Schweiz verschenkt Geld beim Staatsbesuch

Das Bankett mit Staatspräsident Frankreichs Emmanuel Macron in Bern
Die Schweiz könnte von den USA besseren Umgang mit Geld lernen. (Bild: PD EDA)

Staatsbesuche sind besonderere Anlässe. Gegner der Treffen wollen den Zirkus zwar abschaffen – dabei könnte es die Schweiz wie die USA machen.

In dieser Woche rollten gleich zwei Länder die Roten Teppiche für die Präsidenten eines anderen Staates aus. Die Zusammenkünfte könnten unterschiedlicher kaum sein.

Annäherung der Mächte

Auf der einen Seite besuchte der französische Staatspräsident Emmanuel Macron die Schweiz und verhalf dem glücklosen Bundesrat Alain Berset zu seinem Showmoment.

Auf der anderen Seite trafen sich der chinesische Staatspräsident Xi Jinping mit US-Präsident Joe Biden in Woodside nahe San Francisco und näherten die Grossmächte wieder ein Stück weit an.

Alain Berset und Emmanuel Macron beim Staatsbesuch in Bern
Alain Berset und Emmanuel Macron beim Staatsbesuch in Bern (Bild: PD EDA)

Während die Probleme zwischen den USA und China schlimmer sind als zwischen der Schweiz und Frankreich, machten alle Beteiligte eine gute Miene zu bösem Spiel, denn auch zwischen Paris und Bern herrscht überhaupt kein Sonnenschein.

Flexible Ansprache

Doch es gibt auch klare Unterschiede und die zeigten sich beim Staatsbankett.

So hatten die Chinesen ziemlich clever drei Tischreden für ihren Staatspräsidenten Xi vorbereitet und davon wählten laut Medienberichten die freundlichste Variante aus, weil die Zusammenkunft mit dem US-Präsidenten eigentlich gut für sie verlief und die Amerikaner kaum einen Affront wagten.

In der Schweiz ist von solch einer Vorgehensweise beim aktuellen Bundespräsident Alain Berset nichts bekannt.

Tausende Dollar für ein Filet

Und noch einen grossen Unterschied gibt es und das ist der verantwortungsvolle Umgang mit Geld bei den Staatsbesuchen.

Das Eidgenössische Aussendepartement EDA gab an, dass der Besuch von Macron zwischen 150.000 bis 200.000 Franken gekostet habe und auch Frankreich auf einem Berg an Kosten für die Entourage sitzen blieb. Die Amerikaner machen dagegen aus einem Staatsbesuch ein Geschäft und das läuft wie folgt:

«40.000 Dollar für ein Filet Mignon» titelten zahlreiche US-Medien vor dem Treffen des chinesischen Staatspräsidenten Xi mit dem US-Präsidenten Biden. Zum Dinner hatten nämlich indirekt zwei Business-Vereinigungen, das US-China Business Council und das National Committee on US-China Relations, gebeten und die Sitzplätze verkauft.

Apple, Microsoft und Blackrock

Firmen, die mit China im Geschäft sind, hatten grosses Interesse an der Zusammenkunft. Acht Personen konnte Unternehmen an das Galadinner im Hyatt Regency für 40.000 Dollar entsenden, wobei davon eine Person am Tisch des chinesischen Präsidenten sitzen durfte.

Ansonsten betrug das Eintrittsgeld für das Abendessen inklusive des Cocktail-Empfangs 2000 Dollar pro Nase.

Und dies kam bei den Konzernen gut an. Tim Cook, der Chef von Apple, Ray Dalio, der CEO von Bridgewater, und Larry Fink, der Chef des weltgrössten Vermögensverwalters Blackrock, sassen am Tisch des chinesischen Präsidenten Xi.

Apple-CEO Cook hatte dabei den begehrtesten Platz und dies war neben dem chinesischen Handelsminister Wang Wentao. Tesla-Gründer Elon Musk kam angeblich nur zum Cocktailempfang und blieb aus unbekannten Gründen nicht bis zum Dinner.

Einnahmen in Millionenhöhe

Auf der Gästeliste standen aber laut der Nachrichtenagentur «Bloomberg» auch der Chef der Google-Muttergesellschaft Alphabet Sundar Pichai, Microsoft-CEO Satya Nadella, Boeing-CEO Stan Deal, Fedex-Konzernchef Raj Subramaniam, Visa-CEO Ryan McInerney und Pfizer-Konzernchef Albert Bourla.

Insgesamt seien mehr als 300 Firmenvertreter anwesend gewesen, hiess es. Diese Zahl geteilt durch acht und mit 40.000 Dollar multipliziert, ergibt ungefähr 1,6 Millionen Dollar – abzüglich der Kosten für Speis und Trank.

Statt das Staatssäckel, wie in der Schweiz, mit einem Galadinner zu belasten, machten die USA daraus ein gigantisches Geschäft.

Bilaterale Gespräche der Schweiz mit Frankreich
Die Schweiz und Frankreich haben viele Probleme zu besprechen. (Bild: Twitter BK)

Für die Chinesen bot das Abendessen aber auch die Gelegenheit, bei den Konzernchefs für Investitionen in ihrem Land zu werben und insbesondere die Finanz- sowie Tech-Branchen an oberster Stelle direkt anzusprechen.

Es war also Win-Win. Den bilateralen Beziehungen hat die Begegnung in jedem Fall gutgetan.

Parmelin als Langweiler

Auf die Schweiz übertragen, würde dies bedeuten, dass die Konzernchefs der Pharmakonzerne Roche, Novartis & Co. sicher ein Interesse daran hätten, direkt mit dem französischen Präsidenten Macron zu sprechen.

Die Luxusuhren- oder Schokoladenhersteller um Patek Philippe, Audemars Piguet und Lindt würden sicher das Gleiche bei Glamour mit Champagner, Abendrobe & Co. tun.

Problematisch dürfte allerdings sein, dass von den Konzernchefs wahrscheinlich niemand neben SVP-Bundesrat, Weinbauer und Wirtschaftsminister Guy Parmelin sitzen will, weil er als totaler Langweiler gilt.

Parteifreund geladen

Am Staatsbankett mit den Macrons im Bernerhof war nachweislich der Verwaltungsratspräsident der Schweizerischen Post und Ex-SP-Parteichef Christian Levrat geladen.

SP-Bundesrat Berset ist ja der einladende Bundespräsident und dürfte seinem Parteifreund zu einem interessanten Abend mit leckerem Essen sowie edlen Weinen verholfen haben. Insofern verschenkte die Schweiz sicher Geld.

Ein paar Zusatztische hätten für zahlende Schweizer Unternehmensführer bestimmt gepasst.

Kostendeckung statt Millioneneinnahmen hätten das Schweizer Volk angesichts knapper Kassen erfreut und Gegnern der Staatsbesuche etwas Wind aus den Segeln genommen.

Ermotti beim Sonnenkönig

Auch die Grossbank UBS, die in Frankreich 1,8 Milliarden Euro an Strafe zahlen soll, wie auch muula.ch mehrfach berichtete, hätte ein grosses Interesse, ihren Rechtsstreit an oberster Stelle in Frankreich, also quasi beim französischen Sonnenkönig, anzusprechen.

Solch eine Gelegenheit bietet sich ja selten und ein gemütliches Abendessen dürfte ein passender Rahmen für das unangenehme Thema sein.

Und 40.000 Dollar wären für Starbanker Sergio Ermotti und seine Grossbank dabei ein Schnäppchen im Vergleich mit den ganzen Anwaltskosten seit über einer Dekade sowie die mögliche Strafzahlung in Milliardenhöhe.

Die Moral von der Geschichte lautet: Schweiz, lerne von den USA und schöpfe mehr aus Deinen Möglichkeiten.

17.11.2023/kut.

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