Die Schweizerischen Bundesbahnen SBB wollen ihren Taktfahrplan anpassen. Erst sah es wie ein Problem der Romandie aus, doch es betrifft die ganze Schweiz.
Die Schweizerischen Bundesbahnen SBB sind dafür bekannt, ihr Bahnangebot gerne heimlich zu verschlechtern.
Diesmal ist es dem Staatsbetrieb nicht vollständig gelungen, die «Anpassungen» vor der Öffentlichkeit geheim zu halten.
Zusätzlicher Halt
Beobachter hatten sich allerdings an der Aussage der SBB-Verwaltungspräsidentin Monika Ribar gewundert, ob ein Taktfahrplan an den Wochenenden wirklich notwendig sei.
Daraufhin gingen Bahnfans auf die Suche und wurden auch beim neuen SBB-Konzept Romandie 25 fündig.
So berichtete die «Neue Zürcher Zeitung» in ihrer Printausgabe vom heutigen Montag, dass die SBB tatsächlich Reisezeiten verlängerten und ab 2025 zusätzlich einen neuen Fernverkehrshalt in Renens bei Lausanne einführten.
Halbe Stunde länger
Die IC-Linie 5 von Rorschach/Zürich über Neuenburg nach Genf verkehre künftig stets nach Lausanne. Reisende nach Genf müssten daher meist in Renens umsteigen, hiess es weiter.
Auch Fahrten ins Wallis würden schlechter. So soll die Fahrt von Neuenburg nach Sitten ab 2025 rund 24 Minuten länger dauern.
Bisher war man davon ausgegangen, dass es beim Konzept Romandie 25 eher ein lokales Problem der Romandie sei, wie das Blatt schrieb.
Flug als Alternative
Die SBB geben damit einen Grundsatz der bekannten Strategie Bahn 2000 auf, wonach das Staatsunternehmen eigentlich einen Taktfahrplan mit optimalen Anschlüssen im Fern- und Regionalverkehr bietet.
Im Jahr 2004 hatte die Schweizer Bahn den Halbstundentakt zwischen Zürich und Genf eingeführt.
Die Fluggesellschaft Swiss, ein Bahnkonkurrent, bietet auf der Strecke jeden Tag und Richtung bis zu sechs Inlandsflüge an.
Die Verschlechterungen bei der Staatsbahn führen ja förmlich dazu, dass Reisende in dem kleinen Land künftig den Flieger nehmen werden.
Entscheid der Politik
Der Erfinder des Taktverkehrs, der mittlerweile pensionierte Bahnfan Hans Meiner, sagte gegenüber dem Blatt, dass es bedauerlich sei, dass die SBB im Konzept Romandie 25 gewisse Grundsätze der Bahn 2000 fallen liessen.
Der umsteigefreie Halbstundentakt zwischen Zürich und Genf via Bern und die Jurasüdfussstrecke sei aber ein wichtiger Aspekt gewesen, damit die welschen Parlamentarier der Strategie Bahn 2000 überhaupt zugestimmt hätten.
Lösung für immer?
Von den SBB hiess es gegenüber der Zeitung, dass das Konzept nur eine Übergangslösung sei, um den Fahrplan auf eine stabile Basis zu stellen und Bauarbeiten zu ermöglichen.
Eine andere Lösung sei zwischenzeitlich nicht möglich, hiess es weiter.
Allerdings werde die Lösung zum Dauerprovisorium – der Staatsbetrieb rechnet laut einer Mediensprecherin damit, dass Romandie 25 mindestens zehn Jahre lang dauern werde.
Bahnfans werden die SBB bestimmt daran erinnern.
15.05.2023/kut.