Schweiz gewährt weitere Verlustgarantie

Singapur
Singapur hat moderne Sehenswürdigkeiten wie den «Garden by the Bay». (Bild: J. Goh / pixabay)

Die Schweiz hat der Monsterbank UBS eine Garantie gesprochen, falls sie hohe Verluste bei der Fusion mit der Credit Suisse einfährt. Es gibt laut muula.ch aber noch so ein Gebilde.

Die Schweiz spricht offenbar gerne Garantien zur Übernahme von Verlusten aus.

Bei der Notfusion von Credit Suisse (CS) mit der Grossbank UBS übernimmt der Schweizer Staat allfällige Verluste bis 9 Milliarden Franken auf einem Portfolio, wenn dort die Fehlbeträge den Wert von fünf Milliarden Franken übersteigen.

Kooperation statt Wettbewerb

Das Modell, gewisse Verluste zu übernehmen, kommt aber noch an einer anderen Stelle zur Anwendung, wie Recherchen des Wirtschaftsnews-Portals muula.ch nun ergaben.

Die Schweiz hat nämlich Angst, dass ihr Singapur im Finanzbereich die Butter vom Brot nimmt.

Und statt sich seit dem Wegfall des Bankgeheimnisses sowie zur Einführung des internationalen Informationsaustausches gegenseitig zu bekämpfen, ersannen die Beamten in Bern den Weg der Zusammenarbeit mit Singapur.

Dabei kann man immer schön sehen, was die andere Seite so macht und auch vorhat.

Dokument verrät Detailtreue

Wie genau die Schweiz den Stadtstaat Singapur und seinen Bankensektor stets unter die Lupe nimmt, kann man schon anhand eines Briefes vom Schweizer Geschäftsträger der Botschaft in Singapur an Bern entnehmen, der von 1970 stammt und detailliert Auskunft über den Goldhandel sowie die gesamten Finanzaktivitäten Singapurs gibt.

Er ist bei den Diplomatischen Dokumenten der Schweiz ersichtlich und einst als «vertraulich» deklariert gewesen.

Merkwürdige Fintechs

Nunmehr nimmt die Schweiz aber auch regelmässig am Fintech-Festival in Singapur teil.

Im Jahr 2022 waren laut Switzerland Global Enterprises, der staatlichen Vermarktungsorganisation der Schweiz im Ausland, die 18 Schweizer «Fintechs» dabei.

Dies waren Polixis, Adviscent, Altoo, Cardano Foundation, Eri Bancaire, Eternyze, F10, Fiat24, Netcetera, Noumena Digital, Securosys, SwissCham, Sygnum, Vestr, Algo Traders und ja sogar Swissquote, SIX und die Grossbank UBS.

Letzteres überrascht besonders, die UBS als Fintech zu bezeichnen, weil sie technologisch wohl gar nicht an vorderster Front mitspielt und, überspitzt gesagt, die älteste Bankentechnologie der Welt haben dürfte.

Krypto, ESG und KI

Bereits zum zweiten Mal wird nun zudem in der kommenden Woche eine Konferenz, das «Point Zero Forum», stattfinden, an der Fintech-Unternehmer, hochrangige Vertreter aus der Finanzdienstleistungsbranche sowie von Aufsichtsbehörden aus Europa sowie Asien teilnehmen.

Diesmal sind die Hauptthemen digitale Vermögenswerte, ESG und Künstliche Intelligenz KI.

Das Forum solle als Plattform für globale Führungskräfte aus dem öffentlichen und privaten Finanz- und Wirtschaftssektor dienen, um Innovationen in der Digitaltechnologie voranzubringen, hiess es von der Bundesverwaltung bei der erstmaligen Durchführung im Jahr 2022.

Diese Konferenz in Zürich wird gemeinsam von der Schweiz und Singapur organisiert. Auf Schweizer Seite ist das Staatssekretariat für internationale Finanzfragen SIF zuständig.

Separate Firma gegründet

Und genau dort passiert nun die neue Verlustgarantie, wenn man hinter die Kulissen schaut.

Die Monetary Authority of Singapore, also die Zentralbank des Stadtstaates und Behörde zur Finanzmarktregulierung, hat eine Tochtergesellschaft ins Leben gerufen, die für das Point Zero Forum verantwortlich ist.

Diese Firma heisst Elevandi und wurde laut dem Handelsregister Singapurs erst im August 2021 als Limited by Guarantee gegründet. Logisch, gaben die Behörden Singapurs die Bewilligungen für sich selbst.

Defizitgarantie vom Bund

Und diese Firma ist nun für die Durchführung der hochkarätigen Konferenz in Zürich vom 26. bis 28. Juni verantwortlich.

Logisch, macht das die Staatsfirma nicht selbst, sondern beauftragt wiederum einen Veranstalter, nämlich Constellar aus Singapur, das Ganze durchzuführen.

muula.ch erkundigte sich nun beim SIF, wie viel Schweizer Steuergeld für die Veranstaltung in Zürich eigentlich draufgeht.

Ob Steuergeld zum Einsatz kommt, sei noch nicht klar, teilte ein Mediensprecher des SIF auf die Anfrage mit.

Falls nötig, habe der Bund aber eine Defizitgarantie von maximal einer halben Million Franken gesprochen, hiess es weiter.

Die dürfte also für das Konstrukt Elevandi/Constellar gelten.

Viele Schweizer Redner

Natürlich sind das nicht die ganzen Kosten, welche der Schweiz zufallen. Neben Bundesrätin Karin Keller-Sutter und Nationalbankpräsident Thomas Jordan wird nämlich auch SIF-Staatssekretärin Daniela Stoffel an einer Paneldiskussion auftreten.

Stellvertretender SIF-Staatssekretär Stefan Flückiger und sein Kollege Christoph Baumann nehmen zudem an einem Roundtable teil.

Und noch ein SIF-Beamter, nämlich Nicolas Brügger, ist laut der Behörde mit «Artificial Intelligence in Finance: Market Transformation and Policy Considerations» dabei.

Das ist zwar alles nicht so viel Steuergeld wie bei der UBS-CS-Notfusion. Aber Steuergeld ist Steuergeld.

Kein Botschafter in Bern

Warum es so ein Forum braucht, bei dem Teilnehmer eine App auf ihre Smartphones laden sollen und auch der Chef der neuen Monsterbank UBS Sergio Ermotti sowie der Governor der Bank of Israel Amir Yaron auftreten, ist vielleicht auch deshalb, weil Singapur in der Schweiz eigentlich keinen Botschafter hat, der schöne Briefe an die Zentrale über den Finanzplatz Schweiz und die neuesten Entwicklungen bei Fintechs, Kryptos & Co. schreiben könnte.

Laut dem Eidgenössischen Aussendepartement EDA residiert der in Bern akkreditierte Botschafter von Singapur nämlich in Singapur. Er bleibt quasi zu Hause.

Die Diplomatie scheint aber dennoch wunderbar zu funktionieren, wenn die Schweiz dann eine Garantie für Verluste einer Firma aus Singapur spricht.

21.06.2023/kut.

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