Schweiz wird mutig beim Heizölvorrat

Heizungsanlage mit Druckventilen
Bei Mangel an Erdgas will die Schweiz auf Heizöl zurückgreifen. (Bild: W. Weisser / pixabay)

Kommt es in der Schweiz zu einer Mangellage an Erdgas, wird auf Heizöl umgestellt. Die Beamten werden bei der Vorratshaltung mehr als kühn.

Wie schnell sich eine Situation ändern kann, haben gerade die Österreicher gemerkt.

Russland drehte dem Alpenland nach einem verlorenen Streitschlichtungsverfahren einfach die Erdgasversorgung ab.

Analogie zu Arzneimitteln

Kommt es in der Schweiz zu einer Gas-Mangellage, kann ein Teil der Industrie über sogenannte Zweistoffanlagen sofort auf Heizöl-Antrieb umstellen. Damit spart das Land umgehend Erdgas.

Das dazu nötige Heizöl liegt in Pflichtlagern und reicht für rund 4,5 Monate.

Doch dabei wird die Schweiz nun mutig und das zuständige Departement für Wirtschaft, Bildung und Forschung (WBF) passt die Pflichtlagerorganisation des Landes an.

Ab Dezember wird bei extra leichtem Heizöl schon die Pflichtlagerhaltung analog zu anderen lebenswichtigen Gütern, wie Treibstoffe oder Arzneimittel, vorgenommen, teilte das WBF überraschend mit.

Notsysteme verschwunden

Bei dieser Gelegenheit senkte das Wirtschaftsministerium unter SVP-Bundesrat Guy Parmelin aber auch die zu lagernde Menge des Heizöls um rund die Hälfte.

Die bisherige Weisung sei noch davon ausgegangen, dass die Zweistoffanlagen (ZSA) mindestens 30 Prozent des Schweizerischen Gasverbrauchs ausmachten, hiess es zur Begründung.

Die Zahl dieser Anlagen sei aber in den vergangenen Jahren stark zurückgegangen und käme mittlerweile nur noch auf 16 Prozent des gesamten Gasverbrauchs.

Freigabe bei Engpass

Die Pflichtlagermenge decke damit weiterhin den Bedarf von 4,5 Monaten, gaben sich die Beamten des WBF überzeugt.

Die benötigte Menge an Heizöl werde schliesslich periodisch überprüft und, wenn nötig, angepasst, so die Parmelin-Behörde.

Wie bei den anderen Pflichtlagern kann das Bundesamt für wirtschaftliche Landesversorgung (BWL) nun auch bei kurzfristigen Versorgungsengpässen von Heizöl bis zu 20 Prozent der Pflichtlagermenge freigeben.

Hungersnot abgewendet

Wie schlecht das Notsystem der Schweiz überhaupt funktioniert, konnte das Land gerade bei Brotgetreide sehen, wie muula.ch berichtete.

Da wäre die Schweiz ohne Auslandshilfe bei Dinkel, Roggen und Weizen eher verhungert, als dass die Notsysteme des Landes ausgereicht hätten.

Und wenn nun, wie bei Österreich, plötzlich der Gashahn im anstehenden Winter auch in der Schweiz ganz zugeht, will beim WBF sicher niemand für die Reduktion der Heizölvorräte um die Hälfte verantwortlich gewesen sein.

Kurz nach dem Ausbruch der Coronavirus-Pandemie im Frühjahr 2020 wurde bekanntermassen Ethanol in der Schweiz knapp und es trat eine Krise bei Desinfektionsmitteln auf.

Die Schweizer Beamten hatten kurz vorher die Notvorräte bei Ethanol abgesenkt.

23.11.2024/kut.

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