Schweiz verschafft sich etwas Luft gegen Blackouts

Ein Schweizer Bahnhof während eines Stromausfalls
Gibt es in der Schweiz keinen Strom, wird es selbst an Bahnhöfen dunkel. (Bild: C. Schwarz / unsplash)

Die Schweiz einigt sich mit den Nachbarländern auf eine sicherere Stromversorgung. Doch bei der neuen Sache gibt es gleich mehrere Haken.

Die Schweiz hat nach mehrjährigen Verhandlungen eine Vereinbarung über die Berücksichtigung des Schweizer Netzes in der europäischen Kapazitätsberechnungsregion Core abgeschlossen.

Schweizer Nordgrenze tangiert

Die Eidgenössische Elektrizitätskommission ElCom habe den Vertrag zwischen dem Schweizer Netzbetreiber Swissgrid und den Übertragungsnetzbetreibern der Region Core genehmigt, teilte die Behörde am heutigen Dienstagnachmittag mit.

Diese Vereinbarung, welche die Schweiz mit den Übertragungsnetzbetreibern und Stromaufsichtsbehörden der Nachbarländer verhandelte, regle die Bestimmung der Grenzkapazitäten an der Schweizer Nordgrenze und schaffe grenzüberschreitend in der gesamten Region höhere Sicherheit in Bezug auf die Netzstabilität, hiess es weiter.

Ähnliche Importkapazitäten

Die Berücksichtigung des Schweizer Netzes in der Kapazitätsberechnung der Region Core bedeute, dass sich die Austausche zwischen Ländern der Region Core, also etwa Deutschland und Frankreich, reduzierten, falls das Schweizer Stromnetz überlastet wäre.

Ausserdem berechneten die Beteiligten dank der erzielten Vereinbarung die möglichen Stromtransportkapazitäten nun mehr transparent und teilen sie auf, was wiederum die Netzsicherheit der Region erhöhe.

Simulationsrechnungen zeigten zudem, dass die Schweiz durch die Berücksichtigung in der Core-Kapazitätsberechnung künftig durchschnittlich weiterhin über ähnliche Importkapazitäten verfügen würde wie bisher.

Ob die Schweiz gerade Strom im- oder exportiert, kann man sekundengenau auf einer Webseite sehen, wie muula.ch berichtete.

Jährliche Erneuerung nötig

Die Vereinbarung hat aber gleich mehrere Haken.

Erstens stelle sie keinen Ersatz für ein Stromabkommen mit der Europäischen Union (EU) dar, hiess es von der ElCom kritisch.

Zweitens muss der Vertrag jährlich erneuert werden, erklärte die Schweizer Behörde weiter. 

Auch in Bezug auf die technische Umsetzung blieben, drittens, Unsicherheiten.

So stünden die Kriterien zum Einsatz kostspieliger Entlastungsmassnahmen in den Sternen, weil sie und andere Parameter erst im Rahmen der Implementierung festgelegt würden.

Risiko bei Italien bleibt

Last, but not least, würden, viertens, bereits die Planungen für eine Zusammenlegung der beiden Kapazitätsberechnungsregionen Italy North (ITN) und Core eingeleitet.

Das von der EU-Regulierungsbehörde ACER 2023 initiierte Merger-Projekt könnte das Erreichte gleich wieder infrage stellen, weil die Schweiz dann ein weiteres Kooperationsabkommen mit der neuen Region benötige, hiess es kritisch von der Aufsichtsbehörde ElCom weiter.

Abhängigkeit von der Politik

Grundsätzlich wertete die ElCom das Erreichen einer Einigung bezüglich des Einbezugs der Schweiz in der Core-Kapazitätsberechnung aus Sicht der Versorgungssicherheit des Landes als sehr positiv, lautete das Fazit in der Gesamtevaluation.

Die Einigung mit Core trage aber nur zur Schweizer Versorgungssicherheit etwas bei, solange dies im politischen Kontext akzeptiert werde, hiess es kritisch weiter.

Dieses Risiko könne die Schweiz erst durch eine institutionelle Lösung mit der EU für den Strombereich mitigieren, so die ElCom.

12.11.2024/kut.

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