Die jüngste Statistik zu Schweizer Pensionskassen bringt Trends zum Vorschein. Es sind nicht nur höhere Risiken in der Kapitalanlage.
Schweizer Vorsorgeeinrichtungen haben in den vergangenen Jahren ihre Kapitalanlagen deutlich riskanter angelegt.
«Im historischen Vergleich stand eine rekordhohe Vermögensallokation bei Aktien und Immobilien einer rekordtiefen Allokation bei Obligationen gegenüber.»
So hiess es in der jüngsten Pensionskassenstudie des Bundesamtes für Statistik BFS, die am heutigen Montag publiziert wurde und muula.ch einer kritischen Analyse unterzog.
Mehr Alternative Investments
Demnach sank, wie in der Grafik ersichtlich, der Anteil von Anleihen in den Portfolios von Pensionskassen innerhalb von zehn Jahren von 37,3 auf 27,8 Prozent.
Dagegen erhöhte sich der Anteil von Aktien von 25,8 auf 31,6 Prozent, wie die Gegenüberstellung der Werte der Jahre 2011 und 2021 zeigt.
Gleichzeitig erhöhte sich der Anteil von Alternativen Kapitalanlagen, die meist deutlich riskanter und illiquider sind als etwa Aktien und Obligationen, von 6,1 auf 8,5 Prozent.
Schwankende Erträge
Ende 2021 verwalteten alle Pensionskassen der Schweiz ein Vermögen von 1159 Milliarden Franken.
Mit Blick auf die Grafik verdoppelten sich die Kapitalanlagen also fast.
Die Resultate der Anlageerträge zeigen aber, dass sie sehr stark über die vergangenen Jahre schwanken und letztlich das deutlich erhöhte Risiko sich nur in minimalen Mehrerträgen widerspiegelt.
Fast 30.000 Franken an Rente
Die Pensionskassenstatistik zählte im Erhebungsjahr 1,93 Millionen Frauen und 2,54 Millionen Männer.
Somit zahlten 4,5 Millionen aktive Versicherte rund 21,3 Milliarden Franken reglementarische Beiträge in die berufliche Vorsorge ein. Rund 346.950 Bezügerinnen und 522.770 Bezüger erhielten rund 24,6 Milliarden Franken an Altersrenten.
Somit hatten sie Anspruch auf durchschnittlich 28.268 Franken pro Jahr, hiess es.
Vergleich möglich
Zahlreiche Personen entschieden sich jedoch anders: 18.557 Frauen und 32.657 Männer verlangten 2021 eine Kapitaloption. Das Total der Kapital- oder Teilkapitalauszahlungen bei Pensionierung betrug 11,3 Milliarden Franken.
Der Durchschnittswert des Kapitalbezugs belief sich auf 220.734 Franken. Jede Person kann nun mit dem eigenen Pensionskassenauszug vergleichen, wo er oder sie in Bezug auf den Schweizer Durchschnitt steht.
Mehr Unterdeckungen
Die Studie, die sich noch auf das Jahr 2021 bezieht, zeigt zudem, dass die Mehrzahl der Schweizer bei Vorsorgeeinrichtungen versichert ist, die einen hohen Deckungsgrad aufweisen.
Wie muula.ch aber berichtete, hat sich die Situation aber mittlerweile deutlich verschlechtert.
Stärkere Konzentration
Ausserdem werden anhand der Daten noch zwei Entwicklungen klar.
Der eine Trend ist die Konzentration, die in der Pensionskassen-Branche vonstattengeht. Rund 30 Prozent weniger Einrichtungen sind vom Markt verschwunden.
Die Anzahl Vorsorgeeinrichtungen sank im Jahr 2021 weiter auf 1389, was einem Minus von 3,1 entsprach.
Auf jede Einrichtung entfielen durchschnittlich 3224 Versicherte. Im Jahr 2020 waren es durchschnittlich 3069 Versicherte gewesen.
Zehn Jahre zuvor waren es 1729. Somit ist die Zahl der aktiven Versicherten in den Pensionskassen um durchschnittlich 86,5 Prozent gewachsen.
Abstand zum Mindestzins
Und die zweite Entwicklung im Pensionskassenreport zeigt, dass die Pensionskassen trotz des Niedrigst- beziehungsweise Minuszinsumfeldes praktisch überhaupt keine Probleme haben, den BVG-Mindestzins zu erfüllen.
Die Durchschnittsverzinsung liegt stets über dem vom Bundesrat vorgegebenen Mindestzinssatz in der Beruflichen Vorsorge, wie die Grafik eindrücklich zeigt.
Somit können die Vorsorgeeinrichtungen ihre Kapitalanlagen durchaus auch riskanter anlegen und auf einen noch höheren Ertrag hoffen.
22.05.2023/kut.