Private Medien schliessen Kartell mit Staatssender SRG

Das Wort News auf einer Zeitung
Schweizer Medien wollen mit der SRG kooperieren. (Bild: pixabay)

Schweizer Medienhäuser der Privatwirtschaft verbünden sich mit dem Staatssender SRG. Der Wettbewerb und die Demokratie bleiben auf der Strecke.

Die Schweizer Medien bilden ein Kartell.

Aufteilung des Marktes

Zur Stärkung der Medienvielfalt hätten sich die Schweizerische Radio- und Fernsehgesellschaft SRG und der Verlegerverband Schweizer Medien erstmals auf gemeinsame Massnahmen geeinigt, teilte der Staatssender und die privaten Medienhäuser über ihre Interessenvertretung VSM am heutigen Donnerstag überraschend mit.

Die direkte Demokratie der Schweiz lebe von einer vielfältigen und verlässlichen Medienlandschaft, hiess es ziemlich zynisch weiter.

Eine umfassende journalistische Versorgung auf kommunaler, kantonaler und nationaler Ebene sei zentral, damit die Bevölkerung fundierte Entscheidungen treffen könne.

Die Lösung dafür: Ein Aufteilen des Marktes.

Bogen um Youtube und Instagram

Kern der Vereinbarung ist eine Einschränkung des Online-Angebots der SRG. Sie werde sich digital stärker auf ihr Kerngeschäft, Radio und TV, konzentrieren, hiess es. Die SRG nutze ausländische Plattformen, wie YouTube oder Instagram, nur ausnahmsweise.

Die SRG begrenzt zudem Textbeiträge künftig auf 2400 Zeichen. Interaktive Formate blieben Ausnahmen, ebenso verzichte die SRG auf textbasierte Liveticker bei exklusiv übertragenen Sportereignissen.

Ergänzend werde die SRG auf Beiträge privater Schweizer Medien verlinken und damit deren Reichweiten stärken.

Politischer Deal

Als Gegenleistung bekennen sich die privaten Medienhäuser um Ringier, CH-Media und NZZ-Gruppe zur Gebührenfinanzierung der SRG und lehnen die Halbierungsinitiative ab.

Die Initiative will dem Schweizer Mediensystem jährlich Hunderte von Millionen Franken entziehen.

Das ist eigentlich ein Schritt in Richtung mehr Bewähren am Markt. Doch genau dies unterlaufen die Privatmedien mit dem schmierigen Deal nun.

Wie dies ordnungspolitisch passt, steht in den Sternen. Aber selbst bei Subventionen halten die Verlage gleich beide Hände auf.

Merkwürdige Vorgehensweise

Solche «Zusammenarbeiten», die sich um Preisabsprachen und Aufteilung von Märkten drehen, sind laut dem Schweizer Wettbewerbsrecht allerdings verboten.

Den Medienhäusern scheint dies jedoch nicht sonderlich zu stören. 

Der Text der Vereinbarung werde noch dem Sekretariat der Wettbewerbskommission (Weko) zur kartellrechtlichen Prüfung vorgelegt, hiess es zwar.

Doch warum die Medien und die SRG dies nicht wie üblich vorher prüfen, bleibt unklar. Ein Inkrafttreten der Vereinbarung hänge von der Weko ab, erklärte der VSM lediglich.

Grosse Herausforderungen

Die TX-Group möchte allerdings kein Teil der Vereinbarung sein – unterstütze das Anliegen dennoch.

Angesichts der digitalen Transformation, schrumpfender Werbemärkte, zunehmender internationaler Konkurrenz und veränderter Nutzungsgewohnheiten sei die Branche mit grossen Herausforderungen konfrontiert.

Die Lösung: eine Einschränkung der Demokratie bei Abstimmungen und des Wettbewerbs. Eine Alternative wäre wie in jedem Industriezweig ein spannendes Angebot und Innovation.

«20 Minuten» mit irreführendem Namen

Printangebote liest nämlich kaum noch jemand, beziehungsweise sterben die Leser langsam, aber sicher aus.

Junge Menschen informieren sich online, doch die Traditionsmedien und SRG sind da so langweilig, dass sich nur wenige für ihr Angebot interessieren.

Als Beispiel sei «20 Minuten» aus dem Hause Tamedia genannt, was eigentlich «ein paar Sekunden» heissen müsste und dennoch von fast 300 Personen produziert wird. Die Nutzer schauen aber nur rasch drauf und sind gleich wieder weg.

Bei unserem Wirtschaftsnews-Portal muula.ch bleiben die Leser im Schnitt zwischen 5 bis 9 Minuten, was zeigt, dass der Inhalt spannend ist.

Ein Kartell mit einem Staatssender braucht es dazu sicher nicht.

15.05.2025/kut.

Private Medien schliessen Kartell mit Staatssender SRG

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