In der Schweiz sind Tausende von Obdachlosigkeit betroffen und vom Verlust der Wohnung bedroht. Das Problem verstärkt sich sogar noch.
Kaum jemand konnte während der Coronavirus-Pandemie glauben, dass es in der eigentlich reichen Schweiz kilometerlange Schlangen gibt, wo Menschen nach kostenlosem Essen anstehen.
Die schockierenden Bilder aus Zürich, Genf und Basel gingen um die Welt. Genauso geht derzeit eine Studie zur Obdachlosigkeit in der Schweiz, auf welche das Bundesamt für Wohnungswesen BWO in ihrem neuesten Newsletter hinweist, um die Welt.
OECD interessiert
Demnach sind nämlich rund 2200 Personen in der Schweiz obdachlos. Rund 8000 Personen sind zudem von der Gefahr bedroht, ihre Wohnungen zu verlieren.
Aus dem Ausland, und da vor allem von der OECD, gab es so viel Interesse an der Obdachlosen-Studie der Hochschule für Soziale Arbeit FHNW aus dem Jahr 2022, hiess es vom BWO, sodass eine Überarbeitung der Analyse und eine Übersetzung ins Englische hermussten.
Sechs Städte im Fokus
Der Anteil an Gemeinden mit betroffenen Menschen ist in der deutschsprachigen Schweiz höher als in der französisch- und italienischsprachigen Schweiz.
Obdachlosigkeit sei vor allem eine Herausforderung der Gemeinden grosser und mittelgrosser Agglomerationen und dort besonders für die sechs Schweizer Städte mit mehr als 100.000 Einwohnern, führten die Wissenschafter aus.
Drohender Wohnungsverlust sei allerdings auch in Gemeinden mit Zentrumsfunktion im periurbanen und ländlichen Raum ein Problem, erklärten Autoren der Studie zur Ist-Situation in der Schweiz.
Schlafen an Bahnhöfen
Da die Zinsen und damit das Preisniveau für Wohnungsmieten seit der Erhebung der Studie deutlich gestiegen sind, dürften sich die Herausforderungen mit Obdachlosigkeit und der Gefahr für Wohnungsverlust noch verschärft haben.
An Schweizer Bahnhöfen und in Fussgängerzonen betteln auch immer mehr Menschen, die keinen festen Schlafplatz haben und mit Sicherheit nicht von den Bettler-Truppen aus dem Ausland stammen.
Beobachter sprechen sogar davon, dass am Basler Bahnhof SBB, am Züricher HB & Co. in den Nächten spürbar mehr Menschen schliefen.
In der reichen Schweiz werden also nicht nur die Schlangen nach geschenkten Lebensmitteln immer länger, sondern auch immer mehr Menschen wohnen quasi auf der Strasse.
Bundesrat agiert vorbei
Will das jemand in einem so reichen Land? Wahrscheinlich nicht, zumal als Hauptgrund des Problems fehlende Finanzmittel genannt werden.
Auf der einen Seite sprudeln Milliardengewinne in Schweizer Unternehmen um UBS & Co. Auf der anderen Seite können immer mehr Menschen für ihren Lebensunterhalt sowie ihre Wohnung nicht mehr aufkommen.
Insofern muss sich die Schweizer Lokalpolitik überlegen, wie sie das Problem der Wohnungsversorgung in den Kantonen für alle Geldbeutel löst.
Die vielen Runden Tische, die der zuständige SVP-Bundesrat Guy Parmelin erfolglos durchführt, bringen dabei jedenfalls kaum Fortschritte auf Landesebene.
Ganze Gesellschaft mitnehmen
Eine fundierte wissenschaftliche Analyse der Ist-Situation ist aber schon mal eine gute Grundlage, auf der nun ein Monitoring der traurigen Situation und das Ableiten von strategischen Aufgaben der Gemeinschaft aufgebaut werden können.
Jeder Mensch verdient eine Perspektive im Leben und ein Dach über dem Kopf – auch wenn dies vielleicht nicht jede Person in einer reichen Gesellschaft von sich aus schafft.
07.05.204/kut.