SBB werden noch mehr zur Immobilienbude

Hauptsitz von den SBB in Bern Wankdorf
Die SBB bauen gerne neue Gebäude – wie den Hauptsitz in Bern. (Bild: PD)

Der Bundesrat zeigt, woher künftig bei den Schweizerischen Bundesbahnen SBB der Gewinn sprudeln soll. Doch nicht nur dies ist heikel.

Was hat der Baukonzern Implenia mit den Schweizerischen Bundesbahnen SBB gemeinsam?

Nichts, könnte man voreilig meinen. Doch der künftige Verwaltungsratspräsident der Staatsbahn kommt genau von dem Bau- und Immobiliendienstleister.

Geheimer Findungsprozess

Der Bundesrat habe an seiner Sitzung vom heutigen Mittwoch die Wahl von André Wyss in den Verwaltungsrat von den SBB gutgeheissen, teilte sowohl die Landesregierung als auch die Staatsbahn überraschend mit.

Um die Nachfolge von Monika Ribar nahtlos sicherzustellen, sei durch den Bund frühzeitig ein Findungsprozess durchgeführt worden, aus dem Wyss als geeignete Person hervorgegangen sei.

Ausscheiden als CEO

Der Verwaltungsrat der SBB habe dann an seiner ausserordentlichen Sitzung vom 12. August 2024 beschlossen, dem Bundesrat die Wahl von Wyss zu beantragen, hiess es weiter.

Der Manager mit Jahrgang 1967 ist seit 2018 der Konzernchef des international tätigen Schweizer Bau- und Immobiliendienstleisters Implenia, wo er seine Tätigkeit aber im März 2025 beenden werde.

Wahlergebnisse bereits kommuniziert

Wyss war Major und Kommandant in der Schweizer Armee.

Er verfüge über ein profundes Verständnis der politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen in der Schweiz und bringe alle Voraussetzungen für seine neue Aufgabe bei den SBB mit, erklärte der Bundesrat weiter.

André Wyss, CEO von Implenia
André Wyss, CEO von Implenia (Bild: PD)

Wyss wird an der ordentlichen Generalversammlung der SBB im April 2025 als Mitglied des Verwaltungsrats gewählt werden, gab der Bund zum Prozedere bekannt.

Im Jahr 2026 soll er dann von der Ostschweizerin Ribar das Präsidium übernehmen.

Hohe Schuldenlast drückt

Sie war jahrelang beim Transportdienstleister Panalpina tätig gewesen und kannte sich damit zumindest beim Transport und Verkehr gut aus.

Allerdings fiel Ribar unlängst mit einem dubiosen Beratungsmandat in Angola vielerorts in Ungnade.

Ausserdem ist dem Bund die hohe Schuldenlast von den SBB sowie die geringe Profitabilität seit Jahren ein Dorn im Auge.

Ausbeuten der Innenstadtlagen

Mit der Wahl von Major Wyss vom Baukonzern Implenia wird klar, dass Immobilien und das Bauen, wo ohnehin der meiste Gewinn von den SBB herkommt, an Bedeutung zunehmen werden.

Für das Stammgeschäft der Staatsbahn ist dies eher eine schlechte Nachricht.

Die lukrativen Innenstadtlagen um SBB-Bahnhöfe, wie in Zürich, Basel und in Genf, stehen als Projektentwicklung seit Jahren im Fokus.

Den SBB gelingt die Ausbeute dabei allerdings eher schlecht als recht, wie viele Beobachter meinen.

Korruptionsaffäre in Griechenland

Vom Transport und Verkehr bringt der neue SBB-Präsident Wyss allerdings kaum Knowhow und Kernkompetenzen mit. Und noch ein Punkt lastet auf der Personalie.

Wie Recherchen von muula.ch ergaben, soll Wyss bei Novartis zumindest teilweise für Griechenland zuständig gewesen sein, als der Basler Pharmakonzern dort in eine Korruptionsaffäre rutschte.

«In seine Zeit als Länderchef in Griechenland fallen die Korruptionsvorwürfe gegenüber Novartis», schrieb die «Handelszeitung» zur Berufung Wyss als CEO von Implenia, wo er gewissen «Ballast» mitbringe.

Millionenbusse für «Vasella-Boy»

Er sei einer der letzten «Vasella-Boys» gewesen, hiess es sogar mit Blick auf den langjährigen Novartis-Konzernchef Daniel Vasella.

Einen Weggang wegen der Korruptionsaffäre aus dem Pharmasektor in die Baubranche dichteten damals Wyss auch einige Beobachter an.

Die Amerikaner büssten Novartis später wegen der Sache heftig.

Es hagelte für Novartis noch weitere Bussen um Arzt- sowie Politikerbestechung in Griechenland und wie immer ist bei den USA alles genauestens dokumentiert.

Bund braucht Geld

Wyss sei dementsprechend ein passender Nachfolger für die in ein angolanisches Hafenbauprojekt verwickelte Ribar, sagen die einen zynisch.

Andere meinen, die alte Sache in Griechenland habe bei der Evaluation von Wyss wohl keine Rolle mehr gespielt.

Der Bund brauche schliesslich Geld – egal wie.

21.08.2024/kut./Links angepasst

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