
Die Schweizer Börse SIX muss sich einen neuen Verwaltungsratspräsidenten suchen. Thomas Wellauer erklärte überraschend einen langen Rücktritt.
Der Verwaltungsratspräsident (VRP) der Schweizer Börse SIX wirft das Handtuch.
Thomas Wellauer habe den Verwaltungsrat informiert, dass er an der Generalversammlung 2026 nicht mehr zur Wiederwahl antreten werde, teilte die Gruppe am heutigen Mittwoch überraschend mit.
Strategische Neuausrichtung
Wellauer (Jg. 1955) hatte das Präsidium der SIX-Gruppe im Jahr 2020 übernommen.
In dem Communiqué wird der Manager zitiert, den Auftrag, das Unternehmen strategisch und betrieblich für die Zukunft auszurichten, erfüllt zu haben.
Die Grossübernahme der spanischen Börse BME in Madrid ging aber noch auf seinen Vorgänger Romeo Lacher zurück.
Marionette der UBS
Im Hintergrund gab es allerdings auch Kritik an dem einstigen McKinsey-Berater Wellauer, der lange beim Rückversicherer Swiss Re gearbeitet hatte.
Zuvor war er auch bei Credit Suisse (CS) und kurz als Aufsichtsrat beim Rückversicherer Munich Re tätig gewesen.

Seit die Grossbank UBS mit der Übernahme der CS zum grössten Aktionär bei der SIX aufgestiegen ist, hat der Börsenanbieter einen grossen Einfluss auf den Jahresabschluss der UBS.
Ein Milliardenverlust sowie ständige Kritik an dem Regulationsarm der Schweizer Börse, der Swiss Exchange Regulation SER, die nur an den Verwaltungsratspräsidenten berichtet, sollen UBS-Starbanker Sergio Ermotti aber nicht sonderlich erfreuen.
Systemausfälle, viele Dekotierungen und Wertberichtigungen auf die Beteiligung Worldline kamen noch hinzu.
Kunden gleich Eigentümer
Die UBS hat einen herrschenden Einfluss auf den Börsenplatz, weshalb der ganze Druck auf dem VRP Wellauer lag, der jedoch die Unabhängigkeit der SIX auch nicht mehr gewährleisten kann.
Allein, dass die SIX die Verluste der Behörde Übernahmekommission tragen muss, wie muula.ch berichtete, ist eine Fehlkonstruktion am Finanzmarkt.
Die Struktur der Börse selbst, bei der die Kunden gleichzeitig die Eigentümer sind, und die Selbstverwaltung der Börse, sind auch schwierig zu managen.
Das Unternehmen verfüge über eine gestärkte internationale Präsenz, eine kundenorientierte Unternehmenskultur und eine Governance-Grundlage, die für die nächste Entwicklungsphase ausgelegt sei, hiess es verklausuliert im Communiqué aus Zürich.
Damit ist das Aufgabenspektrum der Nachfolge klar umrissen.
CEO auch neu
Wellauer wird noch bis nächstes Jahr im Amt bleiben und setzt damit auf die unsäglichen «Ewigen Rücktritte».
Diese haben sich von der Agrogenossenschaft Fenaco über den Versicherer Helvetia bis hin zur FDP mittlerweile in der Schweiz etabliert, wie muula.ch unlängst kritisierte.
Und der CEO der SIX ist auch neu, denn der Vorgänger Jos Dijsselhof warf unlängst auch das Handtuch.
28.05.2025/kut.