Bei der Mehrwertsteuer gilt nun eine halbierte Freigrenze im Reiseverkehr. Der Schweizer Zoll fängt Steuersünder aber auch im Landesinneren ab.
Die Schweiz hat sich ab Januar 2025 als Hochpreisinsel wieder etwas mehr abgeschottet.
Bei der Einfuhr von Waren gilt eine Freigrenze von 150 statt bisher 300 Franken und daher müssen viel mehr Personen eine Zollerklärung ausfüllen, wie muula.ch berichtete.
Augenmass verloren rollen
Für Lebensmittel gilt also, dass 2,6 Prozent auf Gütereinfuhren über 150 Franken an den Staat abgedrückt werden müssen.
Für 151 Franken müssen Einkaufstouristen also 3.93 Franken in irgendeiner Form beim Schweizer Zoll abliefern.
Die sonst pragmatische Schweiz hat also das Augenmass vollkommen verloren.
Wie Leser von muula.ch berichten, lauert der Schweizer Zoll seit Jahresanfang potenziellen Mehrwertsteuersündern auf.
Kontrollen im Hinterland
Doch dies geschieht durch das Bundesamt für Zoll und Grenzsicherheit BAZG – etwa in der Nordwestschweiz – nicht an den Landesgrenzen, sondern weit im Hinterland, wenn plötzlich Zollkontrollen auf normalen Strassen durchgeführt werden.
Auch die «NZZ am Sonntag» berichtete in ihrer neuesten Ausgabe vom Einsatz mobiler Teams im Zollgebiet.
Die Schweiz darf nämlich auch innerhalb des Landes die korrekt angemeldeten Waren kontrollieren.
Daher kann es sogar in Zügen nach Bern, Luzern und Interlaken vorkommen, dass Zollbeamte in Zivil ihre Check-ups durchführen.
Normalbetrieb an Airports
Dabei scheint es der Schweizer Zoll tatsächlich vermehrt auf Einkaufstouristen abgesehen zu haben, wie aus zahlreichen Berichten von Rückkehrern aus den Neujahrsferien hervorgeht.
An den Schweizer Flughäfen um Zürich, Genf und Basel seien nämlich keine verstärkten Aktivitäten des Zolls an den grünen Ausgängen festzustellen gewesen, so die Schilderungen von Fluggästen.
Die niedrigere Schweizer Freigrenze gilt aber bei allen Importen und unterscheidet nicht, wie in anderen Ländern, nach Flugreisen und Landeinfuhren.
Digitalisierung hinkt hinterher
Die halbierte Freigrenze bei der Mehrwertsteuer hatte die Schweiz in rasantem Tempo eingeführt.
Kurz nach der Vernehmlassung setzte der Bundesrat das stumpfsinnige Unterfangen auch umgehend in Kraft. Damit wird die Administration extrem aufgebläht.
Eine App, die Erleichterung bringen soll, kann momentan nicht einmal den verminderten Mehrwertsteuersatz für Nahrungsmittel berücksichtigen.
Wie sinnvoll eine Begleichung von Mini-Beträgen mit Einzahlungsscheinen ist, sei auch dahingestellt.
Migros-Chef will noch mehr
Die Schweizer Detailhändler dürfte es jedenfalls freuen, denn so ist das Einkaufen jenseits der Landesgrenzen unattraktiver geworden und die Menschen müssen vermehrt in der Schweiz einkaufen.
Migros-Chef Mario Irminger forderte gleich am Montag in den Zeitungen von CH-Media, wie auch schon in der Vernehmlassung laut geworden war, dass die Freigrenze sogar auf 50 Franken gesenkt werden solle.
Noch härtere Regeln wären ideal, sagte der einstige Chef des Discounters Denner.
Dies würde aber bei Nahrungsmitteln wohlgemerkt eine Mini-Steuerschuld von 1.30 Franken bedeuten, welche das BAZG einzutreiben hätte.
Ausufernde Bürokratie willkommen
Einen grössten bürokratischen Aufwand bei Feststellung, Verzollung, Zahlung und letztlich Abrechnung kann man sich wohl kaum vorstellen.
Doch zum Verdrängen von Wettbewerb ist der Schweiz bekanntermassen keine Mühe zu gross.
Und das Ausufern von Bürokratie ist beim Detailhändler Migros offensichtlich willkommen. Hauptsache, das Geld klingt in der eigenen Kasse.
07.01.2025/kut.
„Migros-Chef Mario Irminger forderte gleich am Montag in den Zeitungen von CH-Media, wie auch schon in der Vernehmlassung laut geworden war, dass die Freigrenze sogar auf 50 Franken gesenkt werden solle.
Noch härtere Regeln wären ideal, sagte der einstige Chef des Discounters Denner.“
Sehr gut, dann werde ich noch öfters in DE einkaufen gehen, in CH die Migros noch mehr meiden und mich hauptsächlich auf Aldi und Lidl fokussieren. Somit wünsche Hrn. Irminger zukünftig einen noch tieferen Jahresgewinn als die lezten miserablen 175 Mio., Aktion erzeugt Reaktion.