Die Banken schmeissen der Finanzmarktaufsicht neue Regeln zu naturbezogenen Finanzrisiken um die Ohren. Ein Brandbrief geht nach Bern.
Normalerweise ist der Ton am Schweizer Finanzplatz hart, aber stets freundlich.
Doch nun machen die Schweizer Banken über eine neue Regulierung der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht Finma in rauen Tönen ihrer Enttäuschung Luft.
Harte Worte
Es geht um die neuen Bestimmungen bei naturbezogenen Finanzrisiken und die Schweizerische Bankiervereinigung SBVg, das Sprachrohr der Geldhäuser, schickt einen Brandbrief an die Aufsichtsbehörde.
«Das vorgeschlagene Rundschreiben wird den Ansprüchen einer verhältnismässigen, differenzierten und international abgestimmten Regulierung nicht gerecht», steht dort gleich zu Beginn. Es sei viel zu weitgehend, überaus technisch und viel zu komplex, so die Kritik weiter.
Hypothekarkredite weisen Weg
Im vorgeschlagenen Detaillierungsgrad erkannte die SBVg sogar eine Abkehr von einem prinzipien- hin zu einem unerwünschten regelbasierten Ansatz, hiess es. Gleichzeitig bleiben ausgewählte Schlüsselstellen, insbesondere die Risikodefinition, zu vage.
Diese Unbestimmtheit droht die beaufsichtigten Banken und Versicherungen in ausufernde Übungen zu drängen, welche in keinem Verhältnis zu den tatsächlichen Risiken stünden.
Diese haben Kreditinstitute bereits heutzutage in der Anwendung, etwa bei einem Hypothekarkredit für eine Liegenschaft in einem Gebiet mit Hochwasserrisiko.
Fehlende Rechtsgrundlage
Insgesamt erachten die Bankenvertreter das Rundschreiben in der vorliegenden Form nicht als sinnvoll umsetzbar, geschweige denn in den von der Finma vorgeschlagenen Fristen, und zwar unabhängig der Grösse und des Geschäftsmodells.
Hinzu komme, dass die Rechtsgrundlage für ein solches Rundschreiben nicht ausreiche. Es sei nicht einmal klar, wie die Finma selbst naturbezogene Risiken beurteile.
Einschätzungen zu den möglichen mikro- und makroökonomischen Effekten, zur Betroffenheit der verschiedenen Sektoren und Regionen, zur Relevanz für das Schweizer Finanzsystem in seiner Gesamtheit sowie zu den relevanten Risiken und Wirkungskanälen fehlten weitgehend oder seien nicht ausreichend substantiiert.
Wissenschaftliche Daten fehlen
Eine Berücksichtigung von Naturrisiken im breit verstandenen Sinne lehnten die Banker sogar entschieden ab.
Anders als beim Klimawandel lägen für Biodiversitätsverluste und andere naturbezogene Änderungsrisiken noch keine wissenschaftlich fundierten und allgemein anerkannten Szenarien zur Geschwindigkeit und den konkreten Auswirkungen ihres Auftretens auf das Wirtschaftssystem beziehungsweise die Realwirtschaft vor, so die Kritik zu diesem Punkt.
Erdbeben aussen vor
Und last, but not least, wollen die Schweizer Banken etwa Erdbebenrisiken gar nicht mit in die Regulierung einbezogen wissen.
Für Erdbeben resultiere zum Beispiel allenfalls ein sehr langfristiges Änderungsrisiko aus dem Klimawandel mit einem Zeithorizont von mehreren Tausend Jahren. Dies bräuchte es aber nicht.
Zusammenfassend kann man sagen, dass die Finma bei diesem Thema nochmal über die Bücher gehen muss. Andernfalls wird der Ton der Banken sicher noch rauer.
09.04.2024/kut.