
Die obligatorische Krankenversicherung verschlingt Milliarden und belastet die Prämienzahler. Daher will die Schweiz hunderttausende Grenzgänger schröpfen.
Die Schweiz regt sich über die Amerikaner auf, die das Ausland zu Zahlungen zwingen wollen.
In Tat und Wahrheit macht die Schweiz aber auch nichts anderes, um neue Geldquellen zu finden.
Solidarität stärken
Das wird besonders in der Grundversicherung (KVG) klar. Dort werden Ausländer jedes Jahr mit rabiaten Methoden gezwungen, der Solidargemeinschaft ihren Tribut zu zollen.
Nun will die Schweiz die Versicherten, die im Ausland wohnen, in den Risikoausgleich einbeziehen, wie aus einer aktuellen Vernehmlassung hervorgeht.
«Damit wird in der obligatorischen Krankenpflegeversicherung (OKP) der Grundsatz der Solidarität gestärkt», frohlockten die Schweizer Beamten mit einer positiven Formulierung.
Basel-Stadt und Genf jubeln
Ein Grossteil der im Ausland wohnhaften Krankenversicherten, also beispielsweise Grenzgänger, hat ein Behandlungswahlrecht, das heisst, sie können sich in ihrem Wohnland wie auch in der Schweiz zulasten der OKP medizinisch behandeln lassen.
Andererseits werden sie im Gegensatz zu den Versicherten mit Wohnsitz in der Schweiz im Risikoausgleich nicht berücksichtigt. Dies will die Schweiz nun ändern.
Bei Versicherern, die mehrheitlich Grenzgänger versichern, werden die Prämien insbesondere von Deutschland und Frankreich tendenziell steigen, hiess es im Erläuternden Bericht.
Besonders Basel-Stadt und Genf verbreitern dabei ihre Einnahmebasis.
Komplexe Anpassungen nötig
«Durch den Einbezug der im Ausland wohnhaften Versicherten in den Risikoausgleich werden die Prämien in der Schweiz leicht sinken», erklärte die Schweiz freudig, wenn künftig Ausländer mehr zahlen müssen.
Doch das Vorhaben ist nicht leicht umzusetzen. Die hunderttausenden Grenzgänger sind ja nirgends in der Schweiz als Patienten registriert, weshalb sie beim Risikoausgleich quasi erst einmal neu erfasst werden müssen.
Das Bundesamt für Gesundheit BAG schlägt den Arbeitskanton als «Wohnort» vor und die Krankenkassen um Helsana, CSS, Swica, Sympany, Groupe Mutuel & Co. müssen mehrere Probeläufe durchführen, um die Berechnungen im Risikoausgleich überhaupt korrekt vornehmen zu können.
Das Prozedere ist komplex und fehleranfällig, wie die Beamten selbst zugeben. Doch was tut man nicht alles, um Mehreinnahmen zu generieren.
Heimliche Änderungen
Die Schweiz findet mit dem Risikoausgleich für Ausländer aber eine Möglichkeit, neue Personen gleich hinter den Landesgrenzen stärker in den Umlagetopf Grundversicherung zu zwingen.
Die Betroffenen wissen wahrscheinlich gar nichts von ihrem «Glück», weil sie die Gesetzgebungsverfahren in der Schweiz allenfalls beiläufig verfolgen.
Die Überraschung kommt dann mit den ersten Prämienrechnungen auf die Grenzgänger zu.
Junge Ausländer ohne Leistungen
Das vermehrte Bitten von Ausländern an die Kasse – analog zu den USA – macht die Schweiz in der Grundversicherung ohnehin schon mit rabiaten Methoden bei Zugereisten, die nicht direkt in der Nähe der Schweiz wohnen, wie muula.ch zahlreiche Fälle vorliegen.
Diese Personen könnten allerdings meist in ihren Heimat-Krankenversicherungen verbleiben, doch die Kantone und die Gemeinsame Einrichtung Schweizer Krankenkassen stellen sich quer, weil diese oft jungen Personen gute Risiken darstellen, die in die Grundversicherung dann einzahlen müssen, aber nur wenig Leistungen verursachen.
Doch darüber berichtet muula.ch ein anderes Mal.
15.09.2025/kut.