Postfinance tauscht alle Bankkarten aus und wirbt mit mehr Bezahlmöglichkeiten. Setzen Kunden die Karten ein, bittet sie die Staatsbank neu zur Kasse.
«Unbeschwert im In- und Ausland zahlen», lautet der Slogan von Postfinance, weil die Staatsbank die alten PostFinance Cards gegen neue Kärtchen mit Mastercard-Funktion ausgetauscht.
Mit der neuen Postfinance Card können Kunden praktisch überall bezahlen – neu sogar im Ausland, heisst es in der Werbung.
Keine Zusatzkosten?
Im Ausland gilt das Plastikkärtchen in allen Geschäften, Restaurants und in Onlineshops, die Mastercard akzeptieren.
«Es fallen keine Zusatzkosten an: Bei Privatkundinnen und -kunden ist die Karte im Bankpaket inkludiert, Geschäftskunden bezahlen wie bis anhin eine Jahresgebühr von 30 Franken pro Karte.»
«Keine Zusatzkosten», lautete es sogar fettgedruckt im Zwischentitel. Doch dies bezog sich nur auf den Kartenaustausch.
Gebühr bei Auslandseinsatz
«Wir bieten damit unseren 2,6 Millionen Kundinnen und Kunden ein sicheres und neu auch im Ausland einsetzbares Zahlungsmittel», teilte Postfinance zur Lancierung freudig mit.
Da bisher bei Bezahlung mit der Karte keine Gebühren angefallen waren, merken die Kunden von Postfinance auch erst im Ausland, wenn sie die Karte jenseits der Landesgrenzen einsetzen, dass es nun neue Gebühren gibt.
Geschäftskunden zahlen mehr
Für Einkäufe im Ausland, also beim Bezug von Waren oder Dienstleistung im Handel und im Internet, fällt nämlich eine Bearbeitungsgebühr von 1,5 Prozent an. Das steht so auch im Kleingedruckten.
Bezahlen Privatkunden zum Beispiel umgerechnet 250 Franken im Ausland, müssen sie also zusätzlich 3,75 Franken an Postfinance abdrücken.
Bei Geschäftskunden beträgt der Bearbeitungszuschlag sogar 1,7 Prozent. Sie kämen im Beispiel auf 4,25 Franken.
Fintech viel besser
Welcher Wechselkurs obendrein bei Fremdwährungen zum Einsatz kommt, bleibt allerdings in den Gebührenübersichten ein (Post-)Geheimnis.
Schweizer Neobanken, wie Yapeal, kennen solche Bearbeitungszuschläge überhaupt nicht und rechnen die Fremdwährungen noch dazu zu absolut günstigen Konditionen um.
Wortkarge Antwort
Hat sich der Austausch der Karten zumindest für Postfinance mit der neuen Einnahmequelle gelohnt? Dies wollte muula.ch von dem staatlichen Geldhaus, das am heutigen Donnerstag seine Jahresergebnisse präsentiert hat, wissen.
«Wir geben dazu keine Auskunft», teilte ein Postfinance-Sprecher wortkarg mit.
Auch auf den Hinweis, dass die Staatsbank der Öffentlichkeit zu besonderer Transparenz verpflichtet sei, half nichts. «Aus geschäftspolitischen Gründen weisen wir keine Erträge von einzelnen Produkten aus», hiess es erneut von Postfinance.
Die Gesamteinnahmen bei den Fees will das Kreditinstitut also nicht nach der neuen Einnahmequelle Postfinance-Mastercard aufschlüsseln.
Deutlicher Gewinneinbruch
Bei so einer Kommunikationspolitik braucht sich das Unternehmen auch nicht zu wundern, dass die Kunden offenbar in Scharen davonlaufen.
Im Geschäftsjahr 2022 sanken nämlich nicht nur die Einnahmen um 5,4 Prozent auf 1,2 Milliarden Franken, sondern auch der Gewinn brach um rund 15 Prozent auf 190 Millionen Franken ein.
Das Kosten-Ertrags-Verhältnis verschlechterte sich um 1,3 Prozentpunkte auf vergleichsweise hohe 77 Prozent.
Kunden laufen weg
Die Entwicklung der Kundenvermögen scheint auch Anlass zur Sorge zu geben. Schliesslich betrug der Wert im Jahr 2021 rund -13 Milliarden Franken. 2022 gingen dann noch einmal -6 Milliarden Franken weg.
Sowohl die Zahl der Privatkunden als auch jene der Geschäftskunden sanken. Privatkunden gab es im vergangenen Jahr rund 5 Prozent weniger bei 2,2 Millionen.
Das ist schon ein schlechtes Zeichen, wenn man zudem bedenkt, dass praktisch alle Flüchtlinge aus der Ukraine ein Konto bei der Staatsbank eröffnen müssen, weil nur dorthin die staatlichen Hilfsgelder unbar überwiesen werden.
Geschäftskunden kehrten Postfinance zu 2 Prozent den Rücken. Die Staatsbank kam noch auf zirka 263.000 Businesskunden.
Belegschaft auf Tiktok
Vielleicht sollten sich die ganzen Postfinance-Mitarbeiter, die sich tagtäglich bis zur Führungsspitze offiziell in den Sozialen Medien, wie auf Tiktok, präsentieren, auch mal vermehrt um das Wohl der Kundschaft kümmern.
Denn von den Gebühren bei dem Auslandseinsatz der neuen Karten erzählten die Verantwortlichen nichts.
Sehr wohl schwärmten sie aber, wie problemlos der Kartenaustausch für die ganze Kundschaft funktioniert habe.
09.03.2023/kut.