Neuer Swiss-Re-CEO erhöht die Sicherheitspuffer

Das Logo von Swiss Re am Hauptsitz in Zürich
Der Rückversicherer Swiss Re kappt seine Jahresziele. (Bild: PD)

Neue Firmenchefs versuchen oft, Schwachstellen ihren Vorgängern in die Schuhe zu schieben. Der Rückversicherer Swiss Re dürfte so ein Fall sein.

Die Hiobsbotschaft kam beim Rückversicherer Swiss Re aus heiterem Himmel und dürfte noch lange nachhallen.

Nach einer umfassenden Überprüfung der Reserven gab Swiss Re am heutigen Donnerstag überraschend die Stärkung der Rückstellungen in der Sachrückversicherung P&C im dritten Quartal bekannt.

US-Haftpflicht betroffen

Diese sei im Einklang mit der Entscheidung erfolgt, das Erreichen des Ziels zu beschleunigen, die Gesamtreserven am oberen Ende der Best-Estimate-Bandbreite zu positionieren, hiess es weiter.

Die Rückstellungen für Schäden aus früheren Jahren für das US-Haftpflichtgeschäft wurden im dritten Quartal um 2,4 Milliarden Dollar aufgestockt.

Nur geringe Kompensation

Damit belaufen sich die Aufstockungen der Rückstellungen in den ersten neun Monaten des Jahres auf insgesamt 3,1 Milliarden Dollar, erklärte Swiss Re weiter.

Die Aufstockungen kompensierte die Firma teilweise durch Auflösungen in anderen Sparten.

Dies habe im dritten Quartal 2024 unter dem Strich zu einer Nettoaufstockung der Rückstellungen für Schäden aus früheren Jahren um 2,0 Milliarden Dollar geführt.

Versäumnisse der Vergangenheit?

Der neue CEO des zweitgrössten Rückversicherers der Welt, Andreas Berger, erklärte, die allgemeine Widerstandsfähigkeit der Gruppe zu erhöhen, sei eine der wichtigsten Prioritäten des Managementteams.

Doch solche Entscheide kurz nach Amtsantritt sind meist damit verbunden, den Vorgängern auf dem Chefposten noch Versäumnisse in der Vergangenheit in die Schuhe zu schieben und damit nicht selbst für verantwortlich gemacht zu werden.

RAB und SIX müssen prüfen

Wohlgemerkt sind nicht mehr Schäden angefallen, sondern die Schätzungen für alte Schäden passte Swiss Re auf das obere Limit an.

Firmen haben da einen gewissen Spielraum, denn man weiss ja nicht, was da genau auf einen Versicherer tatsächlich alles zukommt.

Ob es da aber in der Vergangenheit unter der Führung von alt-CEO Christian Mumenthaler zu Verfehlungen kam, dürfte sich nun die Aufsichtsbehörde über die Wirtschaftsprüfer, die Eidgenössische Revisionsaufsicht RAB, anschauen.

Swiss-Re-CEO Andreas Berger
Andreas Berger führt Swiss Re seit Juli 2024 als CEO. (Bild: PD)

Auch die Schweizer Börse SIX dürfte die gigantische Aufstockung nicht so einfach hinnehmen, sondern die Irreführung von Investoren zumindest prüfen.

Gemütlich wieder auflösen

Swiss Re erwartet, dass P&C Re den angestrebten Schaden-Kosten-Satz von weniger als 87 Prozent im Jahr 2024 aufgrund der erhöhten Rückstellungen im dritten Quartal nicht erreichen wird.

Bei normalem Schadenverlauf hätte Swiss Re einen Gewinn von mehr als 3 Milliarden Dollar für das Jahr 2024 erwartet.

Das ist nun hinfällig. Damit wird Swiss Re deutlich hinter dem Marktführer Munich Re zurückfallen. Doch CEOs ist das Retten ihre eigene Haut meist wichtiger.

Falls die Rückstellungen nicht gebraucht werden, kann Swiss-Re-CEO Berger diesen Sicherheitspuffer in Zukunft schön gewinnbringend auflösen.

An der Börse kamen die Informationen dennoch positiv an. Die Swiss-Re-Titel legten gleich zum Handelsbeginn um rund 6 Prozent zu.

07.11.2024/kut./Meldung am Ende mit Börsenreaktion ergänzt

Neuer Swiss-Re-CEO erhöht die Sicherheitspuffer

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