Pensionskassen legen Vorsorgegelder viel riskanter an

Ein alter Mann schaut dem Sonnenaufgang zu
Pensionskassen sollen die Spargelder sicher anlegen. (Bild: NN 13 / pixabay)

Die jüngste Statistik zu Schweizer Pensionskassen bringt Trends zum Vorschein. Es sind nicht nur höhere Risiken in der Kapitalanlage.

Schweizer Vorsorgeeinrichtungen haben in den vergangenen Jahren ihre Kapitalanlagen deutlich riskanter angelegt.

«Im­ historischen Vergleich stand eine rekordhohe Vermögensallokation bei Aktien und Immobilien einer rekordtiefen Allokation bei Obligationen­ gegenüber.»

So hiess es in der jüngsten Pensionskassenstudie des Bundesamtes für Statistik BFS, die am heutigen Montag publiziert wurde und muula.ch einer kritischen Analyse unterzog.

Mehr Alternative Investments

Demnach sank, wie in der Grafik ersichtlich, der Anteil von Anleihen in den Portfolios von Pensionskassen innerhalb von zehn Jahren von 37,3 auf 27,8 Prozent.

Dagegen erhöhte sich der Anteil von Aktien von 25,8 auf 31,6 Prozent, wie die Gegenüberstellung der Werte der Jahre 2011 und 2021 zeigt.

Pensionskassenstatistik

Gleichzeitig erhöhte sich der Anteil von Alternativen Kapitalanlagen, die meist deutlich riskanter und illiquider sind als etwa Aktien und Obligationen, von 6,1 auf 8,5 Prozent.

Schwankende Erträge

Ende­ 2021­ verwalteten­ alle­ Pensionskassen­ der­ Schweiz­ ein­ Vermögen­ von­ 1159­ Milliarden­ Franken.

Mit Blick auf die Grafik verdoppelten sich die Kapitalanlagen also fast.

Pensionskassenstatistik
Pensionskassenstatistik

Die Resultate der Anlageerträge zeigen aber, dass sie sehr stark über die vergangenen Jahre schwanken und letztlich das deutlich erhöhte Risiko sich nur in minimalen Mehrerträgen widerspiegelt.

Fast 30.000 Franken an Rente

Die­ Pensionskassenstatistik­ zählte­ im­ Erhebungsjahr­ 1,93 Millionen­ Frauen ­und­ 2,54­ Millionen­ Männer.­

Somit zahlten­ 4,5 Millionen ­aktive­ Versicherte rund 21,3­ Milliarden­ Franken reglementarische Beiträge in die berufliche Vorsorge ein. Rund 346.950 Bezügerinnen ­und­ 522.770 ­Bezüger ­erhielten­ rund­ 24,6­ Milliarden­ Franken an ­Altersrenten.­

Somit­ hatten ­sie ­Anspruch­ auf­ durchschnittlich­ 28.268­ Franken­ pro­ Jahr, hiess es.

Vergleich möglich

Zahlreiche Personen entschieden sich jedoch anders: ­18.557 Frauen­ und ­32.657 ­Männer­ verlangten­ 2021­ eine­ Kapitaloption.­ Das­ Total­ der ­Kapital- ­oder ­Teilkapitalauszahlungen­ bei­ Pensionierung ­betrug ­11,3 ­Milliarden ­Franken.

Der ­Durchschnittswert ­des­ Kapitalbezugs ­belief­ sich­ auf ­220.734­ Franken. Jede Person kann nun mit dem eigenen Pensionskassenauszug vergleichen, wo er oder sie in Bezug auf den Schweizer Durchschnitt steht.

Mehr Unterdeckungen

Die Studie, die sich noch auf das Jahr 2021 bezieht, zeigt zudem, dass die Mehrzahl der Schweizer bei Vorsorgeeinrichtungen versichert ist, die einen hohen Deckungsgrad aufweisen.

Wie muula.ch aber berichtete, hat sich die Situation aber mittlerweile deutlich verschlechtert.

Stärkere Konzentration

Ausserdem werden anhand der Daten noch zwei Entwicklungen klar.

Der eine Trend ist die Konzentration, die in der Pensionskassen-Branche vonstattengeht. Rund 30 Prozent weniger Einrichtungen sind vom Markt verschwunden.

Die­ Anzahl­ Vorsorgeeinrichtungen ­sank­ im Jahr 2021 weiter­ auf­ 1389, was einem Minus von 3,1 entsprach.

Pensionskassenstatistik

Auf­ jede­ Einrichtung­ entfielen­ durchschnittlich­ 3224­ Versicherte­. Im Jahr 2020­ waren­ es­ durchschnittlich­ 3069 Versicherte gewesen.­

Zehn ­Jahre ­zuvor ­waren ­es ­1729. ­Somit ­ist­ die Zahl der aktiven Versicherten in den Pensionskassen um durchschnittlich­ 86,5 Prozent gewachsen.

Abstand zum Mindestzins

Und die zweite Entwicklung im Pensionskassenreport zeigt, dass die Pensionskassen trotz des Niedrigst- beziehungsweise Minuszinsumfeldes praktisch überhaupt keine Probleme haben, den BVG-Mindestzins zu erfüllen.

Die Durchschnittsverzinsung liegt stets über dem vom Bundesrat vorgegebenen Mindestzinssatz in der Beruflichen Vorsorge, wie die Grafik eindrücklich zeigt.

Somit können die Vorsorgeeinrichtungen ihre Kapitalanlagen durchaus auch riskanter anlegen und auf einen noch höheren Ertrag hoffen.

22.05.2023/kut.

Pensionskassen legen Vorsorgegelder viel riskanter an

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