
Die Bank der Ultrareichen, Pictet, wagt einen Ausblick auf die Entwicklung der Kapitalmärkte. Für ein Land sind die Finanzexperten aber pessimistisch.
Die Genfer Privatbank Pictet schaut jährlich eine Dekade auf die Finanzwelt voraus und versucht, die besten Assetklassen zu identifizieren.
Fast 10 Prozent per annum
Alternative Anlagen, allen voran Private Equity, böten nach wie vor das höchste langfristige Renditepotenzial, hiess es von dem Geldhaus der Superreichen am heutigen Dienstag zum neuen Anlageausblick.
Dabei erwarten die Finanzexperten eine Rendite von 9,8 Prozent pro Jahr in Lokalwährung. Der Private-Debt-Markt biete ebenfalls attraktive Rahmenbedingungen und sei inzwischen die primäre Finanzierungsquelle für mittelständische Unternehmen.
Pictet rechnet auf Dollar-Basis mit einer Rendite von 8,1 Prozent pro Jahr.
Europa wacht auf
Bei Aktien gibt es aber eine grössere Bewegung.
Die Rendite von US-Aktien dürfte in den kommenden zehn Jahren auf rund 7,1 Prozent pro Jahr und damit deutlich unter den historischen Durchschnitt von 12,5 Prozent sinken, hiess es pessimistisch.
Die proaktivere und dynamischere Politik in Europa sorge hingegen für bessere Aussichten bei europäischen Aktien mit einer erwarteten Rendite von 7,2 Prozent in Lokalwährung beziehungsweise 8,6 Prozent auf Dollar-Basis.
Schwindende US-Dominanz
Für Schweizer Aktien prognostizieren die Genfer Privatbanker auf Dollar-Basis eine Rendite von 8,4 Prozent pro Jahr, dicht gefolgt von 8,3 Prozent für japanische Titel.
In Asien ohne Japan rechnet Pictet mit 7,2 Prozent, und dies ist damit immer noch leicht besser als Aktien in den USA.
Insgesamt schwinde die Dominanz von US-Titeln mehr und mehr, erklärten die Experten der von Teilhabern geführten Privatbank.
Die Abschottung bekommt den Vereinigten Staaten also schlecht.
Aktive Umschichtung nötig
Die Geopolitik und die Politik im Allgemeinen spielten eine immer grössere Rolle bei Anlageentscheidungen.
Dies erklärte Alexandre Tavazzi, Head of CIO-Office and Macro Research bei Pictet Wealth Management.
Die fortschreitende Entdollarisierung, der politische Druck auf die US-Zentralbank Fed, die digitale Entkopplung und die angespannte Haushaltslage in vielen Industrieländern verlangten Resilienz und eine aktive Allokation.
Konjunkturförderung einfangen
Auf Sektorebene würden in den nächsten zehn Jahren jene Unternehmen gut abschneiden, die ihren Fokus auf transformative Technologien wie künstliche Intelligenz, Elektrifizierung und Halbleiter richteten, gaben sich die Pictet-Spezialisten überzeugt.
Chancen böten sich auch bei europäischen Mid-Caps, denen die Konjunkturförderung am stärksten zugutekäme.

Der auf geopolitischer Bühne ausgetragene Wettbewerb – vor allem die digitale Entkopplung zwischen den USA und China – werde klare Gewinner und Verlierer hervorbringen.
Dies werde zu einem wachsenden Performancegefälle auf regionaler und Sektorebene führen.
Obligationen im Fokus
Nach vielen Jahren enttäuschender Renditen eroberten Fixed-Income-Anlagen nun ihren Status als Kernkomponente eines Portfolios zurück.
Die Renditeprognose für die kommenden zehn Jahre liege für US-High-Yield-Anleihen bei 6,5 Prozent.
US-Investment-Grade-Papiere erreichten 5,8 Prozent und US-Staatsanleihen verzeichneten 4,8 Prozent.
Im Segment europäischer Unternehmensanleihen erwartet Pictet für High-Yield-Papiere eine Rendite von 4,7 Prozent in Lokalwährung und 6,4 Prozent in Dollar. Bonds mit Investment-Grade erreichen 3,8 Prozent beziehungsweise 5,5 Prozent in Dollar.
Bares wird attraktiv
Erstmals seit vielen Jahren dürfte Dollar-Cash auch wieder leicht positive reale Renditen erzielen. Entsprechende Anlagen in Euro verharrten aber im leicht negativen Bereich.
Der Kaufkraftverlust sei damit weit weniger gravierend als in den vergangenen zehn Jahren, sodass Cash wieder gerne zur Portfoliodiversifizierung eingesetzt werde
Schweizer verschenken Geld
Klar ist also, dass die Portfolios für die nächste Dekade stark auf Privat-Equity und europäische Aktien setzen sollten.
Anleihen ergeben langsam als Beimischungen auch wieder einen Sinn. Und Cash ist nur in den USA «King».
Wer mit diesem Wissen für die Ultra High Net Worth Individuals UHNWI, also der Superreichen, auf die Portfolios der meisten Schweizer Pensionskassen oder des Sozialwerks AHV mit Compensuisse schaut, sieht, dass diese mit ihrem unendlichen Anlagehorizont regelrecht Geld verschenken.
Die Schweizer lassen dabei viel Rendite einfach links liegen.
07.10.2025/kut.