Schweizer Uhrenindustrie vergisst ihre Stärken

Ein Uhrmacher mit einer Schweizer Uhr
Schweizer Uhrenhersteller fordern Hilfe vom Staat. (Bild: PD)

Die Schweizer Uhrenhersteller flehen beim Staat zu Unrecht um Hilfe. Vielmehr sollte sich die Uhrenbranche auf Sinnvolleres konzentrieren.

Die Hand aufhalten, damit der Staat da Steuergeld hineinlegt, ist einfach.

Rückgang der Nachfrage

Genau dies machte die Schweizer Uhrenbranche, weil sie turbulente Zeiten durchlebe, die von einem Rückgang der Nachfrage sowie der Exporte geprägt seien.

So jedenfalls schrieb es der Verband der Schweizerischen Uhrenindustrie FH.

Zulieferer und Unternehmen im unteren und im mittleren Preissegment würden dies besonders zu spüren bekommen, hiess es weiter.

Kurzarbeit und längere Ferien

«Vor dem Hintergrund eines starken Schweizer Frankens und volatiler Wechselkurse fordern die Akteure der Branche konkrete Massnahmen der Behörden, um die Wettbewerbsfähigkeit zu stärken und die wirtschaftliche Stabilität der Schweizer Exportindustrie zu bewahren», forderte die Schweizer Uhrenindustrie.

Die Folgen für das lokale Wirtschaftsgefüge seien schwerwiegend.

Die Schauermärchen reichten von fast 700 Unternehmen mit 65.000 Beschäftigten, von denen viele bereits auf Kurzarbeit zurückgreifen beziehungsweise die Betriebsferien im Sommer verlängern oder gar Entlassungen vornehmen mussten.

Hinzu käme, dass die künftige Entwicklung ohne Aussicht auf kurzfristige Besserung kaum abschätzbar sei.

Staat als Problemsammelstelle?

Doch dann gab es die Aussenhandelszahlen vom August und die Uhrenexporte legten gegenüber dem guten Jahr fast zweistellig zu.

Im August seien die Schweizer Uhrenexporte im Vergleich zum Vorjahr um 6,9 Prozent auf 1,95 Milliarden Franken gestiegen, hiess es plötzlich vom Uhrenverband.

Sicher gibt es in jeder Industrie immer Problemfälle, aber dass sich der Staat all solchen Sachen annimmt, kann wohl keine Lösung sein.

Absurder Rabatt

Es zeigt sich gerade auch bei der Uhrenindustrie, dass die Hilferufe – etwa nach einem schwächeren Franken – nichts bringen.

Die günstigste Swatch-Uhr gibt es im Laden für rund 50 Franken zu kaufen. Würde der Absatz massgeblich steigen, wenn dieser Zeitmesser für einen um 10 Prozent günstigeren Wechselkurs, also für 45 Franken, zu haben wäre? Wohl kaum.

Bei teureren Modellen um Audemars Piguet oder Patek Philippe wäre ein 10-Prozent-Rabatt der Nationalbank noch absurder. Wer eine Schweizer Uhr haben will, soll auch in die Tasche greifen.

Swatch landet Coup

Die Stärken der Schweizer Uhrenindustrie liegen beispielsweise auf Innovation – wer hätte denn gedacht, dass eine Omega Moonwatch in Kombination mit einem Konzernprodukt als MoonSwatch solch einen Erfolg erzielen würde.

Solche Produkte, wie jene der Swatch-Gruppe um die Familie Hayek, kommen am Markt aber sehr gut an.

Praktisch aus dem Nichts schaffte die Branche auch den Anlass «Watch and Wonders» in Genf. Die Messeleitung gab gerade bekannt, dass sich für die Ausgabe 2025 bereits 60 Aussteller beteiligten.

Bulgari und sechs unabhängige Uhrenhersteller um Christian van der Klaauw, Genus, Kross Studio, MeisterSinger, Armin Strom und Hyt kamen – völlig ohne den Staat – hinzu beziehungsweise zurück.

Milliarden vergeuden

Genauso gut muss sich die Branche überlegen, weiterhin sinnlos Geld in Printwerbung zu stecken, die aber kaum noch Beachtung findet.

Medienhäuser halten weltweit die Druckausgaben ihrer Zeitungen auch meist nur noch wegen der Luxusprodukten um eben Patek Philippe, Omega, Audemars Piguet & Co. aufrecht.

Bei der Kundschaft kommt dies allerdings immer weniger an. Auch und gerade Jüngere müssen die Uhrenhersteller für ihre Produkte begeistern. Doch die lesen kaum Printzeitungen.

Umgang mit Kritik verbessern

Die Schweizer Uhrenindustrie muss zudem generell einen Weg finden, wie sie die Begehrtheit ihrer Zeitmesser bei Jugendlichen stärken kann.

Finden Influencer heraus, dass Bauteile von Schweizer Uhren eigentlich aus China stammen oder mechanische Uhrwerke als Billigware verramscht wird, bekämpfen die Firmen solche Publikationen eher als damit auseinanderzusetzen.

Bei den Hayeks & Co. muss die Einsicht reifen, mit Kritik an den Produkten sowie an den Firmenstrategien umgehen zu können.

Doch ein Hype um Rolex braucht genau diese Youtuber und Instagram-Stars, die sich noch dazu oft recht gut mit Schweizer Uhren auskennen.

Viral in den Sozialen Medien

Neben Innovation und neuem Marketingkonzepten sollte die Schweizer Uhrenindustrie aber noch eine Stärke wiederentdecken. Es ist die Qualität, die im Zeitalter von Massenproduktionen auch in der Schweiz leidet.

Luxus ist, was repariert werden kann, lautet ein alter Spruch. Aber daran scheitern Schweizer Uhren, gerade im mittleren Preissegment, häufig. Die Bilder von defekten Schweizer Produkten gehen in den Sozialen Medien aber viral.

Bürokratie verringern

Einen wichtigen Punkt hatte der Verband der Schweizer Uhrenindustrie dann doch noch im Communiqué.

Die Verringerung des administrativen Aufwands für Unternehmen müsse auch weiterhin das Ziel von Bund, Kantonen und Gemeinden bleiben, damit sich die Wirtschaftsakteure auf ihr Kerngeschäft konzentrieren könnten und ihre Wettbewerbsfähigkeit auf den internationalen Märkten gestärkt werde, hiess es vom Uhrenverband.

Genau dies ist eine Stärke der Schweiz, dass das Land zum Beispiel nicht diesen ganzen Bürokratiewahnsinn der EU mitmacht.

22.09.2024/kut.

Schweizer Uhrenindustrie vergisst ihre Stärken

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