Reisekonzern Tui wird zum Asset Manager

Ein Flugzeug des Tui-Konzerns
Der Reisekonzern Tui will nicht mehr alle Assets besitzen. (Bild: PD)

Der Reiseanbieter Tui versucht, ohne Einsatz von Konzerngeldern zu wachsen. Diese Expansionsstrategie ist für die ganze Branche interessant.

Der auch in der Schweiz bekannte Reisekonzern Tui hat sich einen ganz besonderen Weg für Wachstum auf die Fahne geschrieben.

Wie das Reiseunternehmen zur Bekanntgabe seiner Quartalsresultate diese Woche erklärte, will es künftig quasi als Asset Manager fungieren und so seinen Expansionskurs fortsetzen.

Garantierte Rendite

Wie das genau funktioniert, machte Konzernchef Sebastian Ebel auch gleich an einem Beispiel klar: Der Tui-Konzern will Gelder von Anlagefonds einwerben und institutionelle Anleger, wie Pensionskassen, anlocken.

Ihnen will die Tui-Gruppe dann Hotels oder Kreuzfahrtschiffe beziehungsweise auch Flugzeuge als Investments anbieten. Dies ist insofern lukrativ, als Tui die Anlageobjekte weiterhin mit Reisenden füllt und damit eine gewisse Rendite «garantiert».

Bilanz von Assets entlasten

Solche Deals würden die Bilanz der Tui-Gruppe aber schonen, denn trotz mehrerer Kapitalerhöhungen sehen bei dem Reiseanbieter die Kennzahlen nach der Coronavirus-Pandemie noch nicht so rosig aus.

Erste Anlagevehikel hat der beauftragte Fondsanbieter Hansainvest aus Luxemburg bereits aufgelegt, wie mehrere Medien umgehend berichteten. Für Tui ist dieser Weg extrem lukrativ, weil dabei die Assets aus der Firmenbilanz verschwinden und diese kürzer wird.

Hansainvest ist zudem auf solche als alternativen Investments bezeichneten Deals spezialisiert und kann diese Transaktionen sicher genauso gut abwickeln, wie Asset Manager um Blackrock, Vanguard, State Street oder Schweizer Banken um UBS beziehungsweise um die Zürcher Kantonalbank ZKB.

Nachahmen von Hilton & Co.

Doch macht es Sinn, sich quasi als Asset Manager für Pensionskassen, Versicherungsgesellschaften & Co. anzubieten?

Ja, sagen zahlreiche Experten. Die Kapitalkosten auf all diese Assets zu verdienen, ist nämlich nicht leicht. Viele Firmen diskutieren daher, ob Vermögensgegenstände in ihren Büchern wirklich betriebsnotwendig sind oder nicht.

So würde mit den Änderungen das Geschäftsmodell von Tui künftig stark jenem von Hotelketten um Hilton, Marriott oder Hyatt ähneln, die kaum eines ihrer Luxushotels selbst besitzen, sondern das Übernachtungsbusiness mit ihrem Knowhow managen und dafür Gebühren kassieren.

Änderungen am Markt

Viele Fluggesellschaften besitzen die Flugzeuge auch immer weniger selbst, sondern leasen sie oder machen sogenannte Wet-Leases, das Mieten mit ganzen Crews. Dies rechnet sich, weil keine beziehungsweise wenig Kapitalkosten anfallen.

Ohnehin sieht Tui-CEO Ebel den Reisemarkt in die Richtung gehen, dass sich die Kunden ihre Pakete als Bausteine selbst zusammenstellen. Dann braucht der Konzern auch all die Assets nicht mehr vorhalten, weil Vieles vom (immer kürzer werdenden) Reiseverhalten der Feriengäste abhängt.

Alte und neue Projekte

Tui ist allerdings schon lange kein reiner Reiseveranstalter mehr, sondern hat sich in den vergangenen Jahren zum verlässlichen Anbieter von Charterflügen, Kreuzfahrten, Hotelaufenthalten sowie Erlebnissen entwickelt.

Im profitabelsten Bereich, dem Hotelgeschäft, gibt es für institutionelle Anleger nun viele Opportunitäten, denn lukrative Hotelanlagen, wie das Luxushotel Emerald Zanzibar Resort & Spa auf Sansibar in Tansania, ein «Leading Hotel of the World», wechseln die Besitzer.

Reiseveranstalter können sich auf diese Weise von alten Immobilien, Schiffen und Flugzeugen entledigen. Doch auch für neue Objekte könnten sich Finanzinvestoren ins Zeug legen und damit das Wachstum für Tui quasi finanzieren.

Für Schweizer Konkurrenten um Hotelplan, Kuoni, DER Touristik Suisse, Helvetic Tours, Globetrotter & Co. ist diese Entwicklung ebenfalls interessant, weil sie – bildlich gesprochen – die Kuh auch nicht mehr besitzen müssen, wenn sie bloss die Milch verkaufen wollen.

Entlasten der Bilanz

Die Anlagefonds können zwar ihre Gelder anlegen, wo sie wollen. Doch Tui berät bei den Kapitalanlagen und so kommen Objekte ausserhalb des Tui-Geschäfts nur infrage, wenn sie auch wirklich lukrativer für die Investoren sind. Die Spezialisten schauen da quasi über die Schulter.

Dem Aktienkurs des Reisekonzerns Tui dürften diese Veränderungen hin zum Finanzdienstleister sicher guttun. Die Titel des Konzerns dümpeln nämlich seit Jahren weit weg von ihren Höchstständen.

Für die Tui-Bilanz könnte es als Asset Manager dann auch bald deutlich besser aussehen.

Viele Assets von der Aktivseite könnten an Externe gehen und so die Rendite auf das eingesetzte Kapital markant erhöhen, falls der Reisekonzern die Hotels, Kreuzfahrtschiffe und Flugzeuge nicht mehr selbst besitzt.

Nachhaltigkeit im Fokus

Auf der Aktivseite kommen dann zwar weiterhin die Anzahlungen der Pauschalangebote und Reisebuchungen rein und müssen bis zur Einlösung auf der Passivseite abgegrenzt werden. Mit dem Vorauskasse-Cash könnte Tui aber schon mal Zinsen verdienen, statt all die Vermögensgegenstände zu finanzieren.

Doch noch in einem anderen Aspekt könnten die Hotelimmobilien, Ressorts und Flugzeuge des deutschen Reisekonzerns für Anleger interessant sein.

Das Reiseunternehmen will nämlich sehr nachhaltig agieren, und dies dürfte für Investoren künftig ein starkes Auswahlkriterium sein. Mit einem verlässlichen Partner ist dies deutlich einfacher.

11.08.2023/kut.

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