Der Nahrungsmittelriese Nestlé verlässt die Erfolgsbahn. Neben einem Skandal mit Mineralwasser geht auch die Preisstrategie nicht mehr auf.
Der Schweizer Nahrungsmittelkonzern Nestlé hat im abgelaufenen Geschäftsjahr einen Umsatzrückgang verzeichnet. Die Verkäufe gingen um 1,5 Prozent auf 93 Milliarden Franken zurück, wie das Unternehmen am heutigen Donnerstag mitteilte.
Zurückhaltende Verbraucher
Das organische Wachstum bezifferte der Konzern um Nespresso, KitKat & Co. mit 7,2 Prozent. Jedoch betrugen die Preiserhöhungen satte 7,5 Prozent. Das interne Realwachstum habe sogar -0,3 Prozent betragen, hiess es weiter.
Dies sei besonders durch die verhaltene Konsumentennachfrage und Kapazitätsengpässe beeinträchtigt gewesen.
Kundschaft kehrt Rücken
Bei den Verbrauchern habe sich vor allem die Inflation ausgewirkt. Doch was machen Konsumenten, wenn ihnen die Produkte eines Herstellers zu teuer werden?
Genau, sie verzichten auf den Konsum oder weichen auf Alternativen aus. Genau das haben die Nachfrager getan – und Nestlé leidet besonders darunter. Bisher hiess es von Nestlé-CEO Mark Schneider diesbezüglich immer, die Substitution von Nestlé-Produkten sei durch die Preiserhöhungen noch nicht festzustellen.
Sind die Konsumenten einmal bei einem Alternativprodukt, hat Nestlé sicher Mühe, die ehemalige Kundschaft wieder zurückzugewinnen.
Etablierte Märkte als Problem
In den Industrieländern betrug das organische Wachstum 6,4 Prozent, angetrieben von Preisanpassungen mit einem negativen internen Realwachstum. In den aufstrebenden Märkten belief sich das organische Wachstum auf 8,4 Prozent, was auf Preisanpassungen und ein positives internes Realwachstum zurückzuführen ist.
Es zeigt sich also, dass die Herausforderungen von Nestlé bei den wichtigen Industrieländern liegen.
Gigantisches Gewinnwachstum
Der Schweizer Nahrungsmittelkonzern begründete die Preiserhöhungen immer mit der Teuerung, die er selbst erleiden würde. Doch schaut man auf die ausgewiesene operative Ergebnismarge, so legte die sogar zu.
Die Kennzahl für den Betriebsgewinn erhöhte sich um 0,2 Prozentpunkte auf 17,3 Prozent. Bei sinkendem Umsatz blieben die Überschüsse also zumindest konstant.
Besonders lukrativ ist beim Gewinn weiterhin Nespresso mit einer Gewinnmarge von über 20 Prozent. In der Region Nordamerika legte die Gewinnmarge sogar um 1,1 Prozentpunkte auf 22,2 Prozent zu.
Der Reingewinn stieg unter dem Strich um 20,9 Prozent auf 11,2 Milliarden Franken. Die Reingewinnmarge erhöhte sich um 2,3 Prozentpunkte auf 12,1 Prozent.
Ständige Dividendensteigerung
An der ordentlichen Generalversammlung am 18. April 2024 wird der Verwaltungsrat eine Dividende von 3 Franken je Aktie vorschlagen, was einer Erhöhung um 5 Rappen entspricht. Bei einer Annahme wäre dies die 29. Erhöhung der jährlichen Dividende in Folge.
Nestlé sei bestrebt, an der langjährigen Praxis der alljährlichen Dividendenerhöhung in Schweizer Franken festzuhalten, hiess es.
An der Börse kamen die Nachrichten nicht so gut an. Die Nestlé-Titel verloren umgehend über 4 Prozent. Dabei dürfe auch der Mineralwasser-Skandal noch nachhallen, über den muula.ch bereits berichtete.
Doch wahrscheinlich herrscht die Angst vor, dass Nestlé mit viel Marketingaufwand und Rabatt-Aktionen die verlorene Kundschaft zurückgewinnen muss.
22.02.2024/kut.