Starrag und Tornos verlieren nach Fusion an Kraft

Ein Werk von Tornos in Moutier BE
Ein Werk von Tornos im Kanton Bern. (Bild: PD)

StarragTornos rechnet nach dem Zusammenschluss der Firmen plötzlich mit einer anderen Situation. Die Hiobsbotschaft trifft eine Person besonders.

Vor Gewinn kann man sprachlich nicht warnen, weshalb der Ausdruck Gewinnwarnung eigentlich keinen grossen Sinn macht.

Nichtsdestotrotz nutzen Medien den Begriff für eine Situation, wie sie am heutigen Freitag dem fusionierten Konzern StarragTornos widerfahren ist.

Operatives Ergebnis sinkt

Die Gruppe, die Werkzeugmaschinen herstellt, rechne sowohl für das erste Halbjahr als auch für das gesamte Geschäftsjahr 2024 mit einem Umsatzrückgang, teilte das Management überraschend mit.

Als Folge davon werde der Betriebsgewinn auf Stufe Ebit ebenfalls deutlich niedriger ausfallen, hiess es weiter.

Luxusgüter betroffen

Die Negativentwicklungen seien vor allem auf die Konjunkturlage in wichtigen Absatzmärkten, insbesondere bei Industrieanwendungen und Luxusgütern, zurückzuführen, erklärte StarragTornos zu den Gründen.

Präzessions-Werkzeugmaschinen, etwa für die Luxusuhrenbranche, werden da offenbar weniger nachgefragt.

Zusammen hatten die zwei Unternehmen im Jahr 2023 einen Umsatz von 565 Millionen Franken und ein Ebit von 46,4 Millionen Franken erzielt.

Neuaufträge fliessen

In anderen Marktsegmenten gewann der an der Schweizer Börse SIX kotierte Konzern allerdings neue langfristige Aufträge.

Die Gruppe werde im Pro-forma-Vergleich von zusammengerechneten Geschäftszahlen für das erste Semester 2024 und das Gesamtjahr mit zumindest mit einem ähnlichen Auftragseingang wie 2023 erreichen. hiess es.

Damals waren 530 Millionen Franken als Order Intake verzeichnet worden.

Diese Neuaufträge werden sich aber erst längerfristig in neuen Umsatz und später in Gewinn niederschlagen.

Viel Geld sparen

An den mittel- und langfristigen Zielsetzungen hält StarragTornos laut dem knappen Communiqué aber unverändert fest.

Die Fusion soll daher Synergien und Kosteneinsparungen beim gemeinsamen Einkauf in Millionenhöhe bringen, wie muula.ch über das Vorhaben berichtete.

Präsentation zur Fusion von Starrag und Tornos
StarragTornos will den Umsatz um 5 Prozent pro Jahr steigern. (Screenshot: muula.ch)

An den Teams können die Einbrüche wohl nicht liegen, denn die Firma hatte als Lehren zur Super-Fusion gegenüber dem Wirtschaftsnews-Portal muula.ch erklärt, dass nur ganz wenige Mitarbeiter aus den Finanzabteilungen involviert waren und alle operativen Bereiche ganz normal weitergearbeitet hätten.

Unternehmer Fust leidet

An der Börse kamen die negativen Nachrichten vom heutigen Freitag jedoch gar nicht gut an.

Die StarragTornos-Titel brachen sofort zum Handelsbeginn am Freitag um rund 7 Prozent ein und blieben dann auf dem tiefen Niveau.

Walter Fust
Unternehmer Walter Fust (Bild: PD)

Dies trifft besonders eine Person in der Schweiz, denn Ankeraktionär und Mehrheitsbesitzer der beiden Firmen sowie auch nach der Fusion ist der Unternehmer Walter Fust.

Wer einfach mal überschlagsmässig einen Firmenwert von 500 Millionen Franken unterstellt, kommt bei dem Einbruch an der Börse auf einen Vermögensverlust allein für Fust von fast 20 Millionen Franken binnen weniger Momente.

Businesspläne zu Makulatur?

Allerdings könnten die Hiobsbotschaften auch noch andere Wirkungen zeigen. Denn laut einer Fairness-Opinion zur Fusion wurden die Bewertungen mittels einer Discounted-Cashflow-Analyse auf Basis von Budgetplanungen plausibilisiert.

Wenn kurz darauf die Pläne gewissermassen Makulatur werden, könnten Investoren die Businesspläne hinterfragen und die ganze Fusionsbewertung anzweifeln.

Neuer CEO zieht Reissleine

In der Bewertung steht beispielsweise für das durchschnittliche Umsatzwachstum von 2023 bis 2026 bei Starrag ein Wert von 11,0 Prozent und bei Tornos von 6,1 Prozent.

Die operativen Gewinnmargen auf Stufe Ebitda wurden mit 10,8 beziehungsweise 11,3 Prozent angegeben. Ob dies nach den Hiobsbotschaften noch haltbar ist, steht wohl in den Sternen.

Verantwortlich für die Fusion zeichnete CEO und Verwaltungsratspräsident Michael Hauser.

Der ist aber seit 1. Juni operativ nicht mehr in Amt und Würden, sondern wurde durch Martin Buyle auf dem Chefposten ersetzt, wie die Gruppe unlängst bekanntgab.

Der neue CEO gab also umgehend eine «Gewinnwarnung» heraus.

28.06.2024/kut.

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