
Die Schweizerische Nationalbank hat den Leitzins konstant bei null belassen. Eine expansivere Geldpolitik sei aus einem Grund nicht nötig, so die SNB.
Der Präsident der Schweizerischen Nationalbank SNB, Martin Schlegel, ist derzeit regelrecht zu beneiden.
Die Teuerung ufert nicht nach oben aus, sondern dümpelt am unteren Rand des Intervalls herum, was die SNB als Preisstabilität ansieht.
Dynamischere Wirtschaft
Mittelfristig soll die Inflation auch wieder höher liegen, bekräftigte Schlegel an seiner Lagebeurteilung am heutigen Donnerstag in Bern vor den Medien.
Hoffnung schöpft der Nationalbankpräsident hauptsächlich aus einer besseren Konjunktur.
Bereits im dritten Quartal habe sich die Weltwirtschaft deutlich dynamischer entwickelt, als dies erwartet worden sei, betonte er.
Abrutschen in Deflation möglich
Für das Gesamtjahr 2025 erwartet die SNB ein Wachstum der Schweizer Volkswirtschaft von 1,5 Prozent.
Im kommenden Jahr soll der Zuwachs des Bruttoinlandproduktes BIP bei 1,0 Prozent liegen, was wohl eher konservativ erscheint.
Die Inflation soll da von Preiserhöhungen der Unternehmen kommen, wenn die Konjunktur besser laufe. Aktuell beträgt die Teuerung null Prozent.

Geht mit der Wirtschaftsdynamik die Inflation nach oben, erfüllt die Schweizer Zentralbank quasi automatisch ihr Mandat, so die Logik.
Selbst wenn die Schweiz in den kommenden Monaten mal in die Deflation abdrifte, sei der Weg zu einer Geldentwertung klar gezeichnet, so die SNB.
Interventionen am Devisenmarkt
Dabei ist der Schweizerfranken momentan auch kein grösseres Problem. Die Landeswährung ist zwar stark, aber vergleichsweise stabil.
Der Franken ist selbst zum Dollar relativ konstant. Die amerikanische Währung ging nominal um rund 12 Prozent zurück, doch zuvor hatte der Dollar gegenüber dem Franken auch stark aufgewertet.
Insofern droht von der Währungsfront derzeit auch kein Ungemach.
Die Notenbank sei aber jederzeit bereit, am Devisenmarkt zu intervenieren, falls es zu Verwerfungen käme, betonte Schlegel.
10-Prozent-Anteil genug
Käufe von Gold sind für die SNB ebenfalls kein Thema, wie das Dreierführungsgremium der SNB an seiner 5. Lagebeurteilung in dieser Konstellation vor den Medien in Bern ebenfalls klarmachte.
Die Schweizer Zentralbank habe mit ihren 1040 Tonnen an dem gelben Edelmetall einen Goldanteil von rund 10 Prozent bei ihren Kapitalanlagen und dies sei ausreichend, hiess es lapidar von den Währungshütern.
Nervöser Eindruck
Mit Nullzinsen und Zuwarten ist also genug von Seiten der Geldpolitik für die Schweizer Volkswirtschaft getan.
Für Negativzinsen sei die Hürde hoch, wiederholte Schlegel sein Mantra gleich mehrfach.
Der Deflationsdruck sei gegenüber der vergangenen Lagebeurteilung praktisch unverändert, erklärte der Nationalbankpräsident, der diesmal erstaunlich angespannt wirkte, und ab und zu sogar die Fragen der Journalisten vergass.
Keine Staatsfinanzierung
muula.ch wollte von der Schweizer Notenbank noch wissen, warum sie Ende September mit dem US-Finanzministerium eine gemeinsame Erklärung abgegeben hat, was relativ ungewöhnlich war.
Schlegel, der nunmehr rund ein Jahr im Amt ist, erklärte auf die Frage, dies sei im Rahmen der handelspolitischen Gespräche mit den USA geschehen und hätten andere Länder auch so gemacht.
Eine Annäherung an eine Staatsfinanzierung, wie etwa jene von den USA, sei dies allerdings nicht.
Schwache Währung ist geboten
Um den Franken aber in Schach, sprich schwach, zu halten, muss die SNB dann mit frisch gedruckten Banknoten doch immer wieder US-Staatsanleihen kaufen.
Dies geht aber nur, wenn die Importwaren das inländische Preisniveau in die richtige Richtung beeinflussen.
Herrscht im Ausland hohe Inflation vor, hält sie die Schweiz über einen starken Franken draussen.
Sinkt die Teuerung im Ausland, zöge ein starker Franken die Teuerung im Inland über günstigere Importe nur noch mehr nach unten. Dies ist schädlich, besonders, wenn die Preisentwicklung schon bei null Prozent liegt.
Da wäre ein schwächerer Franken also deutlich besser, denn der heizt dann sowohl die Exporte als auch generell die Konjunktur an.
Und irgendwann kommt automatisch Inflation, welche die SNB so dringend sucht.
11.12.2025/kut.





