Raiffeisen-Gruppe lässt sich von der UBS einlullen

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Die Bankengruppe Raiffeisen krebst bei einem Entscheid zurück. (Bild: PD)

Als drittgrösster Bankenverbund der Schweiz trat die Raiffeisen-Gruppe aus der Bankiervereinigung aus. Als zweitgrösste Banken-Gruppe kriecht sie überraschend zurück.

Der über eine Liebesaffäre gestolperte Verwaltungsratspräsident von Raiffeisen, Guy Lachappelle, war mit einem Knall aus der Schweizerischen Bankiervereinigung SBVg ausgetreten.

Sein Nachfolger auf dem Posten, der ehemalige Finanzchef des Versicherungskonzerns Swiss Life und der Basler Bank J. Safra Sarasin, Thomas Müller, trat nun kleinlaut wieder in die Organisation ein.

Geeinte Kraft?

Nachdem Raiffeisen vor gut zwei Jahren aus dem Dachverband der Schweizer Banken ausgetreten war, habe sich die grösste inlandorientierte Retailbankengruppe der Schweiz entschieden, per Ende August der SBVg wieder beizutreten, hiess es in einer Medienmitteilung am heutigen Dienstag.

Dies geschehe, um die anstehenden Herausforderungen des Finanzplatzes mit geeinten Kräften anzugehen, führte die Raiffeisen-Gruppe weiter aus.

Damit wolle Raiffeisen die Interessen ihrer Schweizer Privat- und KMU-Kunden weiterhin angemessen vertreten, hiess es zudem.

UBS rollt Teppich aus

Müller werde am 14. September 2023 der Generalversammlung des Verbands zur Wahl als Verwaltungsrat vorgeschlagen und solle bei einem positiven Wahlausgang das Vizepräsidium übernehmen, teilten sowohl die SBVg als auch die Bankengruppe mit.

Damit hat sich Raiffeisen von der UBS einlullen lassen. Der aktuelle Vizepräsident der SBVg, der UBS-Mann Lukas Gähwiler, macht für Müller sofort Platz.

Damit hat die UBS aber sowieso weiterhin das absolute Sagen, muss aber keine Konkurrenzveranstaltung vom zweitgrössten Geldhaus in der Schweiz befürchten, zu dem Raiffeisen nach dem Untergang der Credit Suisse (CS) aufgestiegen ist.

Regulierung und Kosten als Probleme

Schaut man sich aber die Ursachen an, warum Raiffeisen mit einem Knall ursprünglich ausgetreten war, so zeigt sich, dass sich da überhaupt nichts geändert hat.

Die UBS wird sicher weiterhin den Marktzugang zur EU wollen und in der Schweiz sämtliche Regulierung unterordnen. Das belastet aber viele inlandsorientierte Banken wie die Raiffeisen-Gruppe.

Raiffeisen waren aber auch die Kosten für das Swiss Finance Institut ein Dorn im Auge, deren Ausbildung oft nur den zwei Grossbanken zugutekam.

Mit dem Verschwinden der CS erhofft sich die Raiffeisen-Gruppe eventuell mehr Chancen, von Absolventen als künftiger Arbeitgeber gewählt zu werden. Aber das wäre auch ohne SBVg-Mitgliedschaft der Fall gewesen.

Konkurrenz vom Staat

Last but not least, sollte Postfinance auf dem Inlandsmarkt auch Hypotheken vergeben können. Doch dies wäre direkte Konkurrenz zu den Inlandbanken geworden und Raiffeisen hatte in der SBVg aber auf Granit gebissen.

Das Thema ist zwar vorerst vom Tisch. Doch der Knackpunkt war dabei die vollständige Privatisierung von Postfinance gewesen – die Grossbanken hätten die Hypothekenvergabe durch Postfinance aber selbst dann in Ordnung gefunden, wenn die Bank der Schweizerischen Post nicht privatisiert worden und weiterhin in Bundes-Hand geblieben wäre.

Für Raiffeisen war aber nur schon die Hypothekenvergabe ein Dorn im Auge. Noch mehr staatliche Konkurrenz, welche den Wettbewerb völlig verzerrt, wollte Raiffeisen aber ohnehin nicht auf dem Schweizer Markt haben.

UBS behält Zügel in Händen

«Als inlandorientierte und genossenschaftliche Banken-Gruppe wird Raiffeisen ihre Interessen künftig eigenständig vertreten. Raiffeisen stärkt damit das Engagement für die Interessen ihrer Schweizer Privat- und KMU-Kunden und äussert sich künftig eigenständig zu gesetzgeberischen und aufsichtsrechtlichen Themen.», hatte Raiffeisen im November 2020 zum Austritt aus der SBVg geschrieben.

Das hätte die Genossenschaftsbank einfach weiter umsetzen sollen.

Für die Monsterbank UBS wäre das aber eine sehr schwierige Situation geworden. So hat sie mit viel Honig wieder alle wichtigen Player auf dem Finanzplatz Schweiz zur SBVg gebracht – logisch hat dort die UBS weiterhin klar das Sagen.

29.08.2023/ena.

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