Das Milliardenvermögen der reichen Oetkers sollte an acht Kinder aus drei Ehen übergehen. Das Scheitern ist ein Lehrstück für Familienunternehmen.
Eine Generation schafft in Familienkonglomeraten normalerweise das Vermögen. Die zweite Generation vermehrt es.
In der dritten wird es schon schwieriger, heisst es oft. Und die vierte Generation an Nachkommen verprasst alles in der Regel.
Acht Kinder aus drei Ehen
So oder jedenfalls so ähnlich kann man auch den Niedergang des Oetker-Imperiums bezeichnen, wohlgemerkt der reichen Oetkers aus der deutschen Backpulver- und Puddingdynastie und nicht zu verwechseln mit dem Schweizer Ableger um Hero & Co., über die auch muula.ch bereits berichtete.
Nun, Rudolf August Oetker, ein Enkel des legendären Firmengründers August Oetker und RAO abgekürzt, setzt acht Kinder in drei Ehen in die Welt und musste eine Lösung für seine Nachfolge finden.
Streit nach Tod des Patrons
Bis zu seinem Tod im Jahr 2007 baute RAO das Oetker-Imperium stets aus.
Es hatte sich weit über die Backpulver- und Pudding- sowie Tiefkühlpizzawelt hinaus in einen diversifizierten Weltkonzern entwickelt und die Milliarden steuerte er mit einer kleinen, aber feinen Holding in Bielefeld.
Doch die Idee, jedem seiner Kinder ein Achtel an dem Familienbesitz zu vermachen, ging schief.
Kurz nach dem Ableben von RAO machten erste Streitereien unter den Nachkommen in der Öffentlichkeit die Runde.
Beliebte Luxushotels
Allen Vorkehrungen zur Streitbeilegung zum Trotz verkrachten sich die Kinder so sehr, dass schliesslich der Konzern gespalten wurde.
Die drei Kinder aus der Ehe mit Maja von Malaisé, Alfred, Ferdinand und Julia, gründeten die separate Geschwister Oetker Beteiligungen KG.
Die als «G3» bezeichneten Erben trennten nach jahrelangem Streit die Henkel & Co., die Backmittelsparte sowie Luxushotels, wie das wunderschöne Hotel Le Bristol in Paris.
Die anderen, die «G5», erhielten unter anderem die Lebensmittelsparte sowie die Radeberger-Gruppe, die für ihre Biere weltberühmt ist, wie es im Communiqué hiess.
Grosser Altersunterschied
Doch diese Woche gab die «G3» in einer Pressemitteilung bekannt, dass die jüngste Tochter von RAO, Julia Oetker, das Dreibündnis verlassen werde. Sie möchte mit ihrem Vermögen eigene Wege gehen.
Was können andere Familienunternehmen von den reichen Oetkers lernen?
Nun, zunächst ist festzustellen, dass die Interessen zwischen der ältesten Tochter aus erster Ehe, Rosely Schweizer mit Jahrgang 1940, und dem jüngsten Kind, Julia mit Jahrgang 1979, sehr gross ist.
Damit sind auch die Interessen ganz verschieden.
Machtgefüge klar regeln
Des Weiteren sind die Kinder mit viel Geld aufgewachsen, weshalb das Verhältnis zu Vermögen völlig anders entwickelte, als es RAO selbst in entbehrlichen Kriegszeiten gespürt und die Familien zusammengerückt hatte.
Drittens funktioniert es nicht, das Vermögen ohne eine Machtstruktur an viele Erben zu übergeben.
Kaum war der Vater im Grab, zerstritten sich ja die gleichberechtigten Kinder um Firmenstrategien und Vermögen.
Entscheid von Emotionen trennen
Was wäre im Rückblick besser für RAO gewesen?
Er hätte beispielsweise die Trennung zu gleichen Teilen gleich selbst vornehmen können.
So wäre Streit darüber vermieden worden, wer beispielsweise das Brenner’s Parkhotel oder das berühmte Hôtel du Cap-Eden-Roc im französischen Antibes bekommt.
Die Nachkommen verbinden nämlich alle starke Emotionen mit solchen einmaligen Immobilien, weil sie dort teils ihre Kindheit verbracht haben.
Gleichberechtigung als Hürde
Das Aufteilen des Vermögens, welches aus hunderten Firmenbeteiligungen besteht, ist allerdings leichter gesagt als getan, weil die Unternehmensbewertungen von den emotionalen Werten stark abweichen.
Dabei kommt ein anderer Faktor ins Spiel.
Die zweite Lehre dürfte nämlich sein, dass es ohne eine klare Hierarchie unter den Nachkommen nicht geht.
Gleichberechtigte Kinder werden kaum eine Lösung finden – das müsste RAO eigentlich auch schon beim Spielen im Sandkasten von Kindern festgestellt haben.
Menschenkenntnis wichtig
Und last, but not least, dürfte RAO schlecht beraten worden sein.
Der Patron hätte wohl loyale Diener klar von externen Geldgeiern und Möchtegern-Reichen unterscheiden müssen.
Dafür müssen Ultrareiche eine gute Menschenkenntnis entwickeln – und das ist leichter als gesagt.
06.09.2024/kut.