
Die «Neue Zürcher Zeitung» hat 2024 einen Gewinneinbruch erlitten. Neben implodierenden Eigenkapital schrumpft die Auflage teils drastisch.
Die «Alte Tante» an der Zürcher Bahnhofstrasse, wie die «Neue Zürcher Zeitung» freundlich genannt wird, muss einmal mehr Hiobsbotschaften über ihre eigene Entwicklung berichten.
Negativspirale erkennbar
Der Gewinn brach im abgelaufenen Geschäftsjahr um über 25 Prozent auf nur noch 14,8 Millionen Franken ein.
Der Umsatz reduzierte sich um rund 1 Prozent auf 248 Millionen Franken.
Im Jahr 2022 hatte der von Felix Graf als CEO geführte Medienkonzern einen Verlust von horrenden 166 Millionen Franken ausgewiesen.
Die Negativspirale ist also erkennbar. Die Langfrist-Entwicklung der «Alten Tante» hat muula.ch unlängst bereits thematisiert.
Ebit-Marge halbiert
Im Jahr 2024 sanken die Einnahmen aus dem Verkauf von Printwerbung um über 11 Prozent auf noch 33,3 Millionen Franken.
Abos brachten fast konstant 93,6 Millionen Franken an Umsatz.
Die Entflechtung der operativen Informatikprozesse mit CH Media kostete rund 11 Prozent beziehungsweise 3 Millionen Franken an sonstigen Erträgen.
Die operative Marge auf Stufe Ebit halbierte sich seit 2022 auf nur noch 5,9 Prozent.
Sonntagspresse im Tiefflug
Wie schwierig die Situation ist, lässt sich am besten an der Entwicklung der Auflage der einst so lukrativen «NZZ am Sonntag» ablesen.
Die verkaufte Auflage fiel in den vergangenen Jahren von 126.000 auf noch 108.000 Exemplare, was schon einen Einbruch von fast 15 Prozent darstellt.
Mittlerweile werden Zahlen zur Auflage mit etwas über 70.000 Exemplaren gehandelt, was einen weiteren Rückgang von 35 Prozent entsprechen würde.
Manch einer redet in der Medienbranche schon von einer Fusion mit der «SonntagsZeitung» und der Zusammenführung des Hauptblattes «NZZ» mit dem Zürcher «Tages-Anzeiger» aus dem Hause Tamedia.
Gigantische Luft in der Bilanz
Aber noch eine Entwicklung dürfte den NZZ-Aktionären, die eine konstante Dividende von 200 Franken je Titel versprochen bekamen, Kopfschmerzen bereiten.
Es ist das schrumpfende Eigenkapital, welches sich 2024 um 74,8 Millionen Franken beziehungsweise um 26 Prozent auf bloss noch 212,6 Millionen Franken sank.
Hauptursache dafür sei der verrechnete Goodwill aus der neuen 25-Prozent-Beteiligung am Schweizer Aussenvermarkter APG|SGA, hiess es.
Da legte das Medienhaus im Jahr 2024 die gigantische Summe von 165 Millionen Franken auf den Tisch, aber an Werthaltigem nicht viel zum Aktivieren gefunden.
Darlehensrückzahlung steht an
Gleichzeitig explodierte das Fremdkapital um 88,7 auf 181,7 Millionen Franken.
Die kurz- und langfristigen Finanzverbindlichkeiten erhöhen sich jeweils um 40 Millionen Franken.
Dies geschah wegen der Aufnahme eines Darlehens zur Finanzierung der Beteiligung an der APG|SGA, von dem die «NZZ» 40 Millionen Franken im Jahr 2025 zurückzahlen muss.
Die Eigenkapitalquote verschlechterte sich um rund horrende 22 Prozentpunkte auf nur noch 55 Prozent.
Jahrzehnte an Geduld nötig
Ab dem Geschäftsjahr 2025 werde sich die Beteiligung erstmals ganzjährig im Ergebnisanteil an assoziierten Gesellschaften widerspiegeln, hiess es fast banal im Geschäftsbericht.
Im Jahr 2024 gab es an der Stelle vom Aussenvermarkter APG|SGA jedenfalls nur 2,4 Millionen Franken.
Bis die rund 75 Millionen Franken an verlorenem Eigenkapital da wieder hereingespült werden, vergehen wohl ein paar Jahrzehnte.
02.04.2025/kut.