In Mallorca, Venedig, Malaga & Co. gibt es oft Massenproteste gegen Touristenmassen. Die Schweiz will Widerstand aber clever vorbeugen.
Die ich rief die Geister, werd ich nun nicht los. So lautet eine Textpassage im Zauberlehrling von Goethe.
Und genau so könnte man das Problem mit den Touristenmassen beschreiben.
Staus und viel Müll
Was auf der einen Seite viel Wohlstand für Regionen gibt, führt mittlerweile zu einer Übernutzung, weil zu viele Menschen kommen.
Dann gibt es Umweltprobleme, Verkehrsstaus, die Preise steigen für die Einheimischen und und und.
Rücksichtslose Feriengäste
Für die Schweiz will die staatliche Agentur Schweiz Tourismus zwar noch nicht von einem gravierenden Problem mit Tourismusmassen sprechen.
Doch das unter dem Stichwort Overtourism bekannte Phänomen gibt es bereits in einigen Tourismushochburgen.
Dörfer, wie Lauterbrunnen, werden von Feriengästen förmlich überrannt und wollen sich gegen Raubbau mit der schönen Natur, dem Wegwerfen von Müll an viele Stellen sowie gegen rücksichtslose Touristen wehren.
Monitoring aufbauen
Die Schweizer Tourismusbranche sowie die Vermarktungsorganisation wollen sich der Problematik stärker widmen.
In der Schweiz konzentrierten sich die Massen an Feriengästen auf wenige Hotspots sowie auf wenige Zeiträume im Sommer wie Winter.
Im Rest des Jahres und auch an anderen Orten seien etwa Hotels nur rund zur Hälfte ausgelastet und hätten Kapazitäten, so Schweiz Tourismus an einer Medienorientierung.
Um überhaupt ein Bild von der Lage zu haben, soll ein Monitoringsystem zur Tourismusverträglichkeit her.
Content Creators umpolen
Im Ausland soll auch verstärkt für die Nebensaison sowie für andere schöne Orte der Schweiz geworben werden, um die Konzentrationen in den Hochburgen sowie zu Spitzenzeiten zu entschärfen.
Schweiz Tourismus hat dazu hunderte Mitarbeiter in 36 Büros auf 23 Märkten der Welt, um für Reisen in die Schweiz zu anderen Orten und Zeiten zu werben.
Social-Media-Stars sollen zudem zur Seite stehen und die Aufmerksamkeit auf andere Dinge lenken, wie es weiter hiess.
Wandern und Tennis
Die Länge des Aufenthaltes spielt auch eine Rolle. Menschen, die länger in der Schweiz bleiben, besuchen auch andere Sehenswürdigkeiten als die ausgetretenen Tourismuspfade.
Inhaltlich soll auch Wandern, Tennis oder Botanik in den Vordergrund rücken, damit nicht immer das Jungfraujoch, die Luzerner Kapellbrücke oder etwa Zermatt als einzige Tourismusmagneten fungierten.
Vermittlung bei Konflikten
Zudem will die Schweiz die Feriengäste in Fernmärkten mit Priorität auf Asien und den Golfstaaten zu Gepflogenheiten im Inland sensibilisieren, um empfundene Respektlosigkeit gegen Einheimische zu reduzieren.
Umgekehrt soll in Schulen aber auch für mehr Verständnis für die Fremden in der Schweiz geworben werden. Zum Beispiel in der Region Wallis soll auch über die Bedeutung des Tourismus informiert werden.
Gleichzeitig soll es proaktive Ableitung von Massnahmen bei potenziellen Konflikten geben, wie der Einsatz von Vermittlungspersonen in der Hauptferienzeit von jüdischen Gästen, so die Idee.
Austausch in Quartieren
Für die breite Bevölkerung gibt es Workshops und Roundtables, um die Einheimischen auch bei der Tourismusentwicklung überhaupt mitreden zu lassen.
Zum Beispiel in Luzern, wo normalerweise scharenweise Busse mit Asiaten mit Chinesen, Koreanern und Indern verkehren, soll ein Austausch mit Quartiervereinen stattfinden.
Entzerren, entschleunigen, auf andere Orte umlenken und mehr Verständnis für Gepflogenheiten auf beiden Seiten sollen helfen, die Geister zu bändigen, welche die Schweiz mit den Tourismusmassen nicht mehr loswird.
Zur Not muss man eventuell die schon hohen Preise vielleicht einfach verdoppeln.
05.07.2024/kut.