Qatar Airways zeigt Dilemma vieler Schweizer Firmen

Ein Flugzeug von Qatar Airways
Qatar Airways bannt einen Influencer. (Bild: PD)

Die Fluggesellschaft Qatar Airways bannt für immer einen YouTuber. Der Vorgang ist auch für viele Schweizer Firmen brisant.

Willkommen in der First-Class von Qatar Airways. Der Sitz ist so toll und wie gut doch der edle Champagner schmeckt. So zeigen sich viele YouTuber im Internet und die arabische Fluggesellschaft aus dem Emirat Katar freut es.

Schockierende Zustände

Doch berichten Blogger über negative Vorkommnisse an Bord einer Airline, so könnte es ihnen bald ergehen wie Josh Cahill, der zwar regelmässig sehr positiv über Fluggesellschaften publizierte, doch dann in einem Video auch schockierende Zustände an Bord eines Flugzeuges der Qatar Airways publikmachte.

Was dann passierte, publizierte der berühmte Airline-Blogger gleich in einem weiteren Video.

Qatar Airways versuchte, ihn mit einem Freiflug dazu zu bewegen, das Video vom Netz zu nehmen. Als er nicht einlenkte, bannte ihn die Golfairline und setzte ihn auf die Schwarze Liste der Kunden, welche nicht mehr befördert werden.

Knallharte Bedingungen

Gleichzeitig feuerte die arabische Fluggesellschaft die Crew, welche den missratenen Flug durchgeführt hatte. Die Dokumentation um verschmutzte Toiletten & Co. hatte es also in sich.

Influencer in der Golfregion dürfen solche Sachen sowieso nicht berichten, weil ihnen sonst die Jahreslizenz bei der nächsten Beantragung entzogen wird. In Dubai müssen sich Stars der Sozialen Medien ohnehin verpflichten, nicht negativ über das Emirat zu posten. Doch diese Probleme stehen nochmal auf einem anderen Stern.

Nutzen der Popularität

Qatar Airways macht beim Video von Cahill auf ein Problem aufmerksam, welches auch viele Schweizer Firmen haben.

YouTuber und Blogger sind willkommen, solange sie positiv die Produkte beschreiben oder für die Dienstleistungen um Premium-Kreditkarten & Co. werben.

Die Unternehmen nutzen die Popularität der Social-Media-Stars, um ihre Angebote bekannter zu machen. Fallen negative Worte, ist die Zusammenarbeit rasch vorbei.

Meist gestaltet sich die Zusammenarbeit auch schwierig, weil die Amateure sich nicht wie Models oder Stars verhalten oder manchmal völlig merkwürdiges Verhalten mit dem Einkaufen beim Wettbewerber oder plötzlich das demonstrative Nutzen von Konkurrenzprodukten an den Tag legen.

Distanz bei Kritik

In der Schweiz sind TikTok-er wie Adrian Vogt alias Aditotoro, Zeki, Loris Zimmerli & Co. auch für Firmen interessant. Allerdings wissen Zuschauer dann meist nicht, was Werbung und was Programm ist.

Und zeigen sich TikToker, YouTuber & Co. etwa kritisch über Schweizer Hotels, Schweizer Preise oder durchaus auch vorhandene Schweizer Missstände um Fluggesellschaften wie Lufthansa und Swiss, gehen Firmen oftmals umgehend auf Distanz.

Medien schweigen meist

Schweizer Traditionsmedien greifen Missstände dagegen ohnehin erst auf, wenn sie struktureller Natur erscheinen oder viele Menschen betreffen. muula.ch orientiert sich auch an diesem Vorgehen.

Einzelfälle thematisiert die klassische Presse grösstenteils nicht, wobei sich die Medienstellen auch immer alle Mühe geben, bei Anfragen zu negativen Ereignissen diese als Zu- oder Einzelfälle darzustellen und damit zu relativieren.

Somit wissen Medien aber oftmals nicht, wie gravierend die Situation tatsächlich ist.

Grosse Chefs zeigen Grösse

Aus dem Debakel für Qatar Airways mit dem Airline-Kritiker können Schweizer Firmen lernen, dass es nicht gut ist, Schieflagen beim Service oder bei Produkten zu verheimlichen oder unterdrücken zu wollen. Es ist ein Dilemma, das sich da ergibt.

Die Unternehmen sollten die Kritik zum Anlass nehmen, die Prozesse und Organisationen zu verbessern. Und richtig gute Chefs begrüssen solche negativen Videos, weil die Firmen dadurch eigentlich nur besser werden können.

Kehren Verantwortliche solche Informationen allerdings unter den Teppich, bleiben die Missstände für immer bestehen.

20.12.2023/kut.

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