SNB-Führung schwänzt wichtiges Treffen in den USA

Direktorium der Schweizerischen Nationalbank SNB mit Martin Schlegel in der Mitte
Das Direktorium der Schweizerischen Nationalbank verschmäht wichtige Washington-Reise. (Bild: PD)

Die Chefetage der Schweizerischen Nationalbank SNB bleibt einem der wichtigsten Treffen der Welt fern. Der Grund ist ein langweiliger Event.

Die Schweizerische Nationalbank SNB unter der Leitung von Martin Schlegel bricht mit einer jahrzehntelangen Tradition.

Stets reisten hochrangige Vertreter der Schweizer Zentralbank an die Frühjahrstagung von Internationalem Währungsfonds IWF und Weltbank in Washington.

Erst Fakenews verbreitet

Doch diesmal begeben sich weder SNB-Chef Schlegel noch die zwei anderen Mitglieder des Direktoriums in die USA, wie die Notenbank am heutigen Mittwoch bestätigte.

Die SNB musste sogar Medienmeldungen korrigieren, die eine Reise von Schlegel nach Washington vom 23. bis 25. April zusammen mit Finanzministerin Karin Keller-Sutter und Wirtschaftsminister Guy Parmelin vermeldet hatten.

Südafrika statt USA

Zudem findet im Vorfeld der IWF- und Weltbank-Tagung ein wichtiges Treffen der G20-Finanzminister statt.

Am 26. und 27. Februar 2025 hatte Bundespräsidentin Keller-Sutter, begleitet von Nationalbankpräsident Schlegel, am ersten Treffen der G20-Finanzminister und Notenbankgouverneure unter südafrikanischem Vorsitz teilgenommen, wie die Berner Administration bekanntgegeben hatte.

Washington ist aber wohl wichtiger als Kapstadt.

Unklare Terminkollision

Als Grund für das Fernbleiben der wichtigen Tagung in Washington, wo Bundesrätin Keller-Sutter auf US-Finanzminister Scott Bessent treffen soll, sei die Generalversammlung der SNB am Freitag, dem 25. April, im Kursaal in Bern.

Warum die SNB-Spitze ihre Anwesenheit auf der mässig wichtigen Veranstaltung, bei der die Aktionäre ohnehin nicht viel zu melden haben, nicht online oder anders organisieren kann, bleibt unklar.

Auch könnte die SNB nur einen Tag nach Washington reisen oder einen der drei Direktoren auch mal ausnahmsweise an der GV entschuldigen.

Die Referate werden ohnehin alle nur vom Blatt abgelesen und auf Fragen antwortet die SNB mit vorgefertigten Textbausteinen.

Wo ein Wille ist, ist bekanntermassen auch ein Weg. Ein Rätsel bleibt jedenfalls, weshalb die lange im Voraus bekannten Termine plötzlich kollidieren.

Pulver fast verschossen

Seit dem Verhängen von Strafzöllen durch US-Präsident Donald Trump steht die Geldpolitik der SNB mit drei Zinssenkungen, die laut Finanzexperten eigentlich unnötig waren, im Rampenlicht.

Die Schweizer Zentralbank hat quasi vor der Wirtschaftskrise ihre ganze Munition verschossen. Mit den vielen Dollar-Investments soll die SNB auch schon gigantische Milliardenverluste eingefahren haben.

Im Juni könnte das von Schlegel geleitete Direktorium die Leitzinsen noch um 0,25 Prozentpunkte senken und hätte damit ein Leitzinsniveau von null erreicht.

Zeichnen von US-Obligationen

Ausserdem steht die Schweiz bei Trump wieder als Währungsmanipulator unter Beschuss.

Vielleicht hat von der SNB-Chefetage niemand Lust, sich da in Washington von den Amerikanern eine Kopfwäsche verpassen zu lassen.

Ausserdem will der US-Präsident sicher Zusagen haben, dass die SNB weiterhin in US-Staatsanleihen beziehungsweise in Nullkuponanleihen investiert.

Falsches Signal senden

Eventuell weicht Schlegel & Co. mit dem «entschuldigten» Fernbleiben einfach nur der Diskussion auf Schweizer Art aus.

Allerdings signalisiert die SNB mit dem merkwürdigen Verhalten, sie habe Wichtigeres zu tun.

Besser werden die Beziehungen zur US-Administration von Trump dadurch jedenfalls nicht.

Und auf die Schilderungen von Keller-Sutter über die Tagung kann sich Schlegel nicht verlassen – denn die FDP-Politikern ist dafür bekannt, dass sie die Wahrheit gerne dehnt.

16.04.2025/kut.

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