Postfinance wollte Apple Pay, Twint & Co. Konkurrenz machen. Doch die Staatsbank stellt ihr Vorhaben um neue Bezahlmöglichkeiten diskret ein.
Firmen sind normalerweise gross, wenn es um das Ankündigen neuer Produkte oder Dienstleistungen.
Floppen sie, vergessen Unternehmen nicht selten, mit den gleichen blumigen Worten ihren Fehler einzugestehen.
Karten einfach in App laden
Genauso kann man die Staatsbank Postfinance, eine Tochter der Schweizerischen Post, einstufen. Vollmundig hatte Postfinance an einer Konferenz im Herbst 2018 angekündigt, die eigenen Mobile-Payment-Möglichkeiten auszubauen.
Kunden seien damit in der Lage sein, ihre Debit- oder Kreditkarten in die Postfinance-App zu laden, warb damals die Staatsbank für ihr «E-Wallet».
Durch den Vorstoss wollte Postfinance sogar eine Alternative zum Bezahldienst Twint lancieren, den sie selbst ins Leben gerufen hatte, den allerdings die Schweizer Börse SIX und eine Banken-Allianz an sich gerissen haben.
Kontaktloses Zahlen
Postfinance-Manager David Kauer frohlockte damals sogar, dass die neue Lösung ein simples Handling, wie Apple Pay, aufweisen werde.
Benutzer sollten einfach das Smartphone in die Nähe eines Kontaktlos-Terminals halten und Transaktionen mit einem Fingerabdruck bestätigen können.
Kunden bräuchten künftig gar keine Kreditkarten mehr – alles ginge bei Android-Geräten kontaktlos, so die Überlegungen.
Es sollte sogar möglich sein, physische Karten und elektronische Pendants über die App separat zu sperren, schwärmte Postfinance über die Zukunft des Bezahlens.
Wortkarge Aussage
Doch wer aufmerksam die Aktualisierung der Geschäftsbedingungen liest, stösst über einen Satz zum E-Wallet, welches als Zahlungsmittel der Zukunft über die App in den Himmel gelobt worden war.
Die digitale Postfinance Card (E-Wallet in der Postfinance-App) werde nicht mehr angeboten, hiess es lapidar im Vergleichsdokument.
Keine Erklärungen und keine grossen Worte, dass sich die mobilen Zahlungslösungen bei Postfinance geändert haben. Einfach nur eingestampft und fertig.
Detektivarbeit von Journalisten
Auch das Eingestehen, dass ein als lukrativ eingestuftes Projekt die Erwartungen nicht erfüllt hat, gehört aber zum Alltag in Firmen.
Dass Journalisten in Detektivarbeit solche Fehlentwicklungen aufspüren müssen, sollte eher die Ausnahme sein.
Bei Postfinance lohnt es sich nachzufragen, wie viel Steuergeld mit der Fehlentwicklung in den Sand gesetzt wurde – doch, wie muula.ch bereits erfahren musste, ist die Staatsbank bei Medienanfragen alles andere als transparent.
Damals wurden heimlich Debitkarten mit einer neuen Gebühr eingeführt.
03.09.2024/kut.