Die Schweiz kappte just am «Black Friday» den Zahlungsverkehr im Nachbarland Italien. Das Versehen verheisst nichts Gutes für Swisscom.
Ausgerechnet am Shopping-Tag des Jahres, dem «Black Friday», konnten in Italien viele Kunden nicht mit ihren Kredit- und Debitkarten bezahlen.
Worldline war offline
Auch das Abheben von Bargeld funktionierte vielerorts nicht. Somit fielen Schnäppchenkäufe ins Wasser und die Händler blieben auf ihren Waren sitzen.
Der Grund war ein Ausfall des französischen Zahlungsanbieters Worldline, an dem die Schweizer Börse SIX 10 Prozent des Kapitals beziehungsweise 19 Prozent der Stimmen hält.
Doch der Börsenbetreiber hatte nichts direkt mit den Problemen in Italien zu tun, sondern ein Unterbruch von Kabeln in der Schweiz habe zu dem Blackout bei den Zahlungen in Italien geführt, teilte Worldline mit.
Amex, Mastercard, Visa & Co.
In Schweizer Medien hiess es, im Tessin hätten Bauarbeiter bei Arbeiten an Gasleitungen die Glasfaserkabel für den Zahlungsverkehr in Italien beschädigt.
Eine Bestätigung dafür bekam die Öffentlichkeit dafür allerdings nicht.
Die italienischen Zeitungen schrieben zudem von einem Umsatzausfall für den Detailhandel von 100 Millionen Euro aufgrund der Störung bei Anbietern, wie Bancomat, Pagobancomat und Nexi Payments.
Die italienische Zentralbank listete fein säuberlich alle betroffenen Finanzdienstleister um American Express, Visa, Mastercard und die betroffenen Geldinstitute auf.
Kaum Rückgriffe möglich
Der Vorfall rückt eine Diskussion bei der Zentralbank Banca d’Italia in den Mittelpunkt. Die italienische Presse rügt, wie verwundbar das Land sei.
Mehrfach hätte die Aufsichtsbehörde auf Outsourcing und die Abhängigkeit der ganzen Nation von kleinen Firmen hingewiesen.
Regresszahlungen für den Ausfall der Systeme sind allerdings meist ausgeschlossen. Insofern bleiben die Händler auf ihrem Schaden wohl sitzen.
Enorme Risiken für Schweiz
Damit kommt die Diskussion aber auch zum Schweizer Telekomanbieter Swisscom, der für 8 Milliarden Euro die Vodafone Italia übernehmen will.
Das Schweizer Staatsunternehmen dürfte nicht nur finanzielle Risiken schultern, sondern bei einem Ausfall etwa der Notrufe oder des ganzen Mobilfunksystems genauso, wie Worldline im Zahlungsverkehr, am italienischen Pranger stehen.
Fällt das Internet in Italien für Stunden aus, dürfte also die Schweizer Politik in die Kritik geraten. Schliesslich ist Swisscom in Staatshand und der Steuerzahler haftet dann wieder für das Swisscom-Abenteuer im Ausland.
Fastweb mit seinen Milliardenverlusten lässt grüssen.
30.11.2024/kut.