallokation bilanziert.

Das heisst, Swisscom hat bei dem Deal über eine Milliarde mehr gezahlt, als sie Wertgegenstände im Kaufobjekt gefunden hat.

Über 75 Prozent nicht greifbar

Immaterielle Vermögensgegenstände gab es rund 4,5 Milliarden Franken. Swisscom fand Lizenzen im Wert von 2 Milliarden Franken. Zudem aktivierte der Konzern die Marken- sowie Kundenbeziehungen mit 1,7 Milliarden Franken.

Zusammen mit dem Goodwill ergibt dies 6,6 Milliarden Franken – was auf den Kaufpreis bezogen «italienische Luft» von über 75 Prozent ergibt. Das heisst, mehr als drei Viertel von den 7,4 Milliarden ausgegebenen Schulden-Franken sind nun quasi virtuell.

Immaterielles Vermögen der Swisscom
Screenshot: muula.ch

Swisscom hat im ersten Quartal 2025 weitere Änderungen vorgenommen und ein neues Segment «Italien» gegründet.

Dabei bleibt zu hoffen, dass der Goodwill länger als bei Fastweb hält – selbst, falls der Euro gegenüber dem Franken mal richtig abschmiert.

Briten machen gute Deals

Spannend ist apropos Goodwill noch ein pikantes Detail. Von den 6,3 Milliarden Franken dieser Position entfällt mit 4,3 Milliarden Franken nämlich der grösste Anteil auf Swisscom Schweiz.

Dieser entstand hauptsächlich im Jahr 2007 durch den Rückkauf des Beteiligungsanteils von 25 Prozent an der Swisscom Mobile AG.

Dieser war im Jahr 2001 an die Vodafone-Gruppe veräussert worden.

Es gibt durch Vodafone also nicht nur viel italienische Luft im Swisscom-Konzernabschluss. Doch klar wird, dass die Briten immer gute Deals mit dem Schweizer Staat machen.

08.05.2025/kut.

Swisscom kauft für Milliarden viel «italienische Luft»

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert