Die Swiss erleidet einen markanten Gewinnrückgang. Der neue Finanzchef stemmt sich mit Konzepten der Bekleidungsindustrie dagegen.
Die Schweizer Vorzeigefluggesellschaft Swiss hat im ersten Halbjahr zwar den Umsatz um 5,5 Prozent auf 2,7 Milliarden Franken gesteigert.
Doch der operative Gewinn brach um 22 Prozent auf nur noch 264 Millionen Franken ein, wie die Swiss am heutigen Mittwoch mitteilte.
Branche im Tiefflug
Einen Reingewinn weist die zur Lufthansa-Gruppe gehörende Schweizer Fluggesellschaft nicht aus.
Allerdings gab die deutsche Airline-Gruppe einen Einbruch des Konzerngewinns um fast 50 Prozent auf 469 Millionen Euro aus.
Boomzeiten vorbei
Der Umsatz stieg, weil Swiss den Flugbetrieb zum Jahresbeginn ausweitete. Von Januar bis Juni 2024 beförderte die Airline rund 8,5 Millionen Passagiere, was einer Steigerung von 12,3 Prozent gegenüber Vorjahreszeitraum entsprach.
Allerdings sind die Boomzeiten nach der Coronavirus-Pandemie mit utopischen Ticketpreisen und Rekordgewinnen mittlerweile vorbei und selbst die günstigsten Buchungsklassen sind laut der Swiss wieder verfügbar.
Rund 12 Prozent mehr Personal
Im ersten Halbjahr stiegen aber auch die Kosten der Swiss markant um rund 13 Prozent.
Dies führte der seit Mai 2024 amtierende Finanzchef Dennis Weber auf höhere Treibstoffaufwendungen, gestiegene Kosten für die Flottenwartung sowie auf höhere Personalaufwendungen infolge von Lohn- und Gehaltssteigerungen zurück.
Allein der Personalbestand der Swiss legte laut dem Halbjahresbericht der Lufthansa-Gruppe um 12 Prozent auf mittlerweile 10.400 Mitarbeiter zu. Auch die vielen Verspätungen kosteten Bares, denn nur rund 66 Prozent der Flüge waren im ersten Halbjahr pünktlich.
Lernen von Hugo Boss und Adidas
Swiss will den Kostensteigerungen weiterhin mit Prozessoptimierungen und der Digitalisierung entgegenwirken, hiess es am Mittwoch an einer Medienkonferenz in Zürich.
Doch der aus der Bekleidungsindustrie stammende Finanzmanager machte noch mehr Massnahmen klar.
Da die Saisonalität in der Luftfahrt deutlich zugenommen habe, also der Sommer deutlich mehr Fluggäste anlockt und im Winter noch weniger Nachfrage als üblich aufweist, wolle sich Swiss mehr auf diese Schwankungen der Nachfrage konzentrieren.
Weber, der seine Sporen bei Hugo Boss und Adidas verdiente, führte diesbezüglich als Beispiel aus, dass der aktuelle Swiss-Flug nach Washington, den Geschäftsreisende im Winterhalbjahr wenig nutzten, eventuell für die höhere Nachfrage in der kälteren Jahreszeit nach Dubai genutzt werden könnte.
Optimierungen suchen
Die Airlines könnten durchaus von Sportartikelherstellern oder Modekonzernen lernen, sagte Weber. Sommer- und Winterkollektionen der Bekleidungsindustrie seien in gewisser Weise mit den Saisonschwankungen der Airlines vergleichbar.
Ein Blick über den Tellerrand würde sich für jedes Unternehmen lohne, betonte der Finanzchef, der aber gleichzeitig hervorhob, dass der Deutsche bereits über sechs Jahre im Lufthansa-Konzern arbeite und sich mittlerweile gut im Luftfahrtgeschäft auskenne.
Swiss will zumindest versuchen, die Flugpläne nicht mehr so strikt nach Sommer- und Winterflugplan aufzuteilen, sondern teils auf Monatsbasis nach Optimierungsmöglichkeiten schauen.
Private kaufen Premiumklassen
Der neue Finanzchef, der gerade in die Schweiz gezogen sei, strich aber bei seinem ersten Auftritt vor der Presse heraus, dass sich Swiss weiterhin auf das Premiumsegment konzentrieren und in Topqualität investieren würde.
Schliesslich buchten am guten Heimatmarkt Schweiz selbst das starke Privatreisesegment die Premiumklassen um First und Business gerne.
Offenes Angebot
Im Laufe des Jahres will Swiss bei der Kapazität auf 95 Prozent des Vor-Corona-Niveaus kommen.
muula.ch wollte vom frischgebackenen Swiss-Finanzchef wissen, warum die Airline gerade diesen Wert anstrebt. Die Zahl sei so wahrscheinlich nicht in Stein gemeisselt, wich Weber aber der Frage aus.
Vielleicht wird die Zahl mit dem neuen CFO noch ganz anders, wenn die Saisonplanung erst einmal Fuss fasst.
31.07.2024/kut.