Pharmakonzern Novo Nordisk warnt indirekt die Schweiz

Eine Tablette von Novo Nordisk
Der Pharmakonzern Novo Nordisk produziert nicht nur Abnehmspritzen, sondern auch Tabletten. (Bild: PD)

Der dänische Pharmariese Novo Nordisk äussert seine Beobachtungen zu weltweiten Innovationen. Dies ist ein Weckruf an die Schweiz.

Lars Fruergaard Jørgensen, Chef des dänischen Pharmakonzerns Novo Nordisk, hat Europa als naiv bezeichnet.

Die Politik stelle häufig die falschen Weichen und vertreibe dadurch innovative Industrien, kritisierte der Manager des bekannten Herstellers für Abnehmspritzen & Pillen um Wegovy, Ozempic sowie Semaglutid die Regulierungswut.

Realitätscheck nötig

«Gesundheitspolitiker, die über fehlende Medikamente diskutieren, scheinen bisher nicht verstanden zu haben, dass der Mangel sehr viel damit zu tun hat, dass die Wirkstoffe eben nicht mehr in Europa hergestellt werden», sagte der Präsident und CEO des Pharmakonzerns im Interview mit der aktuellen «Welt am Sonntag».

Europa brauche wirklich dringend einen Realitätscheck, betonte er.

Lars Fruergaard Jørgensen
CEO und VRP von Novo Nordisk Lars Fruergaard Jørgensen (Bild: PD)

Es sei zwar gut, strenge Richtlinien für Produktion und Umweltschutz zu haben. Doch Europa leiste sich dabei eine naive Regulierung, welche die Verschmutzung in andere Teile der Welt verlagere, warnte er.

Florierender Markt USA

Novo Nordisk baue schon jetzt in der Forschung mehr Aktivitäten in den USA auf als in Europa, obwohl es hier starke Universitäten gebe.

«Wenn die Politik in Brüssel nicht endlich versteht, dass wirtschaftliche Aktivität vor allem da stattfindet, wo es einen florierenden Markt gibt, dann wird das, was Novo Nordisk vor 20 Jahren mit seiner Forschung begonnen hat und was heute für Wachstum und Arbeitsplätze sorgt, in Zukunft nicht mehr da sein», so der Novo-Nordisk-Chef.

Unternehmen schauten sich immer alle Rahmenbedingungen an, bevor sie in einem Land expandierten, betonte der Topmanager des Milliardenkonzerns.

Ausbildung up to date

«Die USA sind schneller bei der Zulassung von neuen Therapien und bereit, mehr Geld für innovative Medizin zu bezahlen», hiess es weiter. Dies mache es für Unternehmen attraktiv, neue Medikamente als Erstes dort auf den Markt zu bringen.

In der Folge beschäftigte sich dort die Wissenschaft intensiver mit den neuen Technologien, die Ausbildung ist daher stärker up to date.

Bestehende Standorte pflegen

Dann gelinge es den USA auch noch besser als anderen Ländern, Start-ups mithilfe von privatem Kapital zu finanzieren. «Europa hinkt da in allen Belangen hinterher», schickte Jørgensen damit auch eine indirekte Warnung an die Schweiz.

Und noch einen Punkt sprach er bei Investitionen an. Eine vorhandene Fabrik zu vergrössern, sei einfacher, als auf der grünen Wiese neu zu beginnen.

«Daher haben wir uns für Frankreich entschieden» zu investieren, weil Novo Nordisk am Standort in Chartres bereits seit 60 Jahren produziere.

Privates Wagniskapital finden

Die Sorge um bestehende Pharmafirmen, wie die Basler Konzerne Roche und Novartis, sollte für die Schweiz also genauso wichtig sein, wie schnelle Zulassungen, geringere Regulierung, gute Ausbildung sowie ausreichend privates Wagniskapital für Start-ups.

Novo Nordisk gibt der Schweiz also einen klaren Fahrplan vor. Es ist ein Zusammenspiel von gesetzlichen Rahmenbedingungen, Ausbildung, Finanzierung und schnellen Behörden.

Und wie die Ökonomie des Abnehmens verläuft, hat muula.ch unlängst ausführlich publiziert.

26.05.2024/kut.

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