Spielbanken und höhere Löhne spülen mehr Geld in die AHV

Pensionäre in einem Park
Pensionäre dürften kaum unter dem Milliardenverlust der AHV leiden. (Bild: K. Grabowska / pixabay)

Das Schweizer Rentensystem profitiert von deutlich mehr Geld aus den Spielbanken. Doch auch sonst sprudeln die Mehreinnahmen in der AHV stark.

Das Schweizer Renten- und Invalidensystem würde gut dastehen, wenn das Wörtchen «wenn» nicht wäre.

Genau, wenn die Verantwortlichen im vergangenen Jahr nämlich nicht rund 5 Milliarden Franken der Spargelder an den Börsen verloren hätten.

Gigantische Anlageverluste

Die Sozialwerke AHV, IV und EO oder besser die neue Bezeichnung Compenswiss haben dem Bundesrat ihre Jahresrechnungen präsentiert und die wäre im allgemeinen Trubel mit dem Rücktritt Alain Bersets am heutigen Mittwoch vor der Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit fast verschlossen geblieben.

Das Wirtschaftsnews-Portal muula.ch hatte aber bereits über die Anlageverluste in Milliardenhöhe von AHV, IV und EO bei der Compenswiss berichtet.

Am heutigen Mittwoch gab der Bundesrat nun noch bekannt, dass wie die Gesamtrechnungen von AHV, IV und EO aussehen. Dabei sticht sofort ins Auge, dass die Einnahmen der AHV ziemlich stark sprudeln.

Isolierter Blick auf das Rentensystem

Laut dem Geschäftsbericht 2022, den der Bundesrat bloss mit einem Publikationshinweis versah, stiegen die AHV-Haupteinnahmen aus Lohnbeiträgen um 1,2 Milliarden Franken beziehungsweise um 4 Prozent auf 33,7 Milliarden Franken.

Der Bund zahlte statt 9,5 nunmehr 9,7 Milliarden Franken in den AHV-Topf ein. Zudem stiegen die Mehrwertsteuereinnahmen von 3,0 auf 3,2 Milliarden Franken.

Casinoverluste für die AHV

Richtig stark nach oben ging die Abgabe der Spielbanken an die AHV. Sie legten im vergangenen Jahr um fast 100 Millionen Franken beziehungsweise um rund 40 Prozent auf 327 Millionen Franken zu.

Verlieren am Roulette-Tisch lohnt sich also für die Pensionäre.

Verdopplung des Gewinns

Insgesamt legten die Erträge bei der AHV um 1,5 Milliarden Franken beziehungsweise um 3,1 Prozent auf 49,4 Milliarden Franken zu.

Die Ausgaben für Leistungen erhöhten sich dagegen nur um rund 800 Millionen Franken beziehungsweise um 1,7 Prozent auf 47,2 Milliarden Franken.

Das Jahresergebnis in dieser Sozialversicherung verdoppelte sich somit auf 1,6 Milliarden Franken.

Das Umlagesystem funktioniert also gut. Laut dem Geschäftsbericht ist die Finanzierung der AHV sogar mit den unlängst vorgenommenen Anpassungen voraussichtlich bis zum Jahr 2030 gesichert.

Milliarden in den Sand gesetzt

Allerdings gehen dann von dem Umlage-Resultat der AHV noch die Anlageverluste bei Aktien, Obligationen & Co. von rund 4,4 Milliarden Franken weg, was unter dem Strich einen Mega-Verlust von 2,7 Milliarden Franken in der AHV ergibt.

Im Jahr davor waren noch 2,6 Milliarden Franken an Gewinn gewesen.

Aber klar, damals waren auch noch positive Kapitalerträge von 1,7 Milliarden Franken angefallen.

Kleiner Trost

«Die Aktiven der Ausgleichsfonds sind so zu bewirtschaften, dass für jeden Ausgleichsfonds das bestmögliche Verhältnis zwischen Sicherheit und marktkonformem Ertrag entsprechend seinem Anlage- und Risikoprofil gewährleistet ist», hiess es gleich mehrfach zur Rechtfertigung der Milliardenverluste im Geschäftsbericht.

Hätte sich die AHV an den Börsen nicht wie verrückt verspekuliert und so viel Geld in den Sand gesetzt, wären 2022 unter dem Strich rund 3,3 Milliarden Franken an Gewinn aus dem Sozialwerk herausgekommen.

Aber eben nur, wenn das Wörtchen «wenn» nicht wäre.

21.06.2023/kut.

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