Schweiz ignoriert Kostentreiber im Gesundheitswesen

Eine Ambulanz
Das Schweizer Gesundheitswesen ist selbst ein Fall für die Intensivstation. (Bild: pixabay)

Die Kosten im Gesundheitssystem der Schweiz rasen auf 100 Milliarden Franken pro Jahr zu. Die Haupttreiber laufen dabei ungebremst weiter.

Das Schweizer Gesundheitswesen hat im Jahr 2023 rund 94 Milliarden Franken gekostet.

Das sind 2,4 Prozent mehr als im Jahr dafür, teilte das Bundesamt für Statistik BFS am heutigen Montag zu den schon älteren Jahreszahlen mit.

Spitex-Betriebe fallen auf

Die Spitäler waren mit 36,3 Prozent der Gesamtkosten im Jahr 2023 die wichtigsten Leistungserbringer im Schweizer Gesundheitswesen. Die Spitalkosten erhöhten sich zwischen 2022 und 2023 um 4,5 Prozent.

Bei den Arztpraxen belief sich das Kostenwachstum auf 7,1 Prozent und bei den sozialmedizinischen Institutionen auf 4,6 Prozent.

Gesundheitskosten der Schweiz laut BFS

Besonders stark fiel laut den Statistikern der Anstieg 2023 bei den Spitex-Diensten aus, die 7,9 Prozent kosteten.

Basel-Stadt als Negativbeispiel

2023 waren die höchsten Gesundheitskosten im Kanton Basel-Stadt zu verzeichnen. Sie beliefen sich auf 13.600 Franken pro Kopf.

Am anderen Ende der Rangliste fielen die Kosten im Kanton Zug nahezu 40 Prozent tiefer aus und kamen «nur» auf 8600 Franken pro Kopf.

Es zeigt sich also, dass sich die Inanspruchnahme des Gesundheitswesens in der Schweiz stark unterscheidet.

Experten machen die Angebotsdichte der Leistungserbringer sowie das Mengenwachstum als wesentliche Einflussfaktoren aus.

Falscher Ansatz bei Unterschicht

Beim Blick auf die Alterspyramide zeigt sich, dass bei den Männern die Altersgruppe zwischen 76 und 80 Jahren die teuerste ist.

Bei den Frauen ist es die Kategorie von 81 bis 85 Jahren.

Personen, die in diese Altersgruppen fallen, brauchen in nur einem Jahr 4 beziehungsweise fast 4,5 Milliarden Franken.

Doch die Frage, welche sich die Schweiz (noch) nicht zu diskutieren traut, ist, wie viel Gesundheitsleistungen in den letzten Lebensjahren überhaupt sinnvoll sind.

Es wird praktisch gemacht, was medizinisch möglich ist. Ob dies an Schläuchen und Maschinen überhaupt noch ein Leben ist, steht oftmals auf einem ganz anderen Blatt.

Statt bei den Hochkostenfällen anzusetzen, geht die Schweiz aber an die unteren Franchisen.

Der Bundesrat hat den Auftrag gefasst, die Minimalfranchise von 300 Franken anzuheben. Dies trifft natürlich die Ärmeren härter.

Geld überdeckt Probleme

Genau dabei kommt der Hauptposten des Schweizer Gesundheitswesens ins Spiel.

Die Spitäler sind der Kostentreiber schlecht hin und arbeiten dennoch mit Verlusten. Wie es weitergeht, steht in den Sternen.

Gerade im Hochkostenkanton Basel-Stadt ist Gesundheitsdirektor Lukas Engelberger bei seiner Spitalfusion mit dem Kanton Baselland jämmerlich gescheitert.

Kostenaufteilung im Schweizer Gesundheitswesen laut BFS

Solange das Volk aber ohne Murren die Krankenkassenprämien zahlt, will kein Politiker etwas an der Überversorgung mit Spitälern ändern.

Und diejenigen, die all dies nicht mehr bezahlen können, gibt die Schweiz über Prämienverbilligungen einfach Geld, damit im Gesundheitswesen alles so bleiben kann, wie es ist.

Für 2024 prognostizierte das BFS einen weiteren Kostenanstieg von 3,0 Prozent – die 100 Milliarden Franken pro Jahr sind damit in Reichweite.

28.04.2025/kut.

Schweiz ignoriert Kostentreiber im Gesundheitswesen

One thought on “Schweiz ignoriert Kostentreiber im Gesundheitswesen

  • April 29, 2025 at 3:24 pm
    Permalink

    Richtig!
    Was immer das Leben verlängern könnte, wird bis ins hohe Alter angewendet. Wohl kaum für das Wohlbefinden des Patienten, ziemlich sicher aber fürForschungszwecke

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