SBB gehen für Milliarden im Ausland shoppen

Neue Doppelstockzüge von Siemens Mobility bei den SBB
Die SBB kaufen neue Doppelstockzüge von Siemens Mobility (Bild: PD)

Die Schweizerischen Bundesbahnen SBB haben einen Milliardenauftrag nach Deutschland vergeben. In der Schweiz gibt es dadurch «dicke Luft».

Die Schweizerischen Bundesbahnen SBB ersetzen 116 Doppelstockzüge für die Zürcher S-Bahn und die Westschweiz.

Nach 40 Jahren im Einsatz würden die alten Züge nunmehr ersetzt, teilten die SBB am heutigen Freitag mit.

Zusatzoption auf 84 Fahrzeuge

Doch der Milliardenauftrag für die neuen Doppelstockzüge ging an den deutschen Siemens-Konzern mit seinem Anbieter Siemens Mobility, wie es weiter von dem Staatsbetrieb hiess.

Von den 116 Zügen kommen 95 Fahrzeuge ab den 2030er Jahren auf dem Netz der Zürcher S-Bahn zum Einsatz und 21 weitere Züge würden in der Romandie auf dem Netz des RER Vaud und auf der Linie RE33 Martigny–Annemasse verkehren. 

Zusätzlich sollen die Fahrzeuge bei künftigen Angebotsausbauten zum Einsatz kommen, weshalb die Beschaffung die Option für 84 weitere Fahrzeuge umfasst.

Vorteilhaftestes Angebot

Die SBB hatten den Beschaffungsauftrag im Juni 2024 öffentlich ausgeschrieben.

Die klaren, messbaren Zuschlagskriterien seien die Investitionskosten, der Betriebsaufwand, die Erfüllung der Lastenhefte, die Qualität sowie die Serviceverträge gewesen, hiess es weiter von dem Schweizer Staatsbetrieb.

Siemens Mobility habe das gemäss Beschaffungsrecht vorteilhafteste Angebot eingereicht und bei den Investitionskosten, dem Betriebsaufwand sowie im Bereich der Nachhaltigkeitskriterien am besten abgeschnitten, rechtfertigten die SBB den Entscheid für den Auslandsanbieter.

Erfahrener Anbieter

Siemens Mobility habe zudem bereits die bewährten Doppelstockzüge der zweiten Generation der Zürcher S-Bahn gebaut, welche seit Mitte der 2000er Jahre zuverlässig im Einsatz seien, hiess es weiter.

Der Hersteller bringe umfangreiche Erfahrung in der Produktion und Zulassung von Personenzügen mit und habe in Europa in jüngster Vergangenheit zahlreiche Aufträge unter anderem in Deutschland, Österreich, Belgien, Dänemark und Grossbritannien erfolgreich abgewickelt.

Obendrein böten die neuen Züge viel mehr Platz, so die SBB, die eigens eine Medienkonferenz zu der Angelegenheit einberiefen.

200 Zulieferbetriebe gehen leer aus

Das Investitionsvolumen beträgt immerhin rund 2 Milliarden Franken, was besonders ärgerlich für Schweizer Alternativen ist.

Doch die Frankenstärke bringt eben viele Vorteile, jenseits der Landesgrenzen etwa in Euro einzukaufen. Dies gilt für Bürger, Unternehmen und eben auch für den Staat.

Umgehend bedauerte aber der Schweizer Zugbauer Stadler Rail des einstigen SVP-Nationalrates Peter Spuhler, den Milliardenauftrag nicht erhalten zu haben.

Stadler, der seit 80 Jahren schon Züge herstellt, habe die Fahrzeuge in seinen Werken in Bussnang im Thurgau und St. Margrethen im St. Galler Rheintal gemeinsam mit über 200 KMUs aus dem ganzen Land bauen wollen, hiess es in einem Communiqué.

Bereits Züge in Zürich im Einsatz

Stadler Rail werde die Begründungen von den SBB aber nun genau analysieren, so die Zugbauer aus Bussnang TG.

Die bekannten KISS-Doppelstockzüge von Stadler verkehrten schliesslich seit 2012 erfolgreich im Netz der S-Bahn Zürich.

Zudem stünden die Stadler-Doppelstockzüge in 14 Ländern mit hoher Zuverlässigkeit von Aserbaidschan über Deutschland bis in den USA im Einsatz.

Grosser Arbeitgeber

Ganz so traurig braucht die Schweiz aber über den Zuschlag für Siemens Mobility nicht zu sein.

Der deutsche Siemens-Konzern ist einer der grössten Industriearbeitgeber der Schweiz, lobten auch die hochverschuldeten SBB zu ihrem Milliardenentscheid.

Somit wandern die zwei Milliarden Franken gar nicht vollständig ins Ausland.

07.11.2025/kut.

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