Swiss kontert Kritik an Rettungsflügen aus Israel

Ein Airbus A321neo der Swiss
Die Swiss braucht Zusatzpersonal für die Rettungsflüge von Tel Aviv. (Bild: PD)

Die Fluggesellschaft Swiss setzt ihre Evakuierungsflüge aus Tel Aviv fort. Kritik an der Rettungsaktion kontert die Airline.

Die Fluggesellschaft Swiss holt auch am heutigen Freitag weitere Schweizerbürger aus Tel Aviv in ihre Heimat zurück.

Wie die Airline kurzfristig bekanntgab, findet aufgrund des Terroranschlages der Hamas auf Israel noch ein vierter Rettungsflug mit einem A321neo statt, der Zürich am heutigen Freitag gegen 11 Uhr verlassen und ab Tel Aviv um 17 Uhr Lokalzeit zurückfliegen solle.

Spezielle Hotline

Auch dieser Evakuierungsflug werde in Kooperation mit dem Eidgenössischen Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) durchgeführt, hiess es.

Das ist wichtig, weil es dadurch ein diplomatisches Clearing und somit einen gewissen Sonderstatus für die Rettungsaktion gibt.

Der Flug sei ebenfalls ausschliesslich über eine spezielle Hotline buchbar, die vom EDA an die Auslandschweizer sowie Schweizer Reisende in Israel kommuniziert wird.

Hunderte in Sicherheit gebracht

Der dritte Sonderflug war mit 212 Erwachsenen und Kindern sowie zwölf Babys am Donnerstagabend kurz nach 21:00 Uhr auf dem Flughafen Zürich-Kloten sicher gelandet.

Der zweite Sonderflug hatte am Mittwochabend bereits 210 Erwachsene beziehungsweise Kinder und fünf Babys zurück in die Schweiz gebracht. Beim ersten Rettungsflug am Dienstag waren 215 Passagiere an Bord gewesen und in die Heimat zurückgekehrt.

Hunderte Menschen konnten somit nach dem Angriff der Hamas auf Israel die Region sicher mit Swiss verlassen und in die Schweiz reisen.

Zu kleines Flugzeug?

Aufgekommene Kritik an der Rettungsaktion weist die Schweizer Fluggesellschaft nunmehr gekonnt zurück.

So gab es etwa Unverständnis, weshalb es auf den Rückflügen von Tel Aviv manchmal noch freie Plätze gab, oder weshalb die Airline für die Evakuierung keinen grösseren Flugzeugtyp für mehr Passagiere einsetzt.

Zunächst muss man festhalten, dass die Swiss sehr rasch mit ihrem Rettungsangebot reagiert hat.

Das Mutterhaus der Schweizer Fluggesellschaft, die deutsche Lufthansa, hat es bis zum gestrigen Donnerstag nicht geschafft, solche Evakuierungsflüge anzubieten.

Insofern hatte die Schweiz, aber etwa auch Österreich, dabei durchaus Vorreiterrollen vor Deutschland.

Deutlicher Mehraufwand

Obwohl Swiss regelmässig nach Tel Aviv geflogen ist, unterscheiden sich diese Sonderflüge grundlegend von den regulären Einsätzen.

Interne und externe Experten müssen bei der Rettungsaktion laufend umfassende Sicherheitsüberprüfungen der Lage in Israel vornehmen. Bis zur Landung beurteilen sie die Situation immer wieder neu und erst wenn diese als sicher eingestuft wird, landet das Flugzeug, wie muula.ch bereits berichtete.

Auf diesen Flügen nach Israel wird zudem mehr Kerosin als üblich mitgeführt, um auf mögliche Ausweichlandungen vorbereitet zu sein.

Technik zusätzlich an Bord

Obendrein stellt Swiss im Vorfeld sicher, dass die Bodenabfertigungsprozesse in Tel Aviv reibungslos funktionieren und das Flugzeug den Airport rasch wieder verlassen kann.

Der Flughafen ist zwar geöffnet, jedoch ist der Ben Gurion Airport anders organisiert als in Friedenszeiten.

Auch müsse damit gerechnet werden, so erklärte die Airline, dass Bodenmitarbeiter aufgrund der unsicheren Lage unverschuldet nicht an den Flughafen gelangen können.

Daher begleitet ein Mitarbeiter aus der Technikabteilung von Swiss den Flug von Zürich aus. Er reise auf einem zusätzlichen Sitz im Cockpit mit, damit alle Sitzplätze an Fluggäste vergeben werden könnten.

Geschulte Abläufe nutzen

Dass Swiss nicht ihr grösstes Flugzeug, die Boeing 777-300ER, einsetzt, habe den Grund, dass dieser Flugzeugtyp normalerweise nicht auf dieser Strecke zum Einsatz komme und auf diesen Sonderflügen viele Unwägbarkeiten bestünden und vieles, das kaum planbar sei.

In dem Flugzeuge einsetzt würden, die auch im regelmässigen Linienverkehr nach Tel Aviv fliegen, vereinfache die Airline die Abfertigung am Boden in Tel Aviv und stellt so eine höchstmögliche Stabilität dieser äusserst anspruchsvollen Flüge sicher. 

Ausserdem entlaste Swiss mit dem bekannten Flugzeugtyp die Bodenmitarbeiter, auf denen bereits grosser Druck laste, erklärte die Fluggesellschaft. All dies sind durchaus plausible Erklärungen für die schwierige Situation.

Und freie Plätze seien selbst für die Swiss unerklärlich. Schliesslich seien die Rückflüge stets komplett ausgebucht, wie die Schweizer Vorzeigeairline beteuert.

Buchungen über Webseite möglich

Schweizer können aber auch mit anderen Optionen als mit Swiss von Israel ausreisen und das EDA ruft sogar aktiv zur Nutzung solcher Möglichkeiten auf.

Über die Webseite von Swiss konnten Reisende beispielsweise für kommenden Samstag problemlos noch einen Flug mit Brussels Airlines via Brüssel nach Zürich buchen, wie ein Test von muula.ch ergab.

Selbst eine Hinreise von Zürich nach Tel Aviv war für den heutigen Freitag noch auf der Swiss-Webseite ohne Probleme für 378 Franken erhältlich.

Auch am Samstag scheint es einen Rettungsflug von Swiss zu geben, denn ein Hinflug von Zürich nach Tel Aviv kann man für 11 Uhr über die Lufthansa-Webseite buchen.

Weitere Streichungen

Swiss bedauerte in einer Medieninformation am späten Donnerstagabend aber ausdrücklich, dass aufgrund der weiterhin unklaren Situation in Israel und nach intensiver Analyse der Lage die Fluggesellschaften der Lufthansa-Gruppe entschieden hätten, ihre regulären Flüge von und nach Tel Aviv bis einschliesslich 22. Oktober auszusetzen.

Swiss beobachte allerdings die Sicherheitslage in Israel selbstverständlich weiterhin intensiv und stehe in engem Kontakt mit den Behörden, hiess es.

Stopp des unsinnigen Mordens

Die Lage in der Region ist angespannt. Eine Lösung ist nicht in Sichtweite. Doch eins ist klar und dies brachte der saudische Chef des bekannten Thinktank im Nahen Osten «Gulf Research Center» GRC Abdulazis Sager an einer eilig anberaumten Online-Konferenz auf den Punkt.

Israel könne die Palästinenser genauso wenig ausrotten, wie die Hamas auch Israel nicht zum Verschwinden bringen könnte.

Das sinnlose Morden ist deshalb keine Lösung.

13.10.2023/kut.

Swiss kontert Kritik an Rettungsflügen aus Israel

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